200.000 Österreicher leiden an Herbst-Winter-Depression

200.000 Österreicher leiden an Herbst-Winter-Depression
Neue Studie an Uni-Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der MedUni Wien soll Ursachen erforschen.

Rund 200.000 ÖsterreicherInnen leiden an einer regelmäßig in der dunkleren Jahreszeit wiederkehrenden Herbst-Winter-Depression. Das ist das Ergebnis einer epidemiologischen Studie an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien. Die Ursachen dieser Regelmäßigkeit sind bisher ungenügend erforscht. In Kooperation von Psychiatrie, Nuklearmedizin und Radiologie an der MedUni Wien möchte man nun eine der Ursachen mit Hilfe der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) entschlüsseln.

Ziel der Untersuchungen ist der Einfluss der Lichtexposition auf das Enzym Monoaminooxidase A (MAO A), das bei Normalfunktion dazu beiträgt, Serotonin, Dopamin und Noradrealin geregelt abzubauen. Diese biochemischen Neurotransmitter im menschlichen Gehirn helfen grundsätzlich mit, Informationen zwischen den Nervenzellen an den Synapsen zu übertragen. Der gesamte Informationsaustausch nimmt nur wenige Millisekunden in Anspruch. Danach wird der Neurotransmitter (Serotonin, Dopamin und Noradrealin) entweder abgebaut oder zur Nervenzelle zurücktransportiert und wieder aufgenommen.

Die ForscherInnen nehmen an, erklärt Dietmar Winkler von der Spezialambulanz für Winterdepression an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien, dass dieses funktionelle Gleichgewicht bei Menschen mit Herbst-Winter-Depression gestört ist und dass das Enzym MAO A bei Lichtmangel vermehrt ausgeschüttet wird. Damit würde der Abbau der Neurotransmitter angekurbelt und ihre Aktivität verringert werden, das wirkt sich negativ auf den Informationsaustausch an den Synapsen aus.

Die Positronen-Emissions-Tomographiemessungen werden mit einem für Monoaminoxidase A hoch spezifischen Radioliganden durchgeführt. Dadurch sollen Erkenntnisse über die Auswirkungen des Lichtmangels auf die MAO A gewonnen werden – mit dem Ziel, mögliche neue Therapieansätze der Herbst-Winter-Depression aufzuzeigen.

Multidisziplinäre Zusammenarbeit an der MedUni Wien

Die aktuelle, vom Wissenschaftsfonds FWF geförderte Studie („Einfluss der Lichtexposition auf die zerebrale MAO A bei saisonal abhängigen Depressiven“) schließt 24 ProbandInnen mit saisonal abhängiger Depression und 24 vergleichbare Gesunde ein. Je zwölf in jeder Gruppe werden randomisiert drei Wochen lang mit Lichttherapie behandelt, die andere Hälfte bekommt eine Placebo-Lampe. Gleichzeitig bekommen die ProbandInnen tragbare Photometer ans Handgelenk, die die Lichtexposition messen. Zusätzlich werden Blut-Proben für eine DNA-Analyse entnommen. Die PET-Untersuchung wird zu drei verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt: zweimal im Winter vor und nach Lichttherapie sowie im darauffolgenden Sommer.

Die Studie wird als multidisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Leiter: Siegfried Kasper, Studienleiter: Dietmar Winkler und Rupert Lanzenberger) und Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Klinische Abteilung für Nuklearmedizin (Leiter: Marcus Hacker, Studienleitung: Wolfgang Wadsak, Markus Mitterhauser) durchgeführt. Kontaktmöglichkeit für betroffene PatientInnen an der MedUni Wien: +43/1/40 400 – 73 882 oder E-Mail: neuroimaging@meduniwien.ac.at.

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