Suiziddarstellung im TV: Es kommt auf das "Wie" an

Suizid-Darstellung im TV: Es gibt immer eine andere Lösung, schreiben MedUni Wien-ForscherInnen im British Medical Journal.

„Die Darstellung der Suizid-Problematik im Fernsehen ist wichtig für die Entstigmatisierung. Aber es kommt auf das ‚Wie‘ an. Wichtig ist es, zu zeigen, dass es immer eine andere Lösung, dass es immer einen anderen Ausweg aus einer schwierigen Lebenssituation gibt“, das ist die zentrale Botschaft eines Editorials von MedUni Wien-ForscherInnen unter der Leitung von Thomas Niederkrotenthaler (Suizidforschungs-Unit am Zentrum für Public Health) im Top-Journal BMJ zur Darstellung von Suizid im TV anlässlich der umstrittenen Netflix-Serie „13 Reasons Why“ („Tote Mädchen lügen nicht“), in der sich eine junge Frau das Leben nimmt. Diese Botschaft fügt sich exakt in das Motto des Welt-Suizidpräventionstags am 10. September 2017 ein, das heuer „Nimm dir Zeit, sprich an, hör zu – gib Hoffnung“ lautet. Niederkrotenthaler: „Wir wollen in Zusammenarbeit mit amerikanischen Suizidpräventionsexperten Druck auf Netflix aufbauen, vielleicht können wir dort und bei anderen Teilen der Unterhaltungsindustrie eine Änderung der Darstellung von Suizid im TV erreichen.“

Suizidproblematik ansprechen – aber richtig

Den ExpertInnen der MedUni Wien geht es um das „Wie“ der Darstellung. Es geht nicht darum, Suizid nicht anzusprechen – ganz im Gegenteil. Co-Autor Benedikt Till von der MedUni Wien: „Das Thema gehört entstigmatisiert und muss daher auch im TV angesprochen werden. Aber man sollte besser zeigen, wie man nach einem Suizidversuch weiter leben kann, wie es gelingt, danach sein Leben zu managen und in den Griff zu kriegen und zu zeigen, dass es immer einen Ausweg gibt. Das könnte enorm hilfreich sein.“

Die ForscherInnen der Medizinischen Universität haben zu diesem Zweck mit Kolleginnen unter dem Dach der "Österreichischen Gesellschaft für Suizidprävention (ÖGS)" vor kurzem eine Broschüre „Zum Umgang mit der Netflix-Serie ‚13 Reasons Why‘ in der Schule“ veröffentlicht, der auch als Vorlage für die Thematisierung anderer Suiziddarstellungen für LehrerInnen, ÄrztInnen, aber auch in der Familie geeignet ist.
Gleichzeitig haben die ExpertInnen der MedUni Wien unter Leitung von Niederkrotenthaler maßgeblich an der Überarbeitung der Medienempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO für die Darstellung von Suizid mitgewirkt – diese werden zum Welt-Suizidpräventionstag am 10. September in Genf präsentiert. Darin geht es ebenfalls insbesondere darum, wie man suizidale Inhalte in Medien so aufbereiten kann, dass Nachahmungseffekte minimiert werden und präventive Effekte untermauert und gezeigt werden können.

Anlaufstellen in Österreich

Präventive Angebote in Österreich gibt es auf der Website der österreichischen Suizidpräventionsplattform www.suizid-praevention.gv.at, an der die MedUni Wien ebenfalls aktiv beteiligt ist. Die Zielgruppe für die Inhalte dieser Website sind Menschen, die 1) selbst Suizidgedanken haben 2) sich Sorgen machen, um jemanden, der/ die Suizidgedanken hegt 3) die jemanden durch Suizid verloren haben oder 4) die mehr zum Thema erfahren möchten oder Anlaufstellen suchen.


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