Zoff zwischen Start-ups und Konzernen

Zoff zwischen Start-ups und Konzernen
Kooperieren junge mit etablierten Unternehmen, gibt es hohe Erwartungen. Oft werden sie enttäuscht.

Bei Kooperationen zwischen Start-ups und großen Konzernen stellt sich immer öfter Ernüchterung ein. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „After the Honeymoon Ends“ vom Strategieberatungsunternehmen Boston Consulting Group (BCG). Demnach sind nur 55 Prozent der Konzerne und 45 Prozent der Start-ups mit der Zusammenarbeit zufrieden. „Momentan herrscht bei Kooperationen häufig Frust“, sagt Stefan Gross-Selbeck, globaler Geschäftsführer der BCG-Einheit Digital Ventures.

Auf Euphorie folgt Enttäuschung

Für die Studie wurden knapp 190 große Unternehmen sowie rund 90 Start-ups in Österreich, Deutschland und der Schweiz befragt. 40 Prozent der großen Unternehmen kritisieren, dass während der Kooperation zu wenige Pilotprojekte gestartet und keine neuen Geschäftsmodelle entwickelt wurden.

Mehr als 40 Prozent der Gründer sind nach der Anfangseuphorie enttäuscht, dass ihre Ziele nicht erfüllt werden, sie keinen sichtbaren Umsatzzuwachs durch besseren Marktzugang erzielen oder neue Vertriebskanäle erschließen konnten. Das Frustpotenzial ist auf beiden Seiten besonders hoch, wenn Entscheidungen nicht schnell und transparent getroffen werden oder das Gefühl einer ungleichen Partnerschaft besteht. Oft sind auch die Erwartungen hoch, wodurch das Risiko der Enttäuschung steigt.

Pflicht zur Innovation

Dabei sind Start-ups und Konzerne geradezu zur Zusammenarbeit verdammt. „Große Unternehmen versprechen sich davon derzeit, das eigene Geschäftsmodell schneller und besser zu digitalisieren. Start-ups erhoffen sich wichtige Marktzugänge“, sagt BCG-Partner Michael Brigl. In Österreich habe erst die Hälfte der ATX-Unternehmen Kooperationen in die Praxis umgesetzt.

Unterschiedliche Vorstellungen

In Deutschland würden bereits 29 von 30 DAX-Konzernen mit Start-ups zusammenarbeiten. „Das ist wichtig, denn gegenüber ihren Aktionären stehen sie in der Pflicht, innovativ sowie disruptiv zu sein“, sagt Brigl. In Österreich setzen neun der 20 ATX-Unternehmen auf zumindest ein Start-up. Die Studie zeigt auch, dass österreichische Familienunternehmen öfter als ATX-Unternehmen auf Innovationsvehikel zurückgreifen: 60 Prozent nutzen mindestens eines.

Noch scheitern viele Kooperationen an unterschiedlichen Vorstellungen. Große Unternehmen müssen lernen, Zugang zu Ressourcen sicherzustellen und Pilotprojekte mit dem Start-up zu definieren. Start-ups müssen deutlich machen, welchen Mehrwert sie bringen und zeigen, wie ihre Beiträge helfen, Ziele zu erreichen, so die Studie.

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