Zittern nach dem Rating-Schock

Zittern nach dem Rating-Schock
Um eine weitere Krisen-Eskalation zu vermeiden, will die Europäische Zentralbank stärker als bisher intervenieren.

Woche des Grauens" oder "das Tor zur Hölle ist auf". So heftig beschrieben Aktienhändler die Kursstürze in den vergangenen Tagen. Da war aber die Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit durch Standard&Poor's noch gar nicht berücksichtigt. Als S&P den Amerikanern - erstmals in der US-Geschichte - die Bestnote AAA entzog, waren die Börsen schon geschlossen. Am Wochenende ging daher die Angst vor einem neuerlichen Kurscrash um. Spitzenpolitiker rund um den Globus versuchten in hektischen Telefon- und Videokonferenzen, eine Arznei gegen die mögliche Panik zu finden.

Intervention

Die Zeit drängte enorm, denn um Punkt 2.00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit eröffnet mit Tokio die erste große internationale Börse. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte am Sonntagabend eine Videokonferenz an, bei der die Gouverneure der Euro-Notenbanken über den Kauf von italienischen Staatsanleihen berieten. Die Notlage erzwang eine klare Aussage.

Kurz vor Mitternacht bestätigte die EZB einen möglichen Kauf von italienischen Staatsanleihen, damit sich die Schuldenkrise im Euroland entspannt. Auch der Kauf weiterer Staatsanleihen anderer Länder wurde in Aussicht gestellt. Zugleich ermahnte sie die
Problemkinder Italien und Spanien zum Schuldenabbau. Damit signalisierte die EZB den verunsicherten Anlegern, entschlossener als bisher auf den Finanzmärkten intervenieren zu wollen, um eine Krisen-Eskalation zu vermeiden.

Mit Italien ist ein wirklich großes Euroland massiv ins Gerede gekommen. Die Renditen zehnjähriger italienischer Papiere sind am Freitag sogar über jene von Spanien gestiegen. Ein Zustand, den die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone nicht lange verkraften kann. Der Kurs des Euro legte im asiatisch-pazifischen Frühhandel kräftig zu.

Am Sonntagabend stimmten sich auch die Finanzminister und Notenbankchefs der führenden Industrienationen (G-7) in einer Telefonkonferenz ab. Bis zuletzt gab es aber keine gemeinsame Erklärung.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy versuchten am späten Sonntagabend gemeinsam zu kalmieren. Sie bekräftigten die Beschlüsse des EU-Gipfels vom Juli, wonach der EU-Rettungsfonds EFSF ab Oktober Staatsanleihen angeschlagener Euroländer kaufen soll. Zugleich ermahnten auch sie Italien und Spanien, ihre angekündigten Sparpakete rasch und komplett umzusetzen. Auch von der US-Notenbank wurden für Montag weitere beruhigende Signale erwartet.

Gelassenheit

Im Gegensatz zu China, das ungewöhnlich scharf über die US-Schuldenpolitik schimpfte, reagierte Russland auf die Zurückstufung der US-Kreditwürdigkeit gelassen. "Das ist solch eine leichte Korrektur, dass sie für eine lange Zeit unter Investitionsgesichtspunkten missachtet werden kann", so Russlands Vize-Finanzminister Sergej Stortschak. In den USA blieb es am Sonntag verdächtig ruhig. Einzig die Meldung, wonach US-Finanzminister Timoty Geithner trotz Herabstufung weiter im Amt bleiben wolle, ließ aufhorchen. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, dass Geithner sich zurückziehen werde.

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