Zalando: Manager zum Betriebsrat gewählt

Die Zalando-Chefs Robert Gentz, Rubin Ritter und David Schneider anlässlich des Börsengangs im Vorjahr.
Gewerkschaft kritisiert eigenwillige Betriebsratswahl wie bei einem "Casting". Aktienkurs unter Druck.

War das wirklich der Wille der Beschäftigten? Ausgerechnet ein hochrangiger Manager wurde zum Vorsitzenden des sechsköpfigen Betriebsrates nach europäischem Recht beim deutschen Online-Modehändler Zalando gewählt. Der 36-jährige Schwede Michael Lingskog verantwortet das gesamte Skandinavien-Geschäft von Zalando. Stellvertreter wurde ein Teamleiter aus dem Logistikzentrum in Erfurt.

Die deutsche Dienstleistungsgewerkschaft ver.di kritisiert den Ablauf der Betriebsratswahl. „Kritische Kandidaten außerhalb der Führungsebene hatten keine Chance“, sagte der für den Online-Handel zuständige ver.di-Sekretär Stefan Najda dem Tagesspiegel. Die Kandidaten hätten sich wie bei einem „Casting“ bei einer Vorstellungsrunde selbst darstellen müssen. Weniger gut qualifizierte Beschäftigte seien benachteiligt gewesen, da die Kandidaten auf Englisch sprechen mussten.

Zalando-Sprecher Boris Radke wies die Vorwürfe der Gewerkschaft zurück. Englisch sei die meistgesprochene Sprache im Unternehmen. 40 Prozent der Beschäftigten in Berlin stammten aus dem Ausland. Die ausländischen Mitarbeiter wären ansonsten benachteiligt worden. Den „Casting“-Charakter der Wahl habe die Belegschaft ausdrücklich gewünscht, führte Radke aus. Ver.di habe selbst eine Liste mit möglichen Kandidaten vorlegen wollen.

Kurseinbruch

Schlechte Nachrichten eines Mitbewerbers drückten am Mittwoch die Zalando-Aktie an der Frankfurter Börse tief ins Minus. Der Aktienkurs verlor mehr als sieben Prozent. Der britische Online-Modehändler Boohoo musste die Ergebniserwartungen des Marktes dämpfen. Wegen eines geringer als erhofften Umsatzwachstums würden auch die aktuellen Gewinnprognosen im Gesamtjahr nicht erreicht, hieß es.

Zalando ist seit Oktober 2014 an der Börse notiert. Der Versandhändler ist in 15 Ländern aktiv und beschäftigt nach eigenen Angaben in Deutschland mehr als 7000 Mitarbeiter.

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