Zahl der Arbeitslosen sank um 2,4 Prozent

Die Arbeitslosigkeit steigt, schuld sind die anderen?
Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen mit 370386 niedriger, aber mehr Schulungsteilnehmer, Arbeitslosenquote um 0,5 Prozentpunkte auf 7,6 Prozent gesunken.

Der Wirtschaftsaufschwung lässt weiterhin die Arbeitslosenzahlen in Österreich sinken. Ende Juli waren im Vergleich zum Vorjahresmonat um 2,4 Prozent weniger Personen ohne Job, Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammengerechnet also 370.386 Personen (- 9.293). Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition sank um 0,5 Prozentpunkte auf 7,6 Prozent. Ende Juli gab es 307.191 vorgemerkte Arbeitslose, das waren um 4,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Um 45 Prozent mehr offene Stellen

Die Zahl der Schulungsteilnehmer beim Arbeitsmarktservice (AMS) stieg hingegen um 8,2 Prozent auf 63.195 Personen, wie das Sozialministerium am Dienstag in einer Aussendung mitteilte. Seit Herbst 2016 sinken die Arbeitslosenzahlen, die damals ein historisches Rekordhoch erreicht hatten. Die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen schnellte um 48,5 Prozent auf 65.038 nach oben. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten stieg per Ende Juli laut einer vorläufigen Prognose um 68.000 Personen (+1,8 Prozent) auf 3,728 Millionen. Trotz guter Wirtschaftskonjunktur verfestigten sich die Langzeitarbeitslosigkeit und die Arbeitslosigkeit bei Personen über 50 Jahren, während Junge deutlich leichter eine Stelle finden.

Zahl der Langzeitarbeitslosen steigt

Der Konjunkturaufschwung senkte im Juli nicht in allen Bereichen die Arbeitslosenzahlen in Österreich. Mehr arbeitslose Personen und Schulungsteilnehmer gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat bei Akademikern (+5 Prozent) und Personen mit höherer Bildung (+2,8 Prozent), über 50-Jährigen (+3,8 Prozent) und Ausländern (+2,6 Prozent). Die Zahl der Langzeitarbeitslosen stieg um 6,7 Prozent. Auch im Gesundheits- und Sozialsektor gab es einen leichten Anstieg um 1,5 Prozent.

In allen anderen Wirtschaftsbereichen sank die Zahl der arbeitslosen Personen und Schulungsteilnehmer per Ende Juli. Am deutlichsten war der Rückgang am Bau (-7,4 Prozent), gefolgt von der Warenproduktion (-7,1 Prozent), Handel (-4,7 Prozent), Beherbergung und Gastronomie (-4,5 Prozent), Arbeitskräfteüberlassung (-1,8 Prozent) und Verkehr (-0,5 Prozent). Die gemeldeten offenen Stellen beim AMS stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp 50 Prozent. „Es ist dies nicht nur höchst erfreulich, sondern lässt auch auf die Nachhaltigkeit des Konjunkturaufschwungs schließen“, kommentierte AMS-Vorstand Johannes Kopf die aktuellen Arbeitslosenzahlen. „Nichtsdestotrotz bleiben große Anstrengungen der aktiven Arbeitsmarktpolitik vor allem für ältere und langzeitarbeitslose Menschen notwendig, damit auch diese Personengruppen künftig davon profitieren können.“

Mehr Arbeitslose in Wien und in Vorarlberg

Während es in Wien (+0,2 Prozent) und Vorarlberg (+0,6 Prozent) einen leichten Anstieg bei arbeitslosen Personen und Schulungsteilnehmer gab, sanken die Zahlen in allen anderen Bundesländern. Den stärksten Rückgang verzeichnete Tirol (-10,1 Prozent), gefolgt von der Steiermark (-6,9 Prozent), Burgenland und Kärnten (jeweils -4,4 Prozent), Salzburg (-3,6 Prozent), Oberösterreich (-2,6 Prozent) und Niederösterreich (-2,1 Prozent). Positive Nachrichten am Arbeitsmarkt gab es auch für viele andere Personengruppen: Ein deutlicher Arbeitslosenrückgang wurde bei Jugendlichen unter 25 Jahren (-6,4 Prozent), Personen mit Lehrausbildung (-4,8 Prozent), Inländern (-4,5 Prozent), Personen im Haupterwerbsalter zwischen 25 bis 49 Jahren (-3,9 Prozent) und Männern (-3,6 Prozent) verzeichnet

In Deutschland auf 2,518 Millionen gesunken

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Juli aufgrund der Sommerpause gegenüber dem Vormonat Juni um 45.000 auf 2,518 Millionen gestiegen. Das ist dennoch der niedrigste Wert in einem Juli seit der deutschen Wiedervereinigung. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 143.000 Erwerbslose weniger, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg (Bayern) mitteilte. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,1 Punkte auf 5,6 Prozent. „Die Nachrichten vom Arbeitsmarkt sind positiv: Die Zahl der arbeitslosen Menschen hat im Juli aus jahreszeitlichen Gründen zwar zugenommen, saisonbereinigt gab es aber einen Rückgang“, sagte BA-Chef Detlef Scheele.

Die um jahreszeitliche Einflüsse bereinigte Erwerbslosenzahl lag im Juli bei 2,537 Millionen. Damit waren etwa 9.000 Männer und Frauen weniger ohne Job als im Juni. Im Westen sank die Zahl um 5.000, im Osten um 4.000. Die Beschäftigung sei erneut kräftig gewachsen und die Nachfrage der Betriebe nach neuen Mitarbeitern steige auf hohem Niveau weiter an, sagte Scheele weiter. Die Zahl der Jobsucher steigt im Sommer, weil sich viele Schulabgänger vorübergehend arbeitslos melden.

Im Juli waren 23.352 anerkannte Flüchtlinge und 4.851 subsidiär Schutzberechtigte, insgesamt also 28.203 Personen, beim AMS als arbeitslos gemeldet. Gegenüber Juli 2016 ist dies ein Anstieg von rund 12 Prozent. Viele von ihnen besuchen derzeit Deutschkurse und andere Schulungen. Seit Monaten sinken die Zahlen leicht, im Februar waren es noch 29.146 Personen.

Im Juli waren 20.668 Männer und 7.535 Frauen als anerkannte Flüchtlinge und Schutzberechtigte beim Arbeitsmarktservice (AMS) registriert. Davon kamen 12.665 aus Syrien, 5.349 aus Afghanistan, 3.210 aus Russland und 1.828 aus dem Irak, teile das AMS auf APA-Anfrage mit. Schutzberechtigte haben kein Asyl erhalten, aber ihr Leben oder ihre Gesundheit wird etwa in Afghanistan oder Somalia bedroht und daher dürfen sie vorerst in Österreich bleiben.

Innerhalb Österreichs sind die arbeitslosen Flüchtlinge sehr unterschiedlich verteilt: Ein Großteil der Personen sind in Wien (17.643), gefolgt von Oberösterreich (2.768), Niederösterreich (2.723) und Steiermark (1.852). Deutlich weniger anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte sind in Salzburg (820), Kärnten (752), Tirol (748), Vorarlberg (672) und dem Burgenland (225) beim AMS registriert.

Anerkannte Flüchtlinge und Schutzberechtigte stellten im Juli einen Anteil von 7,6 Prozent aller beim AMS vorgemerkten Personen und Schulungsteilnehmer dar.

Das AMS hat sich auf einen hohen Flüchtlingsandrang vorbereitet. Seit Februar stagniert aber die Zahl der anerkannten Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten ohne Job. Lang andauernde Asylverfahren sind ein Mitgrund für die Stagnation der Zahlen. Dies ist nach Ansicht von Experten problematisch für die künftige Arbeitsmarktintegration.

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