Yellen räumt das Feld: Trump kann Fed umbauen

Janet Yellen
71-jährige Notenbankchefin zieht in Brief an amerikanischen Präsidenten positive Bilanz.

US-Zentralbankchefin Janet Yellen räumt nach der für Februar 2018 vorgesehenen Wachablöse an der Spitze der Federal Reserve (Fed) komplett das Feld und verzichtet auf einen Direktorenposten. Sie eröffnet mit der am Montag bekanntgemachten Entscheidung Präsident Donald Trump damit die Möglichkeit, die Führungsriege der mächtigsten Notenbank der Welt personell noch stärker zu prägen.

Dieser hat bereits seinen republikanischen Parteifreund Jerome Powell zu Yellens Nachfolger bestimmt. Nach dessen Aufrücken auf den Chefsessel kann er vier vakante Plätze im nominell siebenköpfigen Direktorium der Notenbank neu besetzen. Und das auf lange Zeit: Denn die Mandate werden jeweils mit Zustimmung des Senats für 14 Jahre vergeben.

Yellen hätte bis 2024 bleiben können

Yellen sitzt seit 2010 in diesem Gremium und hätte somit theoretisch bis 2024 ihren Direktorenplatz behalten können, auch wenn ihr vierjähriges Mandat als Fed-Chefin Anfang Februar abläuft. Doch die 71-jährige Ökonomin will nun einen Schlussstrich ziehen: Sie folge der bisher üblichen Praxis und werde als Direktoriumsmitglied zurücktreten, wenn Powell vereidigt sei, schrieb sie an Trump. Bis dahin werde sie alles für einen reibungslosen Übergang tun. Zugleich zog sie eine positive Bilanz ihrer Zeit im Direktorium und verwies darauf, dass in diesem Jahrzehnt unter dem Strich 17 Millionen Jobs in den USA entstanden seien und sich die Wirtschaftslage nach den Rezessionsjahren "beträchtlich verbessert" habe.

Trump, ein bekennender Anhänger niedriger Zinsen, hatte Yellen vor seiner Wahl heftig kritisiert, später jedoch für ihre Amtsführung gelobt. Dennoch verwehrte er ihr eine zweite Amtszeit, obwohl er sie neben Fed-Direktor Powell und weiteren Kandidaten in die engere Wahl genommen hatte: Dazu gehörten auch der Ökonomie-Professor John Taylor, Trumps Wirtschaftsberater Gary Cohn und der ehemalige Fed-Direktor Kevin Warsh. Der eine oder andere Namen könnte laut Experten nun auch bei der anstehenden Besetzung der vakanten Direktorenposten wieder auftauchen. Yellen steht für einen Kurs behutsamer Zinserhöhungen, der unter ihrem noch vom Senat zu bestätigenden Nachfolger Powell fortgesetzt werden dürfte.

Nach Taylor ist eine volkswirtschaftliche Regel zur Bestimmung des Leitzinses benannt. Er schlägt seine Taylor Rule als Richtschnur für die US-Geldpolitik vor. Während der Professor damit bei manchen Republikanern im Kongress offene Türen einrennt, trafen diese Vorstellungen in der Spitze der Notenbank bisher auf heftigen Widerstand. Ob sich dies in Zukunft ändern wird, hat Trump mit der Besetzung der vakanten Stellen in der Führung mehr oder weniger selbst in der Hand.

Nächste Sitzung Mitte Dezember

Die Fed wird das nächste Mal am 12. und 13. Dezember zu einer geldpolitischen Sitzung zusammenkommen. Es gilt als wahrscheinlich, dass Yellen als letzte große Amtshandlung an der Spitze der Fed die Zinszügel nochmals straffen wird: Sie hat den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld dieses Jahr bereits zweimal angehoben - zuletzt im Juni auf die aktuell gültige Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent.

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