Wolford geht an Finanzinvestor aus China

 
Der chinesische Investor Fosun kauft sich beim Vorarlberger Wäschehersteller ein.

Das Bieterrennen um den börsennotierten Bregenzer Wäschehersteller Wolford ist entschieden: Wie der KURIER exklusiv berichtete, geht der Zuschlag an den chinesischen Investor Fosun International. Wolford bestätigte die Übernahme am Donnerstag Vormittag in einer Ad-hoc-Meldung .

Das asiatische Unternehmen ist das größte private Firmenkonglomerat Chinas und wird an der Hongkonger Börse gehandelt. Für Schlagzeilen sorgte Fosun, als der Konzern kürzlich das französische Luxusmodehaus Lanvin übernommen hat – es steckte ebenso wie Wolford in Turbulenzen.

Verluste

Das Vorarlberger Unternehmen, das knapp 1500 Mitarbeiter – davon allein 700 am Standort Bregenz – beschäftigt, hat sich im Jahr 2017 wirtschaftlich leicht erholt; der Verlust im ersten Halbjahr lag mit knapp 6 Millionen Euro unter dem des Vergleichzeitraums des Vorjahres.

Die Strategie des chinesischen Konzerns ist es offenbar, europäische Luxusmarken aufzukaufen und an der Hongkonger Börse zu handeln. Fosun zeigte auch Interesse an der italienischen Dessousmarke La Perla, ging aber diese Woche leer aus. An Wolford wird das chinesische Unternehmen nach zu 51 Prozent beteiligt – so viel gehörten bisher den Familien Wilhelm und Palmers.

Der Kaufpreis soll 12,80 Euro je Aktie betragen. Zur Stärkung der Finanzstruktur ist eine Kapitalerhöhung unter Wahrung der Bezugsrechte geplant, im Zuge derer der Gesellschaft insgesamt 22 Millionen Euro neues Eigenkapital zufließen sollen. Die geplante Kapitalerhöhung bedarf der Zustimmung der Hauptversammlung.

Wer ist Fosun?

Fosun wurde 1992 von fünf chinesischen Uni-Absolventen gegründet, ursprüngliches Geschäftsfeld war die Marktforschung. Nach und nach wurde in andere Bereiche wie Immobilien, Gesundheit und Finanzen ausgeweitet. 2007 erfolgte der Börsegang in Hongkong.

Wolford geht an Finanzinvestor aus China
Guo Guangchang, Chairman of Fosun International, attends an interview with Reuters in Lisbon, Portugal, May 17, 2016. REUTERS/Rafael Marchante

Heute zählt Fosun zu den großen chinesischen Mischkonzernen, die einen ganzen Bauchladen an Beteiligungen halten. Im Forbes-Ranking der 2000 größten Börsefirmen lag Fosun 2017 auf Rang 448, mit gut 13 Mrd. US-Dollar Marktkapitalisierung.

Im Textilbereich war Fosun vor der jüngsten Offensive nur mit einem 30-Prozent-Anteil an der deutschen Modemarke Tom Tailor und der US-Bekleidungsmarke St. John vertreten. Wolford und Lanvin reihen sich in die eher kleine "Happiness-Sparte" ein, dazu zählen neben den Lifestyle- und Konsum-Marken auch der Bereich Tourismus. Dort sind vor allem die 90 Prozent am Club Med und die gut 11 Prozent am britischen Tourismuskonzern Thomas Cook erwähnenswert.

Die mit Abstand meisten Beteiligungen kommen aus der "Wealth-Sparte", wo der Schwerpunkt auf Finanz-, Versicherungs- und Immobilien-Unternehmen in China liegt.

Wolford geht an Finanzinvestor aus China
Screenshot/Fosun

Selfmade-Multimilliardär Guo

Der Fosun-Mitbegründer Guo Guangchang, auch bekannt als "Chinas Warren Buffett", gilt als 16. reichster Chinese. Das US-Magazin führt ihn mit einem Vermögen von rund 9 Mrd. US-Dollar weltweit auf Platz 226.

Der 51-Jährige Vater von drei Kindern sorgte Ende 2015 für Schlagzeilen, als er tagelang nicht erreichbar war. Angeblich musste Guo den chinesischen Behörden bei Ermittlungen helfen, lautete damals die Firmen-Sprachregelung.

Seit Präsident Xi Jinping der Korruption den Kampf angesagt hat, kommt es in China immer wieder vor, dass Firmenchefs kurzfristig von der Bildfläche verschwinden.

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