"Wohnen wird mit Sicherheit teurer"

"Wohnen wird mit Sicherheit teurer"
Gemeinnützige Bauträger fürchten um Fördergeld. Teure Baugründe und hohe Kreditkosten lassen Mieten steigen.

Österreich hat die Krise an den Wohnungsmärkten gut überstanden“, betont der Wirtschaftsforscher Robert Wieser. Andere EU-Länder sind nicht so glimpflich davon gekommen.

Allerdings stehen dem österreichischen Wohnbau harte Zeiten bevor. „Es gibt Anzeichen, dass die Wohnbauförderung zurückgenommen wird“, betont Wirtschaftsforscher Wieser. Die 1,4 Milliarden Euro, die in die Wohnbauförderung fließen, lösen ein Investitionsvolumen von rund 6,5 Mrd. Euro aus.

Karl Wurm, Obmann der gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBV), befürchtet außerdem, dass künftig das Geld der Wohnbaubanken ausgedünnt werde. Die Folge: „Ich gehe mit Sicherheit davon aus, dass Wohnen teurer wird“, so Wurm.

Denn auch die Grundpreise steigen. Der steigende Bedarf nach frei finanzierten Wohnungen zum Zweck der Geldanlage treibt die Preise für Baugründe in die Höhe. Kostspieliger werden auch die Finanzierungskosten, rechnet der GBV-Obmann vor. „In einer Zeit, wo die Banken vorsichtig sind, sehen wir, dass die Aufschläge bei der Kreditvergabe höher werden.“ Für die Langfristfinanzierung, die für einen Wohnbau nötig ist, werden bereits 75 bis 120 Basispunkte Aufschlag verlangt, so Wurm. Nun überlegen die Bauträger bereits, an der Qualitätsschraube zu drehen, um Kosten zu sparen. So könne etwas auf einer Dreifachverglasung bei Fenstern verzichtet werden.

Studie

"Wohnen wird mit Sicherheit teurer"

Trotz aller Hürden steht Österreich (noch) deutlich besser da als andere EU-Länder, belegt Wieser in einer aktuellen Studie.

„In Spanien und Irland hat es zum Höhepunkt der Boomphase Belehnungsquoten von mehr als 100 Prozent gegeben“, führt Wieser aus. Das bedeutet, dass sich auch jene Haushalte, die sich den Kredit nicht leisten konnten, Häuser gekauft haben. 2007 sind die Blasen auf den Wohnungsmärkten geplatzt. Spanien und Irland sind in eine Immobilienkrise geschlittert, auch mit der Wirtschaft ging es bergab. Heute ist in Spanien fast jeder zweite Jugendliche arbeitslos.

Warum es ausgerechnet Spanien und Irland erwischt hat, hängt mit den Wohnbaufinanzierungssystemen und den Hypothekenmärkten zusammen, zeigt Wieser auf. Eine risikoreiche Produktpalette, hohe Kreditbelehnungsquoten und lange Kreditlaufzeiten erleichtern den Zugang zu Krediten. Der hohe Anteil an Eigentumswohnungen, in Spanien und Irland 85 und 75 Prozent, destabilisiert die Märkte zusätzlich. Solange die Wohnungspreise steigen, ist das kein Problem. Sinken sie und kommen viele Immobilien auf den Markt, wird es problematisch. In Österreich gibt es 40 Prozent Mietwohnungen, die stabilisierend wirken.

Europa-Überblick

Boom & Pleite: Irland, Spanien, Großbritannien: Häuserpreise und Wohnbauinvestitionen in der EU haben sich zwischen 1990 und 2007 verdoppelt. Übers Ziel hinaus geschossen bei Preisen und Investitionen sind Spanien, Irland und Großbritannien. Genau dort hat es auch die größten Preisrückgänge seit Ausbruch der Finanzkrise gegeben.

Kein Preissturz: Schweden, Frankreich, Niederlande: Die Wohnungspreise haben im Laufe der Finanzkrise in vielen Ländern nachgegeben. Weniger stark waren die Rückgänge in Frankreich und den Niederlanden. In Schweden sind die Häuserpreise sogar gestiegen. Der Grund für das bessere Steuern durch die Krise: der hohe Anteil an Sozialwohnungen.

Preisstabil: Österreich, Deutschland: Österreich, Deutschland und zum Teil auch Italien haben die Berg- und Talfahrt der Wohnungspreise nicht mitgemacht. Die Gründe dafür liegen (im Vergleich zu anderen Ländern) im geringen Anteil von Kapitalmarktinstrumenten zur Refinanzierung von Wohnbaukrediten und an den hohen Steuern auf Veräußerungsgewinnen.

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