"Wir bauen viel zu luxuriös"

Experten schlagen eine Bundesagentur zur Errichtung leistbarer Wohnungen vor.

Der österreichische Wohnungsmarkt gerät aus den Fugen: Es werden zwar genug neue Wohnungen und Häuser gebaut: Die Statistik meldet für 2012 immerhin ein Plus von 13,7 Prozent gegenüber 2011. Viele Wohnungssuchende werden aber dennoch nicht fündig. Der Grund: Sie können sich die angebotenen Wohnungen einfach nicht leisten.

„Wir bauen zu viele Luxuswohnungen“, betont Josef Schmidinger, Chef der s-Bausparkasse. Die Gewinnerwartung bei Luxuswohnungen sei nämlich noch immer hoch. Es mangle aber an leistbaren Wohnungen. Gefragt seien Wohnungen zu Mieten von 500 bis 600 Euro im Monat (inklusive Hausbetriebskosten). „Wird so eine Wohnung angeboten, reißen sich sofort 20 bis 30 Leute darum“, gibt Schmidinger die Erfahrungen des Sparkassen-Maklers s-Real weiter. Gebaut würden vornehmlich Wohnungen, die 750 Euro und mehr kosteten. Das sei für Jungfamilien und Berufseinsteiger nicht leistbar.

Was tun?

Vom Vorschlag, dem Problem mit Verboten wie Mietgrenzen beizukommen, hält Schmidinger nichts. „Das führt dazu, dass für die untere Einkommensschicht gar keine Wohnungen mehr angeboten werden“, glaubt er.

„Wir müssen die Wohnbauförderung reformieren, um günstigere Wohnungen auf den Markt zu bringen. Denn die Länder haben dafür kein Geld mehr“, nennt Schmidinger den zentralen Ansatz, den Experten im Strategiepapier „Wohnen 2020“ zusammengestellt haben. Das Papier soll Diskussionsgrundlage für das nächste Regierungsprogramm werden. Die Experten – Vertreter der Bausparkassen, der Bauwirtschaft, der Wirtschafts- und der Arbeiterkammer, Wirtschaftsforscher und Global 2000 – fordern, dass sich der Bund wieder des Wohnbaus annehme. Mittel aus dem Budget brauche es dafür aber nicht.

Zentrale Steuerung

Der Bund sollte eine Bundesagentur für Wohnen gründen. Diese soll die gute Bonität Österreichs nutzen, um am Kapitalmarkt billig Geld aufzunehmen. Dieses Geld soll dann zu niedrigen Zinsen an die Wohnbauträger fließen – etwa eine Milliarde im Jahr.

„Die tiefen Zinsen senken die Baukosten und daher die Miete“, erklärt Schmidinger. Mit der Milliarde könnten 40 Prozent jener Mittel aufgebracht werden, die für den Bau der zusätzlich nötigen 15.000 leistbaren Wohnungen gebraucht werden. 700 bis 800 Millionen Euro könnten Bausparkassen und Wohnbaubanken beisteuern und etwa 700 Millionen Euro die Banken.

Damit die Banken für diese Darlehen nicht teures Eigenkapital vorhalten müssen, sollte der Gesetzgeber die Möglichkeit schaffen, dass diese Darlehen an Versicherungen oder Pensionskassen weiterverkauft werden dürfen.

2,5 Milliarden Euro im Jahr könnten auf diese Weise für den „leistbaren Wohnbau“ aufgebracht werden. „Damit würden wir eine nachhaltige Finanzierung schaffen“, sagt Schmidinger. Der Bund könnte über die Agentur zielgerichtet dort Wohnungen errichten, wo es nötig sei – vor allem in Wien, Graz und Salzburg.

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