WM als Bremseffekt: Brasilien in der Rezession

Die Fußball-WM half nichts, im Gegenteil: Aus dem vorhergesagten Plus wurde ein Minus.

Brasilien ist überraschend in eine Rezession geraten. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte im ersten Halbjahr, wie aus den am Freitag vorgelegten Daten des Statistikamtes hervorgeht. Demnach gab das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Monaten April bis Juni um 0,6 Prozent nach. Zu Jahresbeginn lag das Minus bei 0,2 Prozent.

Die Fußball-Weltmeisterschaft im Juni und Juli hatte sogar einen Bremseffekt für die Wirtschaft: Fabriken drosselten an den Spieltagen ihre Produktion, da Städte wegen der Partien Feiertage ausriefen. Die Behörden wollten damit Verkehrsstaus und andere logistische Probleme rund um die WM-Stadien vermeiden.

Dass die Konjunktur nun auf Schrumpfkurs geraten ist, kommt für das Land dennoch überraschend. Schließlich war in einer ersten Schätzzahl für den Jahresbeginn noch ein Plus beim BIP von 0,2 Prozent veranschlagt worden. Die Wirtschaft schrumpfte nunmehr zwei Quartale in Folge - zuletzt war die Wirtschaft während der Finanzkrise zur Jahreswende 2008/09 so stark abgerutscht.

WM als Bremseffekt: Brasilien in der Rezession
Die eingetrübte Konjunkturlage dürfte die ohnehin schwindenden Aussichten der linken Präsidentin Dilma Rousseff (Bild) auf eine Wiederwahl im Oktober schmälern. Ihrer zentristischen Herausforderin Marina Silva werden bessere Chancen auf den Sieg eingeräumt, falls es zu einer Stichwahl kommt.

Unter Rousseffs Regierung hat das einst kräftig wachsende Schwellenland konjunkturell einen Gang zurückgeschaltet. Als Alarmzeichen gilt, dass die Investitionen im Frühjahr um 5,3 Prozent einbrachen und die Industrie nunmehr vier Quartale in Folge schrumpft.

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