Wirtschaftswachstum mit Ablaufdatum

Im Herbst bewahrte das kräftige deutsche Wachstum die Eurozone vor der Stagnation. Bis Jahresende droht aber eine Null.

Die gute Nachricht: Die Wirtschaft im von der Schuldenkrise gebeutelten Euro-Raum wächst noch. Wenn auch nur minimal: Im dritten Quartal 2011 (Juli bis September) stieg die Wirtschaftsleistung in den 17 Euro-Ländern und auch in der gesamten EU gegenüber dem zweiten Vierteljahr laut Eurostat um 0,2 Prozent.

Getragen wird das Wachstum von einem kräftigen Schub in Deutschland. Die deutsche Wirtschaft wuchs mit 0,5 Prozent deutlich kräftiger als im Frühjahr. Im Jahresabstand bedeutet das ein Wachstum von 2,6 Prozent. Vor allem der private Konsum trieben das Wachstum an, weil die höchsten Lohnabschlüsse seit etlichen Jahren die Kaufkraft deutlich stärkten. Die steigenden Investitionen der Unternehmen sorgten für einen weiteren Anschub. Ebenfalls noch kräftig zugelegt (plus 0,4 Prozent) hat Frankreich. In den Niederlanden und in Portugal gab es bereits einen Rückgang um 0,3 bzw. 0,4 Prozent. Tief in der Rezession verharrt das gegen die Pleite kämpfende Griechenland: Im Jahresabstand schrumpfte die griechische Wirtschaft im dritten Quartal um 5,2 Prozent.

Rückgang

Die schlechte Nachricht: In Österreich hat sich das Wachstum im Herbst deutlich verlangsamt. Nach einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 0,5 Prozent noch in den Sommermonaten ging das Wachstum im dritten Quartal nach einer ersten Schätzung des Wirtschaftsforschungsinstituts auf 0,3 Prozent deutlich zurück. Wie in Deutschland waren dafür der private Konsum und die steigenden Investitionen der Firmen verantwortlich.

Den Abstand zu Deutschland sieht WIFO-Experte Marcus Scheiblecker nicht dramatisch: "Beide Länder wachsen ungefähr gleich stark." Was sich aus der Steigerungsrate gegenüber dem dritten Quartal 2010 ablesen lässt: Im Jahresabstand legten Deutschland und Österreich um jeweils 2,6 Prozent zu. Als weiteren Grund nennt Scheiblecker, dass Deutschland noch exportorientierter ist als Österreich. Vor allem die starke Nachfrage aus China hat die deutschen Exporte beflügelt.

Abschwung

Die noch schlechtere Nachricht: Sowohl die EU-Konjunkturlokomotive Deutschland als auch Österreich steuern zum Jahreswechsel auf eine Stagnation zu. Vor allem die Industrie bekommt die Schuldenkrise und die weltweite Konjunkturabkühlung zu spüren. So gehen etwa in Deutschland die Auslandsaufträge aus dem Euro-Raum bereits deutlich zurück.

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