Wirtschaftsnobelpreisträger: "Frühe Bildung zahlt sich aus"

Ökonom James Heckman am 16.01.2017 in Wien
Unabhängig von Einkommen und Bildung der Eltern sollten Kinder den sozialen Aufstieg schaffen, also intergenerational sozial mobil sein.

Um Ungleichheit zu verringern und Aufstiegschancen für Kinder aus unterprivilegierten Familien zu verbessern, sollte möglichst früh in Bildung und Betreuung investiert werden, betonte Wirtschaftsnobelpreisträger James Heckman bei einem Vortrag auf der Wirtschaftsuniversität Wien. Ein großer Fan des bedingungslosen Grundeinkommens ist er nicht, von der Migration könne Europa profitieren. Unabhängig von Einkommen und Bildung der Eltern sollten Kinder den sozialen Aufstieg schaffen, also intergenerational sozial mobil sein. Dies könne man vor allem in den ersten Lebensjahren massiv fördern, Investitionen in Frühbildung und Betreuung hätten enormen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern, sagt Heckman.

Auch Erwachsene fördern

Es zahle sich aus, dafür Geld in die Hand zu nehmen: Investitionen in hochqualitative, frühkindliche Programme würden etwa in höherer Bildung, mehr Gesundheit, weniger Kriminalität und besserem sozialem Verhalten resultieren und Renditen von etwa 13 Prozent pro Jahr bringen. Auch Erwachsene sollten beispielsweise durch Mentoring gefördert werden. Heckman setzt sich seit Jahren für "Predistribution" statt reiner Umverteilung durch den Staat ein. Es seien aber auch Anreize für Weiterbildung notwendig. Dänemark sei beispielsweise Vorreiter, was die Förderung von Kindern aus unterprivilegierten Verhältnissen betrifft. Jedoch nutzen viele die Möglichkeiten nicht: Durch die starke staatliche Umverteilung lasse es sich dort auch ohne viel Bildung ganz gut leben, die "soziale Mobilität" finde nicht statt.

Man müsse Menschen daher auch motivieren, ihre Kompetenzen einzusetzen und auszubauen. Dem IQ werde hierbei oft zu viel Bedeutung beigemessen, einige Studien würden belegen, dass er nur zu 3 bis 4 Prozent an der Höhe des Einkommens von Erwerbstätigen beteiligt sei. Viel wichtiger seien soziale und emotionale Fähigkeiten. Da kommt Heckman auch auf die Migration zu sprechen. Viele verschiedene Kompetenzen würden dadurch zusammenkommen. Europa könne von der Zuwanderung enorm profitieren, meinte er. Dafür brauche es aber einen flexiblen Arbeitsmarkt. Heckman verweist in diesem Zusammenhang auf die USA, denen mexikanische Einwanderer viele Vorteile gebracht hätten. Jobs würden dort in Zukunft nicht durch die Konkurrenz in China oder Mexiko obsolet, sondern durch die Automatisierung. Ihr werden laut Heckman kurzfristig vor allem Arbeitsplätze mit geringer Qualifikation zum Opfer fallen. Auf lange Sicht, würden dadurch aber mehr neue Stellen, die höhere Ausbildung verlangen, entstehen, ist er überzeugt.

Isoliert von der Gesellschaft

Ein großer Fan des bedingungslosen Grundeinkommens ist Heckman nicht. Es könne aber Vorteile bringen, wenn man es an Anreize koppelt, die zur Weiterbildung und auch zum Einsetzen der Fähigkeiten, also zum Arbeiten, motivieren. Ein Dorn im Auge ist ihm, dass durch ein bedingungsloses Grundeinkommen Gruppen entstehen könnten, die vom Rest der Gesellschaft isoliert werden. Was in den USA unter Trump passiert, könne er nicht sagen. "Ich weiß es nicht", so Heckman. Die Ungleichheit in den USA habe schon in den letzten Jahren zugenommen, das werde sich mit dem neuen Präsidenten nicht ändern.

Kommentare