Alpine-Bilanzen schon ab 2007 problematisch

Alpine-Bilanzen schon ab 2007 problematisch
Ein Gutachter ortet schon in früheren Jahresabschlüssen Ungereimtheiten.

Die Bilanzen des Pleite-Baukonzerns Alpine weisen nicht nur in den Jahren 2011 und 2012 Ungereimtheiten auf. Der Wiener Sachverständige Manfred Biegler, der u. a. für Alpine-Anleihegläubiger tätig ist, ortet schon in früheren Jahresabschlüssen Unregelmäßigkeiten.

"Es ist nicht auszuschließen, dass schon ab dem Jahr 2007 die Jahresabschlüsse der Alpine unrichtig waren", sagt Biegler zum KURIER, "ab 2007 wurden offensichtlich Forderungen aus bereits abgeschlossenen Projekten nachverrechnet." Als Beispiel führt er das Münchner Bauprojekt "Lenbach Gärten" an, bei dem die Alpine Generalunternehmer war. Laut einem Bericht der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO schloss die Alpine den Auftrag im Jahr 2007 mit minus 44 Millionen Euro negativ ab. In den Büchern stand das Projekt aber bis 30. September 2012 (!) weiterhin als "offene Forderung" in Höhe von 21 Millionen Euro.

"Wenn Forderungen fünf Jahre in den Büchern stehen, ist deren Werthaltigkeit massiv zu bezweifeln", meint Biegler. "Es stellt sich die Frage, ob diese Forderung überhaupt auf einer zivilrechtlichen Grundlage basiert." Denn es handelt sich dabei um sogenannte Claims, sprich Nachforderungen außerhalb des vereinbarten Auftragswertes. Die Hälfte aller in den Alpine-Bilanzen aktivierten Forderungen sind solche Claims, die sich zum Teil als nicht werthaltig erwiesen. Warum wurde das jahrelang zugedeckt? "Im Fall Lenbach Gärten hätte eine Wertberichtigung nicht nur den Verlust der Alpine erhöht, sondern auch die Eigenmittelquote unter acht Prozent gedrückt", meint Biegler. "Als Konsequenz hätte die spanische Alpine-Mutter FCC mehr Kapital einschießen müssen."

D&O-Versicherung

Indes will Alpine-Masseverwalter Stefan Riel Geld von die Vermögenschadensversicherung des Alpine-Konzerns. Im Rahmen einer sogenannten D & O Versicherung sind etwaige Schäden, die dem Management der Alpine zugerechnet werden können, bei der spanischen Allianz Global Corporate & Speciality AG mit 25 Millionen Euro versichert. Riel: "Wir haben ein Anspruchsschreiben an die Versicherung gerichtet und hoffen, dass wir zu einem konstruktiven Gespräch kommen."

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