Wirtschaft findet nicht aus Konjunkturtal heraus

Wirtschaft findet nicht aus Konjunkturtal heraus
Mini-Wachstum in Österreich und Deutschland. Frankreich rutscht in die Rezession.

Frankreich rutschte zu Jahresbeginn in die Rezession (siehe unten), die niederländische Wirtschaft ist dort bereits seit dem Schlussquartal 2012, die italienische Wirtschaft sowieso. Die nach Deutschland und Frankreich drittgrößte Volkswirtschaft Europas schrumpft schon seit sieben Quartalen in Folge und damit so lange wie noch nie seit Start der Statistik im Jahr 1970.

In Österreich und Deutschland ist das sprichwörtliche Glas halb voll oder halb leer – je nach Sichtweise. Denn: Österreich und Deutschland können sich mit „Wachstumsraten“ zwischen 0,0 und 0,1 Prozent gerade noch von der Rezession in der Eurozone (minus 0,2 Prozent) abkoppeln. Doch „echte“ Wachstumsraten, die als Aufschwung durchgehen würden, schauen nicht nur anders aus, sie sind auch noch lange nicht in Sicht.

Wirtschaft findet nicht aus Konjunkturtal heraus
APA9423884-2 - 12092012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT WI - PK WKÖ - Fachverband Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI) am Mittwoch, 12. September 2012, im Presseclub Concordia in Wien. Im Bild: Ulrich Schuh (Chef des industrienahen Forschungsinstituts EcoAustria). APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
Wirtschaftsforscher Ulrich Schuh, Leiter von EcoAustria, sagte im KURIER-Gespräch: „Mehr als ein Plus von einem halben Prozent wird heuer in Österreich nicht drinnen sein. Ich erwarte eine anhaltende Phase von Stop & Go und Wachstumsraten von maximal einem Prozent in den nächsten Jahren.“

Schuld daran sei, dass die Eurozone aufgrund eines fehlenden wirtschaftspolitischen Gesamtkonzeptes nicht auf den Wachstumspfad zurückfinde und dazu ständig neuen Verunsicherungen von Zypern bis Italien ausgesetzt sei. Schuh: „Das Feuer lodert und wird ständig neu entfacht.“

Am Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO), das am Mittwoch die Stagnation im ersten Quartal – und damit im vierten Quartal in Folge – verkündete, ist man optimistischer. Österreich werde im Lauf des Jahres wieder auf den ersehnten Wachstumskurs einschwenken. Das Ausmaß hänge freilich stark von internationalen Umfeld ab, so WIFO-Expertin Sandra Bilek-Steindl.

Bisher wird ein Wirtschaftswachstum um ein Prozent für 2013 und 1,8 Prozent für 2014 vorhergesagt.

Der französischen Wirtschaft geht es schlechter, sie steckt in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt fiel im ersten Quartal um 0,2 Prozent, teilte die Statistikbehörde Insee am Mittwoch in Paris mit. Ende 2012 war die Wirtschaftsleistung ebenfalls um 0,2 Prozent gesunken. Bei zwei Minus-Quartalen in Folge sprechen Experten von Rezession.

Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone kann nach Einschätzung der Notenbank nicht mit einer Frühjahrsbelebung rechnen.

Die EU-Kommission erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt im Gesamtjahr 2013 erstmals seit 2009 wieder schrumpfen wird - wenn auch mit 0,1 Prozent nur minimal.

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