"Wir sind von Ratings zu abhängig geworden"

"Wir sind von Ratings zu abhängig geworden"
Kurt Pribil, Chef der heimischen Finanzmarktaufsicht, im Gespräch.

Ratingagenturen sind in der Krise zu Buhmännern geworden. Ihnen wird Mitschuld am finanziellen Absturz von Staaten gegeben. Der KURIER fragte den Chef der heimischen Finanzmarktaufsicht (FMA), Kurt Pribil, über ...

...Sinn der Ratingagenturen: Grundsätzlich sind sie nichts Schlechtes. Sie erhöhen die Transparenz und geben Anlegern Bewertungen, die sie selbst nicht machen könnten. Und die Agenturen verbreiten die Information weltweit.

...Nachteile: Wir sind zu abhängig von Ratings geworden. Auch die Bankenaufsicht musste laut den Regeln von Basel II auf die Urteile der Agenturen achten. Mit den neuen Vorschriften laut Basel III wird die Bedeutung der Ratingagenturen abnehmen. Denn die Banken müssen selbst Ratings erarbeiten.

...US-Dominanz: Es gibt natürlich Verschwörungstheorien, wonach die USA über die großen US-Ratingsagenturen (Moody's und Standard&Poor's) Europa attackieren. Für mich ist das aber nicht nachvollziehbar. Trotzdem wäre mehr Wettbewerb am Rating-Markt gut.

...EU-Ratingagentur:
Aus Wettbewerbsgründen wäre eine europäische Agentur zu begrüßen. Sie wäre aber auch kein Allheilmittel. Eine EU-Agentur würde genauso unter Druck kommen. Zudem wäre sie nicht von heute auf morgen am Markt.
...Kontrolle: Die neue EU-Wertpapieraufsicht in Paris (ESMA) überprüft auch die Ratingagenturen. Die EU-Niederlassungen der großen Agenturen können von Mitarbeitern der ESMA vor Ort geprüft werden. Dabei werden die Daten, die die Agenturen verwenden, analysiert.

...Rating-Verbote: Unter bestimmten Umständen - etwa, wenn Staaten unter IWF-Schutz stehen - ist das gut. Denn Herabstufungen des Ratings können den Weg nach unten für die Staaten beschleunigen.

...Haftungen: Die Agenturen sollen für ihre Aussagen haften. Diese Haftung soll europaweit vereinheitlicht werden.

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