Wind bringt Wasserstoff in den Tank

Forschung für den Verkehr der Zukunft
Konsortium um die OMV testet Wasserstoff-Produktion in Kleinanlage.

Auersthal, rund 30 Kilometer östlich von Wien: ein beschaulicher Ort, dominiert von Wein- und Ackerbau. Doch am Ortsrand, umgeben von blühenden Sonnenblumenfeldern, arbeiten österreichische Energie- und Hightech-Unternehmen an einer Welt-Sensation: Die Herstellung von hochreinem Wasserstoff aus 100 Prozent Windenergie – und das unter einem einzigartig hohen Druck in einer Kleinanlage, die künftig etwa an Tankstellen stehen könnte.

Wind2Hydrogen heißt das Forschungsprojekt, in dem die OMV, die EVN, der oberösterreichische Technologiekonzern Fronius und das Wasserstoffinstitut Hycenta sowie das Energieinstitut der Uni Linz zusammenarbeiten.

163 bar Druck erreicht die Hochdruck-Elektrolyse. "Das ist zuvor noch nie gelungen. Denn Membrane und Behälter müssen dem Druck standhalten", erklärt Projektleiterin Helga Pražak-Reisinger, die im Öl- und Gaskonzern OMV für Innovation zuständig ist. Geschafft hat das das oberösterreichische Technologieunternehmen Fronius, das die Elektrolyseteile erzeugt. Die Membrane, durch die der abgespaltene Wasserstoff diffundiert, liefert ein US-Unternehmen. Im Hochdruckbehälter wird Strom aus den Windrädern des niederösterreichischen Versorgers EVN eingeleitet und das Wasser in H2 und O aufgespalten. "Mit dem hohen Druck können wir in vergleichsweise kleinen Behältern viel Wasserstoff erzeugen. In der Versuchsanlage sind es 33 Kilo am Tag. Das Ziel ist, den Druck sogar noch zu verdoppeln und 100 Kilo H2 zu erzeugen", sagt Pražak-Reisinger.

Völlig CO2-frei

Der Wasserstoff, der mithilfe klimafreundlichen Stroms produziert wurde, gilt als Treibstoff der Zukunft. "Wir glauben, dass Wasserstoff künftig im Schwerverkehr den fossilen Treibstoff ersetzt. Pkw werden eher in Richtung Elektro-Fahrzeuge gehen", sagt Pražak-Reisinger. Und dafür hat die kleine Versuchsanlage einen großen Vorteil: Sie kann nämlich direkt bei Tankstellen aufgestellt werden. Sie würden den Wasserstoff dort selbst erzeugen. Das erspart den Wasserstoff-Transport auf der Straße.

Derzeit leitet die OMV den in der Versuchsanlage Auersthal produzierten Wasserstoff zur Gänze ins Erdgasnetz ein. Gas (CH4) kann einige Prozent zusätzlichen Wasserstoff vertragen.

Das Anreichern des Gases mit Wasserstoff hat für die Forscher einen zusätzlichen Reiz: Sie erproben damit, ob Gasleitungen zum Transport des Wasserstoffes genutzt werden können. Der Wasserstoff "setzt sich" aufs Gas und wird mit ihm über die Pipelines zur chemischen Industrie oder zu Tankstellen gepumpt und dort wieder abgezapft. Wie das mit möglichst wenig Energieeinsatz funktionieren kann, erproben die Wissenschaftler noch. Erste Ergebnisse soll es zu Jahresende geben.

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