Wien: Weniger junge, aber mehr ältere Arbeitslose

AMS-Geschäftsstelle in Wien.
Die Zahl der offenen Stellen ist deutlich höher als noch vor einem Jahr. Das AMS wartet noch auf Flüchtlinge und Schutzberechtigte, die sich derzeit noch in Asylverfahren befinden.

In Wien ist die Zahl der Arbeitslosen im April im Vergleich zum Vorjahr - anders als im gesamtösterreichischen Schnitt - leicht gestiegen. Die Zahl der als arbeitslos vorgemerkten Personen sank im Jahresvergleich zwar um 2,5 Prozent auf 121.730, gleichzeitig stieg aber die Zahl der Menschen in Schulungen um 12,1 Prozent auf 32.586. Das teilte das Wiener AMS am Dienstag mit.

Deutlicher Rückgang bei Jugendarbeitslosigkeit

Die Summe beider Gruppen entspricht einem Anstieg um 0,3 Prozent (451 Personen). Einen starken Rückgang gab es bei der Jugendarbeitslosigkeit. Die Zahl der unter 25-jährigen Arbeitslosen ist zum Vergleichsmonat des Vorjahres um 13,3 Prozent gesunken, die der unter 20-jährigen um 22,2 Prozent. Dagegen gibt es um 5,9 Prozent mehr über 50-jährige Menschen auf Jobsuche.

"In der guten Entwicklung bei den Jungen sieht man den Wirtschaftsaufschwung deutlich, denn sie profitieren immer am raschesten von einer Konjunkturerholung", sagte Winfried Göschl, Vizechef des Wiener AMS, laut Aussendung. "Die Lage bei den älteren Arbeitslosen zeigt aber, dass für diese Zielgruppe rasch etwas getan werden muss. Die Aktion 20.000 der Bundesregierung würde viel zur Entspannung beitragen."

Viel mehr offene Stellen in Wien

Die Zahl der offenen Stellen, die die Wiener Unternehmen dem AMS zur passenden Besetzung gemeldet haben, ist um 20,6 Prozent höher als noch vor einem Jahr.

Nach wichtigen Branchen betrachtet, ist die Arbeitslosigkeit in der Warenproduktion um 1,2 Prozent gesunken, im Bau um 10,1 Prozent, in Hotellerie und Gastronomie um 0,3 Prozent und im Einzelhandel um 5,9 Prozent. Ein Plus von 2,8 Prozent gab es im Bereich Verkehr und Lager.

Das AMS hat sich auf einen hohen Flüchtlingsandrang auf den österreichischen Arbeitsmarkt vorbereitet. Seit Jänner verharrt die Zahl der anerkannten Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten ohne Job aber bei rund 29.000 Personen. Für AMS-Vorstand Johannes Kopf sind lange Asylverfahren ein Mitgrund für die Stagnation der Zahlen und problematisch für die künftige Arbeitsmarktintegration.

Eine generell steigende Beschäftigung bei Flüchtlingen und auch die wärmeren Temperaturen - dadurch mehr Jobs am Bau - hätten wohl zu einem leichten Rückgang der Zahlen geführt. Außerdem besuchen laut Kopf mehr anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte noch einen Deutschkurs, bevor sie zum AMS kommen.

Wien: Weniger junge, aber mehr ältere Arbeitslose
Arbeitslose und Schulungsteilnehmer seit Jänner 2013 - Kurvengrafik, Verteilung nach Bundesländern - Österreichkarte GRAFIK 0459-17, 88 x 112 mm

Das Arbeitsmarktservice (AMS) rechnete für 2016 mit 30.000 anerkannten Flüchtlingen und subsidiär Schutzberechtigten am Arbeitsmarkt. Schließlich waren es aber nur 10.000 Personen, weil die Asylverfahren teilweise eineinhalb bis zwei Jahre dauern. "Für die Integration ist das besonders schlecht", sagte Kopf zur APA. Durch die lang dauernden Asylverfahren ohne Arbeitsmöglichkeit würden Qualifikationen veraltern, die Arbeitsmotivation sinken und quasi Langzeitarbeitslosigkeit produziert. Dies sei "besonders problematisch bei Jugendlichen", gab Kopf zu bedenken. "Wir haben uns für rasche Asylverfahren ausgesprochen. Es dauert aber immer noch zu lange."

Im April waren 28.925 anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte ohne Job, geht aus einer Sonderauswertung des AMS für die APA hervor. Davon waren 24.015 anerkannte Flüchtlinge und 4.910 subsidiär Schutzberechtigte. Diese Gruppe stellte einen Anteil von 6,9 Prozent aller beim AMS vorgemerkten Personen und Schulungsteilnehmer dar. Im März waren es 29.069 Personen, im Februar 29.146 und im Jänner 28.720.

Unterschiedliche Verteilung

Innerhalb Österreichs sind die arbeitslosen Flüchtlinge sehr unterschiedlich verteilt: Ein Großteil der Betroffenen wurde im April in Wien (18.036) verzeichnet, gefolgt von Niederösterreich (2.965) und Oberösterreich (2.760). Die meisten arbeitslosen anerkannten Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten stammten aus Syrien (12.670), Afghanistan (5.487), Russland (3.495) und dem Irak (1.865).

Rund die Hälfte der arbeitslosen anerkannten Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigten sind laut dem AMS-Vorstand schon länger in Österreich und kamen vor dem starken Andrang von syrischen und irakischen Flüchtlingen im Jahr 2015, etwa aus Afghanistan und aus Tschetschenien (Russland).

Das AMS beobachtet auch die Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge: 5.192 anerkannte Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte aus Afghanistan haben laut AMS eine unselbstständige Beschäftigung über der Geringfügigkeitsgrenze gefunden. Auch 3.016 geflüchtete Personen aus Syrien fanden einen Job, 2.997 aus Iran und 1.137 aus dem Irak.

Update 16:30 Uhr: Zahlen zu Flüchtlingen eingefügt

Die Arbeitslosigkeit in der EU-28 ist leicht von 8,1 Prozent im Februar 2017 auf 8,0 Prozent im März 2017 gesunken. Im Euroraum lag die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im März 2017 unverändert gegenüber dem Vormonat bei 9,5 Prozent. Österreichs Quote blieb mit 5,9 Prozent unverändert, unter den 28 EU-Staaten fiel die Alpenrepublik aber von Rang neun auf Rang zehn zurück.

Im Dezember 2016 hatte Österreich noch Rang acht belegt. Vor einigen Jahren noch hatte Österreich monatelang die Bestenliste mit der geringsten Arbeitslosigkeit in der EU angeführt.

Die niedrigste Rate im März weist nach Angaben des EU-Statistikamts Tschechien mit 3,2 Prozent auf. Dann folgen Deutschland (3,9 Prozent), Malta (4,1 Prozent), Ungarn (4,3 Prozent), Großbritannien (4,5 Prozent), die Niederlande (5,1 Prozent), Polen und Rumänien (je 5,3 Prozent), sowie Estland (5,5 Prozent).

Kommentare