Wien Holding: Boni – darf’s ein bisserl mehr sein...

Wien-Holding-Chefs Peter Hanke und Sigrid Oblak – Stadtrechnungshof prüft derzeit die Boni-Usancen.
Massive Kritik an Prämiensystem für Manager. Strafanzeige der FPÖ.

Bonus-Zahlungen sollen Mitarbeiter, meist der höheren Ebenen, zu besonderen Leistungen anspornen. Grundsätzlich vernünftig. Wer sich über das Normalmaß hinaus engagiert und die Ziele erreicht, kann sich zum Fixgehalt über ein nettes Zusatzeinkommen freuen. Viele Unternehmen hängen ihrem Management die Boni-Karotte als Motivationsinstrument vor die Nase.

Freilich kann man sich an das Körberlgeld rasch gewöhnen und es als Fixeinkommen sehen. Damit das nicht einreißt, muss sehr korrekt geprüft werden, ob die Vorgaben erreicht wurden. Dass die Ziele herausfordernd gesetzt werden, sowie präzise und messbar sind, versteht sich von selbst.

Auch die Wien Holding hat Bonus-Systeme. Das der Stadt gehörende Firmengeflecht umfasst mehr als 75 Gesellschaften und Beteiligungen mit knapp 2900 Mitarbeitern und einem Umsatz von mehr als einer halben Milliarde Euro. Der breite Bogen der Holding, die 2013 ihr 40-jähriges Bestehen feierte, spannt sich von Immobilien- und Wohnprojekten, Infrastruktur und Kulturinstitutionen bis zu Medien. Die Gesiba firmiert ebenso unter dem Holding-Dach wie die Stadthalle, das Tech Gate, der Wiener Hafen, die Hauptkläranlage, die Vereinigten Bühnen, das Haus der Musik und Skurillitäten wie die Beteiligung am Wiener Tierfriedhof. Das bunte Firmenkonglomerat dirigieren Peter Hanke und Sigrid Oblak. Zwischen Hanke, der als Mann von SP-Bürgermeister Michael Häupl gilt und Oblak, die Vizebürgermeisterin Renate Brauner hinter sich weiß, fliegen übrigens von Beginn an die Fetzen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die Arbeitsplätze in der Holding gelten als Jobs fürs Leben, wer einmal untergekommen ist, geht freiwillig nicht mehr. Genauso einzementiert seien auch die Bonuszahlungen, berichten Insider. Bis zu drei Monatsgagen für die ersten und zweiten Führungsebenen.

Ein gerichtlich dokumentierter Fall hat jetzt die Wiener FPÖ auf den Plan gerufen. Die Blauen erstatteten vor wenigen Tagen gegen einige Holding-Manager Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Wien. Wegen des Verdachts auf Untreue. Die Causa kam durch ein Verfahren ans Tageslicht, das eine Controllerin der Holding wegen ihrer Kündigung anstrengte. Dabei wurde vor dem Arbeits- und Sozialgericht viel über Boni geredet.

Konkret geht es um den Geschäftsführer des Hauses der Musik, Simon Posch. Die Probleme der Controllerin begannen 2012. Laut ihren protokollierten Aussagen sei Posch bei der Zielerreichung für 2011 unter hundert Prozent gelegen, daher wäre ihm nur ein aliquoter Bonus zugestanden. Ihr Chef und Controlling-Abteilungsleiter Christian Raab habe daraufhin so lange herumgerechnet, bis dann doch hundert Prozent herauskamen. Einwände der Mitarbeiterin seien nicht geduldet worden. Mit der Begründung, "dass Herr Posch seit seiner Freundschaft zu Renate Brauner immer 100-prozentige Zielerreichung aufweise, was drei Monatsgehälter bzw. rund 27.000 Euro brutto ausmacht".

Anfang 2013 wiederholte sich das Szenario für das Jahr 2012. Wieder soll Posch an den Zielen vorbeigeschrammt sein. Chef-Controller Raab soll seine Mitarbeiterin angewiesen haben, einen Aktenvermerk über eine 100-prozentige Zielerreichung zu erstellen und diese auch selbst zu begründen. Da ihre Begründung offenbar nicht wasserdicht war, soll Raab handschriftlich nachgebessert haben – so die Aussage vor dem Arbeitsgericht.

Die Controllerin beteuert, von oben sei Druck auf sie ausgeübt worden: "Mir wurde ganz klar signalisiert: Spielst du mit, machst du Karriere. Wenn nicht, gehst."

Chef-Controller Raab erklärte vor Gericht auf die Frage, ob die Boni ungerechtfertigter Weise ausbezahlt wurden, jedenfalls Bemerkenswertes: "Das kann man so sehen, obwohl ich sagen muss, dass bei der Beurteilung, ob ein Ziel erreicht ist oder nicht, ein Ermessensspielraum besteht."

Johann Gudenus, Klubobmann der Rathaus-FPÖ, schießt sich politisch auf Renate Brauner ein. Der Fall sei "symptomatisch für das Verteilungskarussell, für das Stadträtin Brauner zuständig ist". Man werde sich das genauer anschauen, die Aufdeckung dieses Falles sei nur der erste Schritt. Der Stadtrechnungshof (vormals Kontrollamt) prüft derzeit – auf Antrag der FPÖ – das Bonus-System der gesamten Holding.

Im Vorjahr gingen die städtischen Kontrollore hart mit den Bonus-Usancen bei den Vereinigten Bühnen ins Gericht: "Die Einschau in die Evaluierungen der Zielvorgaben ergab weiters, dass die angegebenen Ziele immer zu 100 Prozent erfüllt wurden." Die Zielwerte seien "nicht genau quantifiziert" und die Dokumentation "nicht immer leicht nachvollziehbar". Die Boni sollten, empfahlen die Prüfer, in keinem Fall als "Selbstverständlichkeit" angesehen werden. Die Gewährung von bis zu drei Monatsgehältern für die zweite Führungsebene im Wien-Holding-Konzern sei "als eher unüblich zu quantifizieren". Wenig anspruchsvoll sind die Zielvorgaben für die Geschäftsführung der Holding-Tochter Tina Vienna(urbane Technologien und Strategien): Organisation der Abläufe und des Informationsmanagements, PR & Presse-Arbeit, Mitarbeitergespräche und Berichtslegung an die Gremien. Die Messbarkeits-Parameter ähneln mehr einer Job-Beschreibung für ein Sekretariat als für eine Firmenleitung: Adressenverwaltung, Gesprächsprotokolle, Ablage, Administration allgemein etc. Dafür gibt’s bis zu drei Monate Bonus?

Da man die Sachverhaltsdarstellung noch nicht habe, könne man dazu nicht Stellung beziehen, sagt Holding-Sprecher Wolfgang Gatschnegg. Er legt Wert auf die Feststellung, die Wien Holding schütte keine Boni aus. Sondern habe für die Führungs- und Schlüsselkräfte ein standardisiertes Prämiensystem etabliert. So kann man Boni natürlich auch nennen.

Weder seien die Prämien ein fixer Gehaltsbestandteil, noch würden die Ziele immer zu 100 Prozent erreicht und die Prämien zu 100 Prozent ausbezahlt. Es gebe eine Reihe von Prämienkürzungen, weil die Ziele nicht erreicht worden seien.

Der Rechnungshof-Bericht wird spannend ...

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