Wie Ex-Lobbyist Hochegger sein Leben finanziert

Peter Hochegger im U-Ausschuss
Freund Rakesh Sardana zahlte Hocheggers Business-Class-Flüge nach New York, ein anderer die Flüge nach Brasilien.

Der umstrittene Ex-Lobbyist Peter Hochegger, der den Winter auch heuer wieder in Parajuru, Brasilien, verbringt, steckt in der Klemme. „Das Gericht glaubt ihm nicht, dass er mittellos ist und seine Liegenschaften in Brasilien nichts wert sind“, sagt sein Anwalt André Zankl von der Kanzlei karl-Heinz Plankel zum KURIER. „Diese Ansicht ist unrichtig. Tatsächlich sind die Immobilien und Beteiligungen wertlos, weil sie unverkäuflich sind.“ Hocheggers Antrag auf Verfahrenshilfe wurde in der Folge vom Straflandesgericht Wien abgelehnt. Sein Anwalt hat dagegen eine Beschwerde eingelegt.

Mehr als 100.000 Euro Vermögen?

Aber der Reihe nach. Der gebürtige Steirer und Wahl-Brasilianer Hochegger hatte bei Gericht vorgebracht, „dass er nicht über die nötigen finanziellen Mittel verfüge, um die Kosten seiner Verteidigung zu tragen“. Insbesondere geht es um das komplexe Ermittlungsverfahren rund um die Buwog-Provisionen.

Doch das Landesgericht Wien sieht bei Hochegger keinerlei Armutsgefährdung. Im Gegenteil: „Gegenständlich verfügt der Beschuldigte über ein Vermögen von weit mehr als 100.000 Euro“, heißt es in dem zehn Seiten dicken Gerichtsbeschluss. „Dem Beschuldigten ist vielmehr zumutbar, Anstrengungen zu unternehmen, Teile seines aktiven Vermögens – er verfügt in Brasilien über ein beträchtliches Vermögen in Form von Immobilien und Aktienanteilen – zu belasten oder zu veräußern, um sich liquide Mittel zu verschaffen, um die Kosten seiner Verteidigung bestreiten zu können.“ Nachsatz: „Im gegenständlichen Fall ist Hochegger nunmehr seit sieben Jahren bekannt, dass ein umfangreiches Ermittlungsverfahren geführt wird, weshalb er dazu angehalten gewesen wäre, in Bezug auf die zu erwartenden Kosten vorzusorgen.“

Hocheggers Pension

Fakt ist: Peter Hochegger hat kein Konto in Österreich, weil ihm Banken dies verweigern. Er bezieht eine SVA-Pension in Höhe von brutto 2542,83 Euro, aber netto nur 1151,90 Euro. Denn: Fast 700 Euro pfändet die österreichische Finanz monatlich. Der Rest entfällt auf die Krankenversicherung und die Lohnsteuer. Weitere 500 Euro pro Monat beträgt der Ausgabenrahmen auf seiner brasilianischen Kreditkarte. Den Unterhalt von 1000 Euro, den er seiner Ex-Frau zahlen sollte, kann er angeblich nicht aufbringen. Der offene Unterhalt ist mittlerweile ein Fall für das Exekutionsgericht.

Vorwürfe bestritten

Hochegger Anwalt Zankl bestreitet vehement, die Schlussfolgerung des Gerichts, dass sein Mandant „versucht hätte, sein Vermögen in Brasilien zu Unrecht als nahezu wertlos darzustellen“. Seine Investitionen in die Hotel-Anlage Paraiso dol Sol, die mittlerweile regelrecht versandet (der KURIER berichtete), das angrenzende Grundstück und eine Cashew-Nüsse-Farm, haben angeblich viel an Wert verloren. Insgesamt hat Hochegger laut eigenen Angaben 1,6 Millionen Euro nach Brasilien gepumpt.

Situation im versandenden Hotel

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Auf Sand gebaut

Das heruntergekommene Hotel, an dem der Ex-Lobbyst 18 Prozent hält, werde derzeit für 300.000 Euro zu Verkauf angeboten. Käufer gibt es noch immer keinen. Auch die 100 Hektar große Cashew-Farm, die Hochegger zur Hälfte finanzierte, konnte mangels Genehmigung nicht in eine Ferienanlage umgebaut werden. Die drei Investoren, darunter seine Cousine Gisela, wollen die Liegenschaft nun teilen und dann verkaufen. „Der Beschuldigte hat die Verwertung des Besitzes keineswegs verzögert, vielmehr ist dieser leider nicht zu verwerten", schreibt sein Anwalt ans Gericht.

Schmucke Villa

Dann ist da noch das schmucke Luxus-Domizil „Casa Grande“, das Hochegger laut eigenen Angaben gebaut hat und das nunmehr von der Tourismusfirma „Refugios Parajuru“ neben sieben weiteren Villen betrieben wird. Diese Investition verschlang samt Einrichtung 600.000 Euro und ist werthaltig. Das Grundstück selbst gehört Hochegger, der Wert hat sich seit 2007 auf 80.000 Euro verdoppelt.

Der Bau der Nobel-Villa ist laut Hochegger noch nicht mit der Firma seiner Cousine, Estrela do Mar, abgerechnet worden. Aber auch hier scheint wenig zu holen zu sein. Denn: Im September 2013 (!) hat Hochegger mit der Firma seiner Cousine zwei Schuldverträge, die dem KURIER vorliegen, über insgesamt 300.000 Euro abgeschlossen. Oder anders gesagt: Er schuldet seit damals der Estrela do Mar 300.000 Euro, und hat ihr dafür seine Beteiligungen, darunter Aktien der Firma GPM, als Sicherheit verpfändet. "Bei Zahlungsverzug können drei Prozent Verzugsschaden berechnet werden, plus ein Prozent Verzugszinsen pro Monat, heißt es im Vertrag.

Seit September 2013 trägt die Firma seiner Cousine alle laufenden Kosten für die Nobel-Villa. Ein Verkauf des Hauses gelang auch in diesem Fall nicht. Zuletzt soll ein Kaufangebot in Höhe von 350.000 Euro von einem Interessenten ausgeschlagen worden sein. Indes nutzt Hochegger die Villa inklusive Verpflegung kostenlos.

Er fliegt Business Class

Laut Landesgericht sei es Hochegger auch zumutbar, dass er seine Überseeflüge statt in der Business Class in der Economy buche. „Die Kostendifferenz könne er für seine Verteidigung ansparen“, meint die Richterin. Doch Hochegger behauptet, dass er seine Flüge gar nicht selbst zahlt. Die vorerst letzten beiden Brasilien-Tickets finanzierte ein Mitarbeiter seiner Cousine. Die Gegenleistung: ein Drei-Monate-Gratis-Urlaub für die Familie des Steirers in Brasilien.

„Ein guter Freund“

Und auch für „alle New York-Flüge“ mit der Austrian Airlines kam laut Hochegger ein Freund auf: Rakesh Sardana. Der Inder, der in Österreich in mehrere Firmenpleiten involviert war, finanzierte zugleich Hocheggers Aufenthalt in den USA vor, „auch auf die Gefahr hin, das Geld nicht zurückzubekommen“. Nach New York musste Hochegger persönlich reisen, um seine Vorwürfe gegen die Telekom Austria bei der US-Börsenaufsicht SEC zu deponieren. Die TA war bis 2007 an der New Yorker Börse notiert.

Indes betreibt Ticket-Käufer Sardana auf dem JFK-Flughafen in New York einige Shops. Vor Jahren unterhielt der Inder mehrere Duty-Free-Läden auf dem Flughafen-Wien. Doch zwischen Sardana und dem Flughafen Wien gab es bald nur noch Streit. In der Folge hatte der PR-Experte Hochegger den Auftrag erhalten, von wem auch immer, eine Schmutzkübel-Kampagne gegen Sardana zu führen. Der Inder wurde angeblich sogar observiert. Später hat sich Hochegger dafür in aller Öffentlichkeit entschuldigt. Einige von Sardanas österreichische Firmen gingen später pleite, die Insolvenzverfahren sind zum Teil aber in der Zwischenzeit wieder aufgehoben worden.

Rund 23,4 Millionen Euro Schulden

Laut dem Gerichtsbeschluss, der dem KURIER vorliegt, hat Hochegger angegeben, dass er rund 23,4 Millionen Euro Verbindlichkeiten hat. „Dabei handle es sich um nicht rechtskräftige Bescheide des Finanzamtes, sowie im Klagsweg bereits geltend gemachte Ansprüche gegen seine Person sowie im Konkursverfahren gegen Firma Sicon, vormals Valora, angemeldete Forderungen“, so die Richterin.

Nach Hocheggers Angaben fordert die Immofinanz rund 12 Millionen von ihm, die Telekom Austria 9,3 Millionen Euro; aus dem BZÖ-Parteispendenprozess muss der nicht rechtskräftig verurteilte Ex-Berater 960.000 Euro zurückzahlen und auch der Masseverwalter seiner früheren Beratungsfirma Sicon will 571.000 Euro plus Zinsen.

Außerdem hat der Ex-Lobbyist noch eine Rechnung bei der Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien offen. Rund 280.000 Euro schuldet er der Bank. „Die in einem Vergleich beschlossene Ratenvereinbarung wird von Hochegger derzeit nicht bedient“, heißt es im Gerichtsbeschluss weiter.

Detail am Rande: Seinen Hälfte-Anteil an einer Liegenschaft in seiner steirischen Heimatgemeinde Mürzsteg hat Peter Hochegger Ende September 2013 um 35.000 Euro an seinen Bruder Paul verkauft.

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