"Wert des Bargelds sieht man jetzt in Griechenland"

Die Debatte um eine Abschaffung des Bargelds gehört für den Chef der Raiffeisen Zentralbank (RZB), Walter Rothensteiner, „ins Kuriositätenkabinett“. „Was Bargeld wert ist, sieht man jetzt am besten in Griechenland“, sagt er. In welchen Form bezahlt wird, sollten grundsätzlich die Kunden selbst entscheiden dürfen.
Rothensteiner hält auch wenig vom Trend, Bankfilialen zuzusperren und das Geschäft ins Netz zu verlagern. Die 470 selbstständigen Raiffeisenbanken in Österreich betreiben 2162 Filialen. „Das sehe ich positiv. Damit erhalten wir Kunden, die wir sonst schon verloren hätten“, ist Rothensteiner überzeugt.

Dennoch wächst auch bei Raiffeisen die Zahl der Internet-Kunden. 1,53 Millionen machen ihre Bankgeschäfte bei Raiffeisen online, 270.000 folgen der Bank auf Facebook. „Ich bin nicht dabei, aber darauf kommt es nicht an“, erklärt der RZB-Chef. Ab Juli gibt es Raiffeisen auch als app. Zudem wird ein „smart wallet“ angeboten, das kontaktloses Zahlen erlaubt. „Dann kann jeder seine Karte auch mit Fotos der Familie oder vom Hund verzieren“, sagt Rothensteiner schmunzelnd. Dass das Internet Banken überflüssig mache, glaubt er nicht. Aber: „Umfassende Kundenbetreuung, die von uns verlangt wird, kostet.“
Sorgen bereiten dem Spitzenbanker die tiefen Zinsen und die niedrige Profitabilität der Banken. „Das wird die neue Normalität, die sich langfristig auf alle Bereiche auswirken wird.“ Die Raiffeisen Bankengruppe hat im Vorjahr die Bilanzsumme zwar um 1,4 Prozent auf 286 Milliarden Euro erweitern können. Höhere Risikovorsorgen, Rückgänge im Handelsergebnis und niedrigere Erträge aus Finanzanlagen halbierten allerdings das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit auf 729 Millionen Euro. Ein Teil des Rückgangs sei allerdings darauf zurückzuführen, dass wegen neuer Vorschriften weniger Töchter in die Berechnung einbezogen wurden.