Werden wir bald Strom mit Daten bezahlen?

A.T. Kearney-Studie: Digitalisierung ermöglicht ganz neue Geschäftsmodelle für Stromanbieter. Diese erhalten aber neue Konkurrenz.

Könnten Kunden künftig Gratis-Strom erhalten, wenn sie bereitwillig ihre Daten rausrücken? "Ja, solche Geschäftsmodelle sind denkbar", glaubt Florian Haslauer, Chef von A.T.Kearney in Österreich. "Es hat einen Grund, warum Google einen Hersteller intelligenter Thermostate übernommen hat." Der deutsche Stromanbieter Yello bietet jetzt Haushalts- und Unterhaltungsgeräte – von der Waschmaschine bis zur Spielkonsole – im Bündel mit einem Stromvertrag an.

Die Beratungsfirma A.T. Kearney hat die Folgen der Digitalisierung für die Energiebranche untersucht. Fazit: Die traditionellen Energieversorger (EVU) – in Österreich vielfach noch monopolartige Länderversorger – stehen vor großen Herausforderungen. Internetfirmen oder Smart-Home-Anbieter, die ins Energiegeschäft drängen, sind ihnen in Sachen Innovation, Kooperation und Dienstleistungsqualität weit überlegen. Somit besteht die Gefahr, dass sie als Kraftwerksbetreiber übrig bleiben und nur noch einen Rohstoff (Strom) liefern, während andere die einträglichen Serviceleistungen abschöpfen.

Dabei soll die Wertschöpfung der heimischen Energiebranche von zuletzt 7,1 Mrd. Euro (2015) auf 8,8 Mrd. Euro (2025) steigen – die Beschäftigung werde dennoch leicht von 40.600 auf 39.800 Vollzeitjobs sinken. Haslauer erklärt das einerseits mit der höheren Effizienz durch die Digitalisierung und andererseits mit steigenden Personalkosten – angenommen mit 2,5 Prozent Plus im Jahr.

Sonnenstrom mal vier

Angetrieben wird die Branche aber auch von der Energiewende. Weltweit erwarten die Experten 6700 Mrd. Euro an Neu-Investitionen bis 2025, weil der Strombedarf steigt; für Österreich werden 20 Mrd. Euro angenommen. Laut Prognose soll sich die Windkraft-Kapazität verdoppeln und jene der Photovoltaik (PV) vervierfachen. Das klingt dramatisch, aber Österreich hätte damit erst jenes PV-Niveau erreicht, wo Deutschland heute schon ist. Während bisher subventionierte Einspeisetarife den Ausbau getrieben haben, entscheidet künftig der Bedarf, weil Wind- und Sonnenstrom wettbewerbsfähig werden. Offshore-Windkraft und Photovoltaik seien mit 6 Cent bzw. 4,3 Cent pro Kilowattstunde schon nahe am Marktpreis, der bei 3,5 Cent liegt.

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