Wer will Freihandel? Hürden als globale Gefahr

Wer will Freihandel? Hürden als globale Gefahr
Protektionismus gefährdet die ohnehin schwache Erholung – einige reiche Länder sehen den Freihandel als apokalyptischen Reiter. Für Österreich ist der IWF pessimistisch.

Die Weltwirtschaft dümpelt ohnedies vor sich hin. Nun hat der Währungsfonds (IWF) eine Sorge mehr: Zu den Risiken zähle ein "scharfer Anstieg von Handelsbarrieren", warnte IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld am Dienstag. Die Protektionismus-Sorge gesellt sich zu Gefahren wie einer harten Landung Chinas, einem Absturz der Rohstoffpreise, einer Finanzkrise oder den Kriegsherden und Flüchtlingsdramen. Warum suchen so viele Länder ihr Heil in der Abschottung? Von der ohnehin schwachen Erholung hätten Wenigverdiener vielerorts nicht profitiert. In einigen reichen Staaten würde die Globalisierung für diese Probleme verantwortlich gemacht. Manche wollten sich am liebsten "einmauern" – als Beispiel nannte der frühere Obama-Berater den Brexit.

Und was würde ein Wahlsieg Donald Trumps für die Weltwirtschaft bedeuten? Der republikanische US-Präsidentschaftskandidat will alle US-Handelsdeals wie TTIP oder TPP ablehnen oder völlig neu verhandeln.

Wer will Freihandel? Hürden als globale Gefahr

USA vor Kurswechsel?

Das wäre eine "dramatische Veränderung der bisherigen US-Handelspolitik", warnte Obstfeld. Allerdings könne selbst Trump angesichts der US-Institutionen ("Checks and balances") nicht schalten und walten, wie er will. Aber auch Trumps demokratische Rivalin Hillary Clinton hat sich gegen das fertig ausgehandelte TPP-Abkommen mit elf Pazifikstaaten positioniert.

Beim Handel "die Uhr zurückzudrehen" würde aber "die Flaute der Weltwirtschaft nur verstärken und vertiefen", warnte der IWF. Die ärmsten Länder würden darunter am meisten leiden, weil ihr Aufholprozess abrupt gestoppt würde. Die Welt brauche weniger statt mehr Handelshürden.

Die IWF-Experten haben durchgerechnet, was es bedeuten würde, wenn sich die protektionistischen Tendenzen durchsetzen. In ihrem Szenario gehen sie davon aus, dass die Importpreise überall im Verlauf von drei Jahren um 10 Prozent steigen würden – und zwar je zur Hälfte durch Zölle sowie durch andere Handelshürden.

Die Folgen wären ziemlich dramatisch: Die Weltwirtschaftsleistung würde langfristig um fast zwei Prozent geringer ausfallen. Die Investitionen würden um gut vier Prozent schrumpfen und der Welthandel sogar um 16 Prozent einbrechen.

Österreich schwach

Für Österreich ist der IWF eher pessimistisch: Die Prognosen für heuer (+1,4 Prozent), nächstes Jahr (+1,2 Prozent) und für 2021 (+1,1 Prozent) liegen deutlich unter den Werten der Eurozone und Deutschlands.

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