Weniger Firmen- und viel weniger Privatinsolvenzen

Zweite Pleite führt zur Unternehmensschließung
Privatinsolvenzen gingen im ersten Halbjahr um 28 Prozent zurück.

Die Gläubigerschutzverbände AKV und Creditreform haben am Donnerstag unabhängig voneinander ihre Insolvenzstatistiken für das erste Halbjahr 2017 veröffentlicht. Beide Statistiken lassen klar die Tendenz rückläufiger eröffneter Unternehmens- und Privatinsolvenzen erkennen.

Die Creditreform weist bei den Firmeninsolvenzen einen Rückgang von 5,1 Prozent auf 1.617 eröffnete Insolvenzen aus, der AKV ein Minus von 4,2 Prozent auf 1.563. Aber: "Die Insolvenzabweisungen mangels Masse bei den nicht protokollierten Einzelunternehmen ist explosionsartig gestiegen", hob der AKV hervor.

Von 1.394 Gesamtinsolvenzen nicht protokollierter Einzelunternehmen wurden demnach 742 abgewiesen, nachdem es im ersten Halbjahr 2016 lediglich zu 570 Abweisungen gekommen war. "Mitursächlich" für die vielen Pleiten von Einzelunternehmen sei eine angespannte Situation am Arbeitsmarkt und eine oft damit verbundene "Flucht in die Selbstständigkeit".

Größte Insolvenzen im ersten Halbjahr

Die größte Insolvenz nach Verbindlichkeiten war laut Creditreform im ersten Halbjahr jene der oberösterreichischen FS Agrartech GmbH mit Passiva in Höhe von 68,4 Mio. Euro. Nach Arbeitnehmern war es die Wiener Troges Gesellschaft für Trocknungs- und Wärmetechnik m.b.H mit 119 Mitarbeitern.

Die Statistiken beider Kreditschützer zeigen auch deutlich, dass die Privatinsolvenzen zurückgegangen sind. Laut AKV und Creditreform sind die eröffneten Privatinsolvenzen im ersten Halbjahr heuer verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um mehr als 28 Prozent auf knapp mehr als 3.000 gesunken.

Beide Kreditschutzunternehmen sind sich sicher, dass der Rückgang den bevorstehenden Erleichterungen beim Privatkonkurs ab November geschuldet ist. "Die beschlossene Reform mit der Möglichkeit einer Entschuldung in fünf Jahren ohne jegliche Rückzahlung hat zu einem Abwarten bei den Schuldnern geführt. Mit Inkrafttreten der Novelle am 1. November werden die Privatinsolvenzen explosionsartig in die Höhe schnellen", so Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer. "Gläubigern ist zu raten, ab sofort noch sorgfältiger zu prüfen, mit wem sie Geschäfte machen und ihre Leistungen besser abzusichern."

Kommentare