Weltwirtschaft auf Wachstumssuche

Weltwirtschaft auf Wachstumssuche
Die Angst vor einer zweiten Rezession in den USA ist groß. Als Gegengift dürften weitere Zigmilliarden Dollar fließen.

Anleger weltweit blicken einmal nicht nach New York und auf die Kurse an der Wall Street, sondern nach Jackson Hole in den Rocky Mountains. Dort findet ein höchstrangig besetztes Treffen der Chefs der wichtigsten Zentralbanken statt und alle Augen sind auf den Boss der US-Notenbank Fed, Ben Bernanke, gerichtet.

"Helikopter" Ben, der die Finanzmärkte schon zwei Mal mit insgesamt 1600 Milliarden US-Dollar gestützt und für zwei Jahre eine Nullzinspolitik versprochen hat, muss nachlegen. Denn das Vertrauen der Investoren und vor allem US-Verbraucher ist nicht wieder hergestellt. Im Gegenteil.

Weltwirtschaft auf Wachstumssuche

Die Angst vor einer zweiten Rezession in den USA, die auch Europas Wirtschaft arg in Mitleidenschaft ziehen würde, ist nach einer dreijährigen Durststrecke so groß wie lange nicht. Das Verbrauchervertrauen ist kräftig gesunken, das Bruttoinlandsprodukt der größten Volkswirtschaft der Welt wuchs im zweiten Quartal nur um ein Prozent.

Bernanke stellte denn auch massive Konjunkturhilfen in Aussicht, wieviel genau sagt er noch nicht. Ob er erneut für Hunderte Milliarden US-Staatspapiere aufkauft, um indirekt das Wachstum anzukurbeln, wird sich erst am 20. September bei der nächsten regulären Fed-Sitzung klären. Am Freitag ließ sich Bernanke noch alles offen, denn die Kritik am Geldsegen der Fed wird lauter. Die Angst vor einer unbeherrschbar hohen Inflation steht neben anderem dahinter.

Stiglitz

US-Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz meint, dass die Waffen der Fed ohnehin stumpf geworden sind und fordert daher, dass die US-Regierung ein neues Konjunkturprogramm auflegen soll. Denn die Gefahr einer neuerlichen Rezession in den USA sei "beträchtlich", so Stiglitz. Und überdies würde ein Wachstum von drei bis vier Prozent in den USA benötigt, um Beschäftigung aufzubauen - kein Mini-Aufschwung. Stiglitz: "Der entscheidende Weg, die Schulden in den Griff zu bekommen, ist Wachstum."

Obama

Solch ein Stimulierungsprogramm hat Präsident Barack Obama bereits für den Herbst angekündigt. Angesichts der ungelösten Schuldenproblematik ist der Umfang aber fraglich.

In einer Art Stresstest für die Weltwirtschaft hat die Ratingagentur Fitch grob berechnet, was der Rückfall der USA in die Rezession für Europa bedeuten würde. Die Grundannahme von Fitch lautet, dass die Wirtschaftskraft der USA heuer nur um ein Prozent wächst, 2012 um 0,6 Prozent schrumpft und 2013 wieder um 1,5 Prozent zulegen kann. Solch ein Szenario dürfte die europäische Exportwirtschaft hart treffen und die Eurozone in diesem Zeitraum insgesamt 1,6 Prozentpunkte an Wachstum kosten. Angesichts der Schuldenkrise in Europa wird aber jedes Zehntelprozentpünktchen an Wachstum dringend gebraucht. Die gute Nachricht ist: Fitch selbst glaubt nicht an einen "Double Dip" in den USA, also die zweite Rezession.

Asien ist und bleibt jedenfalls der Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft. China und Indien haben die Nase vorn, Japan fällt hingegen zurück - nicht zuletzt aufgrund der Folgen der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe. Am Freitag ist Japans Regierungschef Naoto Kan zurückgetreten. Erst am Mittwoch war Japans Kreditwürdigkeit von Moody's zurückgestuft worden. Die erste Reaktion war, dass über die Kreditagentur für den Außenhandel (Japan Bank of International Cooperation) Fremdwährungsreserven im Wert von 70 Milliarden Euro freigegeben werden, um Investitionen anzuregen.

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