Weltelite ringt um Krisenlösung
Die Weltwirtschaft leidet unter einer Art „Burn-out-Syndrom“. „Der Kapitalismus in seiner bisherigen Form passt nicht länger zu unserer Welt.“ Das sagt kein linkslinker Globalilisierungskritiker auf dem Weltsozialforum im brasilianischen Porto Alegre, sondern Klaus Schwab, Präsident des Weltwirtschaftsforums WEF im schweizerischen Davos. Tatsächlich war die Kritik am krisengeschwächten Kapitalismus und der Lernunfähigkeit seiner Aushängeschilder noch nie so stark. Schon 2011 dominierte die Euro-Problematik das WEF, gaben Frankreichs Sarkozy und Deutschlands Merkel Überlebensgarantien für die Gemeinschaftswährung ab.
Merkel: "Wir sind solidarisch"
Doch ein Jahr später ist die Lösung noch lange nicht gefunden. Angela Merkel 2012: „Wir sind solidarisch, dürfen aber auch die Eigenverantwortung nicht vergessen. Bei allen Milliardenhilfen und Rettungsschirmen müssen auch wir Deutsche aufpassen, dass uns am Schluss nicht auch die Kraft ausgeht.“ Auch die mächtigste Frau Europas weiß, die „Krise ist noch nicht überwunden“. Stimmt, sie vertieft sich sogar. Exportgigant Japan hat 2011 erstmals seit 1980 ein Handelsdefizit verzeichnet. Die Supermacht USA taumelt von einer Erhöhung der verfassungsmäßig garantierten Schuldenobergrenze zur nächsten. Europa steht heuer vor einer neuen Rezession.
Fatale Trends
45 Millionen Europäer sind ohne Arbeit. Tendenz steigend. Die Wirtschaft der Euro-Zone soll um ein halbes Prozent schrumpfen. Tendenz weiter sinkend. Von Griechenland und den anderen Euro-Sorgenkindern ganz zu schweigen. Netzwerker Schwab hat zu all diesen Fragen wieder 2600 führende Personen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft in Davos versammelt. Gesucht werden Antworten. Das heurige Motto lautet: „Die große Transformation – neue Modelle gestalten.“
Das könnte auch von der „Occupy“-Bewegung stammen, die in ihrem Iglu-Dorf bei Davos ausharrt. Oder direkt aus Porto Alegre, wo der portugiesische Soziologe Boaventura Sousa Santos vor dem nächsten UN-Umweltgipfel „Rio+20“ warnt. Auch Rio+20 werde lediglich den Kapitalismus bestätigen. Ein „grüner Kapitalismus“ sei aber auch keine Lösung für die Probleme der Armen, der Umwelt oder der Menschenrechte. „Wir müssen andere ökologische, postkapitalistische Modelle finden.“ Wer den „Global Risk Report 2012“ des WEF liest und die 50 globalen Gefahren von der Wirtschafts- bis zur Ernährungs- und Wasserkrise durch hat, könnte tatsächlich Gefallen an nachhaltigeren Alternativen finden. Wie diese konkret aussehen könnten, wird noch viele Gipfeltreffen in Anspruch nehmen. Im Norden wie im Süden.
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
Kommentare