Wein: Qualität statt großer Mengen

Der Lebensmittel-Einzelhandel hat sein Angebot an Weinen in der Preisklasse um zehn Euro deutlich ausgeweitet.
Haushalte kaufen schon zwei von drei Flaschen im Supermarkt, Ab-Hof-Verkauf rückläufig.

Die Qualität des Weins wird generell besser. Dies tut den Umsätzen gut, auch wenn immer weniger Flaschen verkauft werden. Deutliche Umsatz-Zuwächse verzeichneten Supermärkte für teurere Weine mit besserer Qualität. Umsatzrückgänge hingegen gab es bei Weinen mit einem Preis von bis zu 2,50 Euro pro Flasche. Insgesamt ist der Wert der verkauften Weine gestiegen.

Wein: Qualität statt großer Mengen
Dieser Trend wird sich fortsetzen: Qualität statt Menge. "Nie war die Weinqualität im Lebensmitteleinzelhandel so ausgezeichnet wie heute", lautet das Urteil des Gastrojournalisten Alexander Jakabb. Für den Ratgeber "Weinkaufen im Supermarkt" 2015 (9,99 Euro im Buchhandel) hat er 500 in den Supermärkten erhältliche Weine bis 10 Euro verkostet und bewertet.

Derzeit ist die Gastronomie der größte Abnehmer der Winzer. Der Anstieg des Warenwerts der im Supermarkt verkauften Weine wird laut Prognose mittelfristig die Gewichtungen am Weinmarkt verändern.

Boom im Supermarkt

Zwei Drittel der für die Studie "The international Wine Industrie: Global Experts’ Vision 2034" befragten Weinexperten sind überzeugt, dass "im Jahr 2034 die Supermärkte die Weinwirtschaft beherrschen". In Österreich wurden im Vorjahr bereits zwei von drei Flaschen, die von Haushaltskunden gekauft wurden, in Supermärkten erworben. Ebenfalls ein großes Entwicklungspotenzial hat der Online-Handel mit Wein. Sowohl in den Supermärkten als auch im Fachhandel steigen bei dieser Vertriebsschiene die Umsätze.

Hintergrund der neuen Gewichtung am Weinmarkt ist eine Änderung beim Kaufverhalten. Die Ab-Hof-Verkäufe sind rückläufig. "Heute wird verstärkt anlassbezogen eingekauft", erläutert der Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing, Willi Klinger. Früher sind deutlich mehr Weintrinker zu ihrem Stammwinzer gefahren und habe in den Kofferraum eingeladen.

Wein: Qualität statt großer Mengen

Während Winzer mit gutem Namen den Verkauf im Supermarkt lange Zeit ablehnten, ist mit den steigenden Preisen auch deren Interesse gewachsen. "Bei Flaschenpreisen von sieben bis zehn Euro kann man guten Wein produzieren", weiß Roman Horvath von der Domäne Wachau. Ein kleinerer Teil der Weine, die im Lebensmittelhandel angeboten werden, kosten bereits mehr als 10 Euro.

Zweitmarken

"Die Winzer entwickelten Zweitmarken, um ihre Vertriebskanäle in der Gastronomie und Vinotheken nicht zu beeinträchtigen", schildert Gastrojournalist Jakabb die Strategie der österreichischen Weinproduzenten. Premium-Weine mit entsprechend hohen Preisen werden weiterhin vor allem im Fachhandel oder in guten Restaurants verkauft. Jakabb glaubt nicht, dass sich daran demnächst etwas ändern wird.

Es war kein einfaches Jahr für die Weinbauern. Trockenperioden und insbesondere der feuchte Herbst haben eine mehrfache Selektion vor der Leese notwendig gemacht. Faulende Trauben mussten aussortiert werden.

Allerdings waren nicht alle Regionen und Sorten im selben Ausmaß von Ernteausfällen betroffen. In Niederösterreich dürfte der Grüne Veltliner die Wetterkapriolen ziemlich gut überstanden haben. Das gilt auch für den Blaufränkischen im Burgenland. Klagen gibt es vor allem von Winzern, die auf Chardonnay gesetzt haben.

In der Steiermark haben Muskateller und Weißburgunder gelitten, während es bei Welschriesling und Sauvignon Blanc ein ordentliches Ergebnis gab. Insgesamt liegt die Erntemenge im heurigen Jahr mit rund 2,14 Millionen Hektolitern erneut unter dem zehnjährigem Durchschnitt. Erwartet werden vor allem fruchtig-elegante und leicht zu trinkende Weine.

Exporterfolge

Trotz der geringen Erntemengen ist in den vergangenen Jahren der Verkaufserlös beim Export gewachsen. Das war möglich, weil der Durchschnittspreis pro Flasche gestiegen ist. 2013 wurden Weine im Wert von 139 Millionen Euro ins Ausland verkauft. Angepeilt wird eine weitere Steigerung auf bis zu 180 Millionen Euro.

Der wichtigste Exportmarkt ist nach wie vor Deutschland, die wichtigste Sorte der Grüne Veltliner. Importländer für österreichische Weine sind auch Schweiz, USA, Niederlande und die skandinavischen Staaten. Japan und China gelten als Hoffnungsmärkte. Allerdings ist es nicht einfach, die Exporte nach Asien deutlich auszuweiten.

Die Sekthersteller müssen mit deutlich Umsatzrückgängen leben. Im März stieg der Preis für eine Flasche Sekt um 90 Cent. Prosecco und Frizzante waren von der Wiedereinführung der Sektsteuer nicht betroffen. Die unterschiedliche Besteuerung macht den Sektproduzenten vor allem im unteren Preissegment um drei Euro die Flasche zu schaffen. Laut dem Marktanalysten Nielsen gehen die Verkaufszahlen um bis zu 25 Prozent zurück.

In einigen Wochen wird man mehr wissen. Denn um Weihnachten und Neujahr werden mehr als die Hälfte der Jahresumsätze gemacht. Da die Grundweine für österreichischen Sekt aus Österreich kommen, sind auch Winzer von den Verkaufseinbußen betroffen.

Trotz anhaltender Proteste der Branche gelang es ihr nicht, die Regierung zur Abschaffung der Sektsteuer zu bewegen. Ihr Beitrag zur Budgetsanierung wird sich allerdings in engen Grenzen halten. Von Jänner bis Oktober betrugen die Einnahmen 3,9 Millionen Euro.

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