Wechselfaul: Österreicher lassen viel Geld liegen

Die Österreicher könnten bei den Stromkosten noch deutlich mehr Geld sparen
VKI startet "Energiekosten-Stopp 2015" - Aktion im Vorjahr half 12,6 Millionen Euro sparen

Die Österreicher zahlen zu viel für Strom und Gas, weil der Wettbewerb am Energiemarkt nur schleppend in Gang kommt: Darauf weist der Energieregulator seit Jahren hin. Die E-Control sowie Verbraucherschützer wollen daher die Haushalte dazu bewegen, ihren Anbieter zu wechseln.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) startet deshalb auch 2015 wieder die Aktion "Energiekosten-Stop". Dabei suchen wechselwillige Konsumenten gemeinsam den günstigsten Anbieter.

Im Vorjahr konnte der VKI schlussendlich 98.000 Haushalte gewinnen, angemeldet hatten sich 260.000 Endverbraucher. Die Konsumentenschützer hatten mit Enamo (stromdiskont.at) und Goldgas spezielle Pakete ausgehandelt. In Summe hätten sich die Teilnehmer dadurch Kosten in Höhe von 12,6 Millionen Euro erspart, resümierte der VKI am Donnerstag. Weil etliche Energieanbieter in der Folge ihre Preise gesenkt und günstigere Tarife angeboten hätten, seien die tatsächlichen Einsparungen sogar auf 66 Millionen Euro zu beziffern, erklärte Josef Kubitschek, VKI-Geschäftsführer für Recht und Beratung.

Anmelden bis 9. März

Der VKI startete am Donnerstag erneut einen Aufruf für Wechselwillige: Bis 9. März 2015 können sich diese unverbindlich auf der Seite www.energiekosten-stop.at vorregistrieren. Wenn die günstigsten Anbieter feststehen, können sich die Konsumenten bis Ende Mai entscheiden, ob sie wirklich wechseln wollen.

Wechselfaul: Österreicher lassen viel Geld liegen

Wechselfaule Österreicher

Die Österreicher erweisen sich bisher als besonders wechselfaul: Weit mehr als 80 Prozent der Haushalte sind noch beim gleichen Lieferanten. Seit 2002 sind der Strom- und Gasmarkt liberalisiert. Beim Strom haben seither erst 17,4 Prozent der Haushalte ihrem Anbieter den Rücken gekehrt. Bei Erdgas waren es kumuliert überhaupt nur 14,5 Prozent. Mehrfachwechsler sind da schon inkludiert. Die Wechselraten für die einzelnen Jahre dümpelten um die 1 Prozent dahin, wie aus E-Control-Statistiken hervorgeht.

Ein wenig Bewegung brachte die VKI-Aktion 2014. In den ersten drei Quartalen des Vorjahres suchten sich 3,3 Prozent aller heimischen Haushalte einen neuen Stromlieferanten und 4 Prozent einen neuen Erdgaslieferanten. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2013 hatten die Wechselraten lediglich 1,7 Prozent für Strom und 2,4 Prozent für Gas betragen.

EU-weit wechseln deutlich öfter

Etwas wechselwilliger sind traditionell Unternehmen, vor allem die energieintensive Industrie. Das gilt für Österreich gleichermaßen wie für die meisten europäischen Länder. Im EU-Ausland sind aber auch die Haushalte weniger träge als die Österreicher, was den Anbieterwechsel betrifft. 2013 haben sich im Schnitt jeweils 5,6 Prozent der Privaten nach einem neuen Strom-bzw. Gasanbieter umgeschaut, zeigt der aktuellste Marktbericht der Koordinierungsstelle der europäischen Energieregulatoren (ACER) und des gemeinsamen Rats der nationalen Behörden (CEER).

Allerdings sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern groß: In Großbritannien, Irland und den skandinavischen Ländern gibt es einen starken Wettbewerb am Strommarkt, ebenso in Spanien und Portugal. In diesen Ländern betrugen die Wechselraten 2013 jeweils über zehn Prozent. Bei Gas verzeichneten lediglich Großbritannien, Irland und Spanien knapp zweistellige Raten.

Auch im Nachbarland Deutschland, dessen Energiemarkt stark mit dem österreichischen verzahnt ist, sind die Konsumenten deutlich wechselfreudiger als die Österreicher: Sieben von hundert Haushalten gingen 2013 zu einem neuen Strom- und knapp neun von hundert zu einem neuen Gasanbieter.

Die Stromkosten seien in Österreich zu hoch, weil die Anbieter einander nicht auf die Füße steigen: Dieser Darstellung widerspricht die Interessenvertretung der österreichischen E-Wirtschaft. Sie beschuldigt die hohe Steuer- und Abgabenbelastung für die heimischen Stromkunden. Mit 7 Cent pro Kilowattstunde sei diese die sechsthöchste in Europa.

"Unsere Strompreise sind im europäischen Vergleich sehr moderat", sagt Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie. Hingegen liege der Netto-Haushaltsstrompreis, also die Kosten für Energie und Netz, mit 13,2 Cent pro Kilowattstunde "im Mittelfeld vergleichbarer Länder mit ähnlichem Kaufkraftniveau", heißt es in einer Aussendung. Die Strompreise seien zudem weniger rasch gestiegen als im EU-Durchschnitt. Seit 2011 hab es fast durchwegs Strompreissenkungen gegeben, während die Inflation um mehr als 5 Prozent gestiegen sei.

Bei den Industriekunden liege Österreich mit 8,3 Cent pro Kilowattstunde EU-weit auf Platz 18 von 28. Auch hier sei die Steuerbelastung mit 4,8 Cent eine der höchsten.

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