Was Österreichs Unternehmer von US-Erfindern lernen können

Softwareentwickler Bert Lawrence
Wirtschaftskammer bringt Spitzen-Unis mit heimischen Unternehmen zusammen.

Das Stanford Research Institute liegt in Menlo Park, mitten im Silicon Valley. Beim Eingang erscheint ein circa 70-jähriger Mann und fragt, woher wir kommen. Oh, Austria, das freut ihn, dann erzählt er gleich seine Geschichte: "Hier leben auch ältere Menschen wie ich und für die haben wir eine spezielle Strumpfhose entwickelt. Ganz kleine Motoren und Sensoren werden hier eingebaut" – er zeigt ein älteres Modell einer Hose – "die helfen beim Aufstehen." Bert Lawrence heißt der Mann, ein Softwareentwickler. Beim "Superflex Suit" hat er in der Testphase mitgeholfen. Und mit uns tut er genau das, was man hier können muss: In einer Minute eine Story erzählen und für ein Produkt begeistern.

Österreichische Unternehmer können das nicht immer. Dafür haben sie jetzt ein eigenes Programm an US-Spitzen-Unis. WKÖ-Präsident Christoph Leitl hat im Silicon Valley gleich zwei Verträge abgeschlossen: Einen mit dem Consulting Unternehmen Strategic Business Insights, das beim Aufspüren von Trends hilft. Und eines mit der Stanford University.

Olymp der Innovation

Hier empfängt uns Professor Fritz Prinz, ein Waldviertler, der bereits vor 40 Jahren in die USA gekommen ist. Prinz ist Physiker, spezialisiert auf Materialforschung und Nanotechnologie. Mit seinem Institut werden österreichische Unternehmen kooperieren können – erstmals auch kleinere.

Entsprechend begeistert zeigt sich Leitl im KURIER-Gespräch:"Wir sind hier im Olymp der Innovationen. Bis jetzt haben hier nur die Götter der internationalen Konzerne Zugang gehabt, jetzt wird das Tor für kleine und mittlere Unternehmen geöffnet."

Diese Kooperationen kosten Geld. Leitl nützt das, um auf das 100 Mio. Euro Sparprogramm der WKÖ zu verweisen. Und darauf, dass zusätzlich 34 Millionen gespart werden, um sie für solche neuen Projekte auszugeben.

Experimentierfreudig

Aber was machen die Amerikaner besser, abgesehen von den Möglichkeiten eines riesigen Landes? Professor Fritz nennt mehrere Punkte: Die Offenheit des Landes, jedenfalls bisher, vor allem asiatische Studenten gehören zu seinen besten. Dann die Flexibilität und die vielen Richtungen, in die geforscht wird. Es ist nicht sicher, ob sich Elektroautos durchsetzen oder doch die Wasserstofftechnologie. An allen Möglichkeiten wird gearbeitet. Die Umsetzung ist durch Kooperationen mit der Industrie gewährleistet.

Ähnlich argumentiert Professor Stefan Thomke an der Harvard Business School. Der Schwabe unterrichtet Innovation Management und ist überzeugt, dass Experimentieren Grundlage für Erfolg sei. Das gelte für herkömmliche Unternehmen ebenso wie für die digitale Welt.

Ausprobieren, ob die USA der richtige Markt sind und ob hier Partner in Unis oder Unternehmen sind, das können Unternehmer ab sofort – und vielleicht auf Leute wie Bert Lawrence treffen, der im Altersheim wohnt und noch immer gerne arbeiten geht.

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