Warum Beamte öfters krank sind

Warum Beamte öfters krank sind
Im öffentlichen Dienst fallen mehr Krankenstände an als im ASVG-Bereich. Die Gründe sind durchaus vielfältig.

Beamte sind viel öfter im Krankenstand als Angestellte. Das scheint der WIFO-Fehlzeitenreport zu belegen, der vergangenen Mittwoch präsentiert wurde. Jedes Jahr untersucht das WIFO die Entwicklung der Krankenstände und deren Ursachen. Im Kapitel über Bundesbeamte mit Daten aus dem Jahr 2010 heißt es: "Zieht man die Angestellten als Vergleichsbasis heran und führt man eine Standardisierung der Altersstruktur durch, dann lagen die Krankenstände etwa ein Viertel höher als im ASVG-Bereich." Das lässt den Schluss zu, dass Vorurteile über Beamte durchaus berechtigt sind.

Vorsicht

WIFO-Forscher und Studienautor Thomas Leoni rät bei der Interpretation dieser Statistik allerdings zur Vorsicht. Denn etwa ein Drittel der Bundes-Beamten sind Polizisten. Wegen der Außendienste, der Nachtdienste und der allgemeinen Arbeitssituation fallen in dieser Gruppe auch mehr Krankenstände an. "Niemand lässt sich gerne verhaften", verweist Harald Segal, Vorsitzender des Fachausschusses der Wiener Polizei, auf zusätzliche Verletzungsgefahren. Er kann nicht ausschließen, dass es bisweilen Polizisten gibt, die den Krankenstand planen, aber "das sind nicht mehr als in anderen Berufsgruppen."

Ein weiteres Indiz für mehr Fehlzeiten im öffentlichen Dienst: Durchschnittlich 2,4 Arbeitstage pro Jahr sind Beamte im Kurzkrankenstand. Bei den ASVG-Bediensteten sind es lediglich 0,8 Tage.

Leoni verweist auf die unterschiedlichen rechtlichen Rahmenbedingungen. Bei den Beamten wird jeder Tag Abwesenheit für die Statistik dokumentiert. Bei Angestellten gibt es die Möglichkeit, drei Tage ohne Krankmeldung des Arztes zu Hause zu bleiben. Daher werden auch nicht alle Krankenstände im ASVG erfasst. Wie hoch der Anteil der nicht erfassten Fehlzeiten ist, "lässt sich aber nicht sagen", heißt es in der Studie.

Bereinigt

Der WIFO-Forscher hat daher die Kurzkrankenstände herausgenommen. Trotzdem lag die Krankenstandsquote der Beamten und Vertragsbediensteten um sieben Prozent über jener der Arbeiter und Angestellten. Allerdings wird in der Privatwirtschaft bei langen Krankenständen früher gekündigt als im öffentlichen Dienst. Dazu kommt, dass im öffentlichen Dienst mehr Behinderte beschäftigt sind.

Leonis Schlussfolgerung: "Grundsätzlich sind die Krankenstände im öffentlichen Dienst überdurchschnittlich. Es gibt einen Effekt durch die Arbeitsplatz­sicherheit." Eine exakte Zahl zu nennen sei aber nur schwer möglich.

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