Wann geht uns das Erdöl aus?

Wie lange die Ölreserven reichen und was danach kommen soll, diskutieren internationale Experten bei einer Konferenz in Wien.

Dass Erdöl eine endliche Ressource ist, würde wohl niemand bestreiten. Wann genau allerdings der letzte Tropfen des schwarzen Goldes aus dem Boden gequetscht werden wird, darüber streiten Experten rund um den Globus schon seit Jahrzehnten.

Bereits in den 70er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts konstatierte der "Club of Rome", dass dies um die Jahrtausendwende der Fall sein werde. Mit dieser Aussage hat sich der (damals) renommierte Think-Tank augenscheinlich zu weit aus dem Fenster gelehnt. Wie lange Öl noch gefördert werden kann, darüber will derzeit niemand so recht Auskunft geben. Die Bandbreite der Prognosen reicht von 50 bis 100 Jahren.

Mittlerweile dreht sich die Experten-Diskussion aber vielmehr um die Frage, wann der Punkt erreicht sein wird, an dem die weltweite Ölproduktion auf ihrem absoluten Höhepunkt stehen wird. Oder anders ausgedrückt: Wann es mit der Ölbranche bergab gehen wird. "Peak Oil" wird dieses Phänomen genannt.

Genau um diese Frage dreht sich eine internationale Tagung der ASPO (Association for the Study of Peak Oil & Gas), die noch bis Freitag in Wien über die Bühne geht. Bei konventionellem Öl, also jenem Öl, das leicht und entsprechend günstig aus dem Boden zu bekommen ist, sei das Fördermaximum schon erreicht, ist sich ASPO-Präsident Kjell Aleklett sicher.

Dennis Meadows geht noch weiter. Der Autor des 30 Millionen Mal verkauften Buches "Grenzen des Wachstums", das er 1972 im Auftrag des Club of Rome verfasste, glaubt, dass das Fördermaximum der Weltölproduktion mit hoher Wahrscheinlichkeit bereits erreicht sei.

Technologie

Um wirklich genaue Aussagen treffen zu können, gesteht der Energie-Berater und Ex-BP-Manager Jeremy Gilbert ein, müsste die Ölindustrie ihre Daten über Ölfelder allerdings der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Faktum ist, dass die Erdöl-Industrie in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht hat. So entdeckt sie etwa mithilfe moderner Seismik-Methoden heute Ölfelder, die noch vor 15 Jahren unauffindbar gewesen wären. Auch die Tiefsee-Technologie wird immer besser – auch wenn Unglücke wie jene der Deepwater Horizon anderes vermuten lassen. Gebohrt wird derzeit schon in unvorstellbaren 9000 Metern unter dem Meeresboden – also tiefer, als der Mount Everest hoch ist.

Hinzu kommt auch der vermehrte Abbau von Ölsanden und -schiefern, allen voran in Kanada. Hierbei wird in porösen Gesteinsschichten gebundenes Erdöl mithilfe von (Wasser-) Dampf ausgewaschen. Da diese Methode selbst sehr energieintensiv ist (und damit auch sehr klimaschädlich), rechnet sie sich allerdings erst ab einem Ölpreis von jenseits der 100 Dollar das Barrel (je 159 Liter).

Der Wiener Ölexperte Johannes Benigni kann der Peak-Oil-Thematik nicht viel abgewinnen. Die weltweite Ölnachfrage werde ohnehin nicht mehr dramatisch steigen – bedingt durch die Klimaproblematik und wegen der hohen Preise. Letzteres sei gut, da sich nur bei hohen Ölpreisen die erneuerbaren Energien weiterentwickeln können. Benigni zitiert in diesem Zusammenhang den ehemaligen saudi-arabischen Ölminister Scheich Yamani: "Die Steinzeit ist auch nicht aus Mangel an Steinen zu Ende gegangen."

Ölverbrauch: Steigt weiter an

Nachfrage Die weltweite Erdölnachfrage wird heuer laut Prognosen von JBC-Energy knapp unter 90 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag betragen. 2030 wird sich der Wert auf rund 99 Millionen Fass erhöhen.

OPEC Die Organisation Erdöl-exportierender Länder werde in den kommenden Jahrzehnten an Bedeutung gewinnen. Während die Produktion in den Nicht-OPEC-Ländern stagniere, werde das Ölkartell bis 2030 seinen Ausstoß auf 40 Millionen Fass erhöhen.

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