VW: Neue Modelle und Marketing sollen es richten

VW-Konzernchef Matthias Müller muss nach dem Skandal aufräumen.
Autobauer verliert nach Skandal Marktanteile.

Fast 90 Minuten haben VW-Vorstandschef Matthias Müller und Finanzvorstand Frank Witter benötigt, um im Rahmen der Jahresbilanzpressekonferenz in Wolfsburg den Abgasskandal noch einmal öffentlich zu erläutern und einen Blick in die Zukunft zu wagen. "Es wurden Regeln gebrochen und ethische Grenzen überschritten", sagte Müller. "Das tut uns aufrichtig leid." Man habe viele Menschen enttäuscht.

Das verloren gegangene Vertrauen schlägt sich direkt in den Absatzzahlen wieder. Zwar sei Müller mit dem Start ins Jahr trotz der widrigen Umstände zufrieden. Abgesehen von der Marke VW habe es überall Steigerungen gegeben. Allerdings räumte er auf Nachfrage ein, dass der Konzern weniger stark zulege als die Konkurrenz, der Marktanteil also schrumpft. Positiv sei, dass sich der Rückgang in den USA dank des Erfolges von Audi und Porsche in Grenzen halte. Und im wichtigsten Absatzmarkt China habe es den besten Start ins Jahr seit Markteintritt 1984 gegeben.

Unterm Strich erwartet der Gesamtkonzern erneut rund zehn Millionen verkaufte Fahrzeuge im Gesamtjahr. Dies soll ohne großzügige Anreize erreicht werden. "Wir haben uns entschieden, den Markt nicht zu kaufen. Bei den Rabatten liegen wir auf normalem Niveau", sagte Witter. Mithilfe von Vertrieb und Marketing sowie neuen Modellen soll das Vertrauen zurückgewonnen werden.

Rückrufe

Mit den Rückrufen der rund elf Millionen betroffenen Autos ist VW in Verzug geraten. Bei Audi und Seat laufe es plangemäß, beim Passat sei eine Lösung noch nicht endgültig gefunden. Daher wird nun der Golf bei den Rückrufen vorgezogen. Der Plan, bis Jahresende zu einem Abschluss zu kommen, bleibe vorläufig aufrecht, so Müller. Möglicherweise werde es aber bis zum ersten Quartal 2017 dauern.

Über die Vereinbarung mit den US-Behörden über Entschädigungen wurde Stillschweigen vereinbart, so dass sich der Vorstand diesbezüglich zugeknöpft gab. Eine ähnliche Regelung in Europa "wird es nicht geben", sagte Müller. Die Ausgangssituation und die Rahmenbedingungen seien zu unterschiedlich. Zudem gebe es keine Verschlechterung bei Leistung und Verbrauch.

Die 16,2 Mrd. Euro an Rückstellungen infolge des Skandals verlangen laut Müller dem Konzern alles ab. Er sei aber finanziell robust genug, um ihn zu verkraften. Ein Verkauf von Marken sei aber momentan kein Thema, ebenso wenig eine Kapitalerhöhung. Nach dem Rekordverlust von 1,36 Mrd. Euro im Vorjahr peilt VW heuer wieder einen Gewinn an. "Das operative Geschäft ist kerngesund", versicherte Müller.

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