VW-Abgasskandal: Was wusste Winterkorn?

Martin Winterkorn im September 2015, kurz vor seinem Rücktritt
Neue Vorwürfe bringen Ex-Konzernchef unter Druck – Frankreich ermittelt gegen Renault und andere.

Hat Ex-Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn früher als bekannt über die illegale Abgasmanipulation Bescheid gewusst? Das sollen Dokumente einer Sitzung nahelegen, die am 27. Juli 2015 in Wolfsburg stattfand – zwei Monate, bevor der Skandal aufflog.

Ein Teilnehmer erzählte Bild am Sonntag, es sei zur Sprache gekommen, dass "etwas Illegales in unsere Autos installiert wurde". Man habe diskutiert, ob und wann man den US-Umweltbehörden den Betrug gestehen solle. Während der Präsentation habe er erwartet, dass er ab der dritten Folie "weggeblasen" würde. Doch Winterkorn sei erstaunlich ruhig geblieben.

"Du und deine Software!"

Später habe dieser zu einem beteiligten Techniker gesagt: "Du und deine Software!"Winterkorn war Ende September 2015 zurückgetreten, hatte aber jede Mitwisserschaft verneint. Jetzt betonte er, er erinnere sich nur an eine kurze Besprechung im Juli. Da sei ihm versichert worden, die Probleme in den USA würden gelöst.

Laut einem VW-Sprecher lässt sich nicht mehr rekonstruieren, worüber im Juli 2015 gesprochen wurde und wer aus dem Vorstand anwesend war. Am Donnerstag wird Winterkorn vor dem U-Ausschuss des deutschen Bundestags erwartet.

Paris: Weitere Ermittlungen

Der Diesel-Skandal dürfte sich, wie berichtet, ausweiten. In Frankreich könnte neben Renault gegen weitere Hersteller ermittelt werden. Bei Renault-Fahrzeugen habe es eine Reihe von Unregelmäßigkeiten gegeben, sagte Umweltministerin Segolene Royal zu einer Sonntagszeitung. „Das gilt auch für andere Autohersteller in anderem Ausmaß. Deswegen könnte es Ermittlungen geben.“ Nähere Angaben, um welche Anbieter es sich handeln könnte, machte sie nicht.

Die Pariser Staatsanwaltschaft prüft einem Insider zufolge derzeit einen möglichen Abgasbetrug bei Renault. Die Ermittlungen in dem Fall sind offenbar so weit gediehen, dass inzwischen Richter mit der Frage befasst sind, ob es zum Prozess kommt. Renault wies den Schummelverdacht zurück. Das Unternehmen beachte alle Gesetze zu Abgasemissionen.

Kommentare