Österreichische Lebensversicherer bleiben im Geschäft

Österreichische Lebensversicherer bleiben im Geschäft
Anders als in Deutschland werden Altverträge nicht an Abwickler abverkauft.

Die deutschen Verbraucherschützer sind alarmiert. Vor kurzem kündigte die Generali an, 2018 die Lebensversicherung in Deutschland einzustellen. Die rund vier Millionen Alt-Polizzen könnten auch an einen professionellen Abwickler von Lebensversicherungen verkauft werden, teilte der italienische Assekuranz-Riese mit. Auch der deutsche Versicherungskonzern Ergo prüft den Verkauf seiner beiden Lebensversicherungs-Töchter mit insgesamt sechs Millionen Verträgen.

"Run-off" nennt man in der Fachsprache das Auslaufen von Versicherungsverträgen und die Übertragung (samt Eigenmitteln und Kapitalanlagen) an ein Abwicklungsunternehmen. Die anhaltende Niedrigzinsphase beschert den deutschen Lebensversicherern enorme Probleme, ihre Garantiezusagen einzuhalten, mit der sie in der Vergangenheit um die Kunden geworben hatten. Ursprünglich hatten britische Lebensversicherer damit begonnen, jetzt ist "Run off" auch in Deutschland angekommen. Viele Konsumenten fühlen sich nicht sehr wohl dabei, wenn ihre Altersvorsorge überraschend den Eigentümer wechselt.

Kann das auch den Lebensversicherungs-Kunden in Österreich passieren? "Bis jetzt sind keine Pläne bekannt geworden, dass ein Unternehmen in Österreich das Lebensgeschäft abgeben will", sagt dazu Manfred Rapf, Vorsitzender der Sektion Leben im Versicherungsverband und Chef der s Versicherung.

Die österreichischen Unternehmen würden besser dastehen als die deutschen Versicherer, weil sie nicht so hohe Garantiezusagen abgaben, argumentiert Rapf. Er geht davon aus, dass die heimischen Lebensversicherer auch in den nächsten zehn bis 15 Jahren "keine Probleme damit haben sollten". Die s Versicherung, in Österreich die Nummer zwei, würde die Niedrigzins-phase noch 15 bis 20 Jahre aushalten.

Hier zu Lande müssen die Lebensversicherer bis 2021 eine Zins-Zusatzrückstellung zur Absicherung ihrer Altbestände von insgesamt 1,8 Milliarden Euro bilden. Ende 2016 waren bereits 520 Millionen Euro dotiert.

Novelle verschoben

Drei Tage vor der Nationalratswahl hätte die umstrittene Änderung des Versicherungsvertragsgesetzes im Parlament beschlossen werden sollen. Der Finanzausschuss nahm das Thema nun von der Tagesordnung. Damit bleibt das unbefristete Kündigungsrecht bei Fehlberatungen beim Abschluss von Lebensversicherungen vorläufig aufrecht. SPÖ und ÖVP wollten diese Kündigungsmöglichkeit auf einen Monat verkürzen, die Konsumentenschützer protestierten heftig.

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