Vor Lufthansa: Ryanair neue Nummer eins

Die Fluglinie Ryanair ist für billige Flüge bekannt.
Trotz Steigerung der Passagierzahl um 1,8 Prozent fällt Lufthansa erstmals hinter Billig-Konkurrenz zurück.

Die Lufthansa ist 2016 trotz Zuwächsen im Passagiergeschäft erstmals hinter den irischen Billigflieger Ryanair zurückgefallen. Zusammen mit ihren Töchtern Eurowings, Swiss und Austrian Airlines beförderte der DAX-Konzern im abgelaufenen Jahr 109,67 Millionen Fluggäste und damit 1,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie er am Dienstag in Frankfurt mitteilte.

Ryanair konnte die Zahl der Fluggäste dank eines kräftig ausgeweiteten Angebots jedoch um 15 Prozent auf 117 Millionen steigern.

Ryanair innerhalb Europas stark

Gemessen an der Zahl der Fluggäste musste Lufthansa ihre Stellung als Europas größte Fluggesellschaft an Ryanair abtreten. Allerdings sind die Lufthansa-Kunden im Schnitt auf längeren Strecken unterwegs, da der Konzern im Gegensatz zu Europas größtem Billigflieger ein weltweites Streckennetz betreibt. Ryanair ist vor allem innerhalb Europas und im Mittelmeerraum unterwegs.

Die österreichische Lufthansa-Tochter AUA (Austrian Airlines) hat 2016 weitaus stärker zugelegt als die deutsche Konzernmutter, von Jänner bis Dezember brachte es die AUA auf ein Passagierplus von 5,1 Prozent. Stärkere Zuwächse gab es in der Lufthansa-Gruppe nur beim Billig-Ableger Eurowings (plus 8,8 Prozent). Im gesamten Jahr 2016 hat die AUA rund 11,38 Millionen Passagiere befördert. Das waren um 5,1 Prozent oder 547.000 Fluggäste mehr als im Jahr davor. Grund war der stärkere Nachbarschaftsverkehr, also die Strecken zwischen Österreich und Deutschland.

Vor Lufthansa: Ryanair neue Nummer eins
Passagierzahlen, Zahl der Flüge, Auslastung - jeweils Lufthansa und AUA GRAFIK 0029-17, 88 x 50 mm

Die Schweizer Lufthansa-Tochter Swiss hat im vergangenen Jahr 16,5 Millionen Passagiere befördert. Damit übertraf sie den Rekord von 2015 um 1,3 Prozent. Besonders im Schlussmonat legte die Swiss zu. Im Dezember stiegen die Passagierzahlen im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Prozent, wie die Swiss am Dienstag mitteilte. Dennoch ging die Auslastung der Flugzeuge zurück. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 81,3 Prozent aller Sitze belegt. 2015 waren es noch 83,4 Prozent gewesen. Im Europa-Geschäft und auf den Interkontinentalstrecken nahm die Auslastung etwa im gleichen Ausmaß ab.

Die Lufthansa selbst verbuchte bei der Auslastung der Flugzeuge 2016 einen Rückgang um 1,4 Prozentpunkte auf 79,1 Prozent. Zu schaffen machten ihr weiter gesunkene Ticketpreise und der Pilotenstreik im November. Dieser fügte dem Konzern einen Schaden von rund 100 Mio. Euro zu.

Ticketpreise sollen weiter sinken

Im neuen Jahr will Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr das Flugangebot um drei Prozent ausbauen. Dazu soll ein Deal mit der vor der Zerschlagung stehenden zweitgrößten deutschen Fluglinie Air Berlin beitragen. Das Unternehmen will 38 Jets samt Piloten und Flugbegleitern an den Lufthansa-Konzern vermieten, davon 33 an dessen Tochter Eurowings. Weiteres Wachstum kommt mit der jüngst besiegelten Übernahme der belgischen Brussels Airlines, die auch bei Eurowings angedockt wird und bis 2018 integriert werden soll.

Eine mögliche Übernahme von Air Berlin sieht Spohr aber skeptisch. Er verwies vor allem auf die ungünstige Kostenstruktur des Konkurrenten. Dieses unter anderem von teuren Piloten verursachte Problem wäre sicher am schwersten zu lösen, sagte Spohr. Daneben müsste man den hohen Schuldenstand der Air Berlin sowie kartellrechtliche Probleme bei einer Übernahme beachten, wobei er letztere für lösbar hielte.

2016 hat Lufthansa voraussichtlich einen bereinigten operativen Gewinn von 1,8 Mrd. Euro erzielt. Der Vorstand bekräftigte jüngst die Prognose - die Belastung des Pilotenstreiks herausgerechnet. Eine Gewinnprognose für 2017 wagte das Management nicht. Indes rechnet es mit weiter sinkenden Ticketpreisen und 400 Mio. Euro mehr Treibstoffkosten.

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