Hohe Haushaltstarife wegen "Verwerfungen“ am Strommarkt

APA11545796-2 - 21022013 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT CI - THEMENBILD - Illustration zum Thema " Wiener Volksbefragung 2013": Eine der Fragen der im März 2013 stattfindenden Volksbefragung in Wien lautet: Soll die Stadt nach dem Beispiel der Bürger/innen-Solarkraftwerke weitere erneuerbare Energieprojekte entwickeln, die mit finanzieller Beteiligung der Bürger/innen realisiert werden? Im Bild das Bürger-Solarkraftwerk auf dem Freigelände des Wien Energie-Kraftwerks Donaustadt, aufgenommen am Mittwoch, 20. Februar 2013. APA-FOTO: HANS KLAUS TECHT
In Wien wird nächste Woche über die Energiewende abgestimmt. Während die privaten Investoren profitieren, zahlen die Haushalte drauf.

Die Erwartungshaltung ist eindeutig. Bei der Volksbefragung vom 7. bis 9. März über die Errichtung weiterer Solarkraftwerke in Wien wird es wohl ein Votum für den Ausbau der erneuerbaren Energie geben. Davon sind die Wiener Stadtwerke und die rotgrüne Wiener Stadtregierung überzeugt. Schließliche sorgt der Umstieg auf Sonnenenergie für einen geringeren CO2-Ausstoß. Wer kann da schon mit gutem Gewissen Nein zum Klimaschutz sagen?

Zumal es ja auch noch etwas zu verdienen gibt. Bürger können Solarpaneele zum Stückpreis von 950 Euro kaufen. Wien Energie mietet die Solarpaneele und garantiert den Investoren eine jährliche Rendite von 3,1 Prozent. Das ist zwar nicht die Welt, aber mehr als ein Sparbuch bringt. Nach Ablauf der Lebensdauer der Anlage – also nach etwa 25 Jahren – kauft Wien-Strom die Solarpaneele den Investoren ab. Für Wien-Strom ist das nach eigenen Angaben durchaus ein Geschäft. Die Rendite solcher Anlagen liegt also über 3,1 Prozent.

Hohe Nachfrage

Dieses Modell mit Beteiligung Privater ist nicht neu und durchaus beliebt. Die Solarpaneele für alle vier Fotovoltaikanlagen in Wien waren binnen kurzer Zeit ausverkauft. „Die Stadt hat den richtigen Weg gewählt und macht es möglich, dass sich die Wienerinnen und Wiener persönlich an der Energiewende beteiligen können“, freute sich die Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou über private Geldgeber.

Ansonsten lehnt die Wiener Stadtregierung Privatisierungen strikt ab. Bei der Volksbefragung wird nämlich auch darüber abgestimmt, ob kommunale Dienstleistungen wie „Kanal, Müllabfuhr und Energie“ privatisiert werden sollen. Die Wiener SPÖ ist überzeugt, dass es eine klare Mehrheit gegen Privatisierungen geben wird und präsentiert sich als Schutzheilige der kommunalen Betriebe.

Während die privaten Investoren von der Energiewende profitieren, zahlen die Haushalte drauf. Der Strompreis sollte wegen des zusätzlichen Angebots an erneuerbarer Energie sinken. Laut österreichischem Strompreisindex ist der Großhandelspreis derzeit auch um 20 Prozent niedriger als 2008. „Die billigeren Börsenstrompreise müssen sich endlich auch bei den Strompreisen der Konsumenten niederschlagen“, verlangt der Vorstand der E-Control, Martin Graf. Die Arbeiterkammer sieht das ähnlich. Vor zwei Monaten hatte AK-Direktor Werner Muhm eine „faire Verteilung“ der Kosten für die Umstellung auf erneuerbare Energie verlangt. „Die Haushalte verbrauchen 25 Prozent des Stroms, tragen aber 40 Prozent der Kosten der Ökostromförderung. Das sind im Schnitt 64 Euro pro Jahr.“

Marktverzerrung

Die Geschäftsführerin von Wien-Energie, Susanna Zapreva, sieht allerdings wegen der „Verwerfungen am Markt“ derzeit keine Möglichkeit für eine Strompreis-Senkung. „Wir haben seit 2008 die Strompreise nicht mehr erhöht und auf eine Inflationsanpassung verzichtet. Konventionelle Kraftwerke ohne Förderung werden von Fotovoltaikanlagen und Windparks aus dem Markt gedrängt. Das bringt ökonomische Probleme.“

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