So stellt die voest Weichen (her)

Rund 1.000 Mitarbeiter der voestalpine Nortrak Inc. produzieren in Nordamerika Weichensysteme - vom Herzstück bis zum Kleinteil - samt Signaltechnik und Diagnosetools.
Die voestalpine produziert in den USA Weichen, Kleinteile und Signaltechnik. Ein Lokalaugenschein mit Bildern.

Safety first - Sicherheit geht vor: Helm, Schutzbrille und Ohrenstöpsel sind Pflicht für einen Besuch in einem der US-Werke der voestalpine Nortrak Inc. Schließlich wird hier Manganstahl bei 1.600 Grad geschmolzen und gegossen, wird Chromitsand in Formen geblasen, schweben Schienenteile in Kopfhöhe durch die Werkshallen, wird geschweißt, gefräst und geflext, dass die Funken sprühen.

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Am Standort Chicago Heights wird man bei Ankunft via Plakatwand willkommen geheißen und bekommt nicht etwa einen schönen, sondern einen sicheren Tag gewünscht. Eine weitere Tafel verrät, dass seit 42 Tagen (Stand: Dienstag) kein nennenswerter Unfall mehr im Werk passiert ist. An Tag 50 wird gefeiert, an Tag 100 ebenso, auch nach 150 Tagen, usw. Das soll die Arbeiter zu erhöhter Sorgfalt anspornen, so wie es auch das tägliche Meeting inkl. Stretching der Muskeln am Beginn jeder Schicht tut. Dann erst gehts ans Werk.

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Rund 1.000 Mitarbeiter der Nortrak Inc. produzieren in Nordamerika Weichensysteme - vom Herzstück bis zum Kleinteil - samt Signaltechnik und Diagnosetools, überwiegend für den Schienen-Güterverkehr. Zu den Kunden zählen Eisenbahngesellschaften wie Union Pacific Railroad, Burlington Northern Santa Fe oder CSX Transportation. Die voestalpine VAE Gruppe, zu der die Nortrak Inc. gehört, und die der Metal Engineering Division der voestalpine AG zugeordnet ist, ist mit 35 Prozent Weltmarktführer in der Weichentechnologie. Nortrak ist mit rund 45 Prozent Marktdurchdringung führender Anbieter in Nordamerika.

"Wurden ausgelacht"

Dabei war der Anfang alles andere als einfach, erzählt Dieter Fritz, Direktor von Nortrak Nordamerika. Als Voest-Alpine Eisenbahnsysteme Ende der 1980er Jahre erste Gespräche mit potentiellen großen Partnern in den USA geführt hat, "wurden wir ausgelacht." Denn die präsentierte Weichen- und Schienentechnologie war dreimal so teuer, als in den USA damals üblich. Dass durch einen Technologievorsprung die Haltbarkeit den Preis bei weitem überragte, ließen die Amerikaner nicht gelten. In Richmond, Kanada, konnte mit der 1981 gegründeten Nortrak Railway Supply Ltd. dann doch ein kleinerer Partner an Bord geholt werden. Im Jahr 1990 sichern sich die Österreicher 50 Prozent plus eine Aktie, der Name wird in VAE Nortrak Ltd. geändert. 1992 wird in Birmingham, Alabama das erste Werk in den USA eröffnet, 1996 ein weiteres in Cheyenne, Wyoming. Mittlerweile gibt es acht Produktionsstätten in Nordamerika, eine davon in Mexico. Das Headquarter, reines Bürogebäude, steht in Vancouver, Kanada.

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Im Vorjahr wurden rund 180 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Und das Geschäft soll weiter wachsen, erklärt Franz Kainersdorfer, Vorstand der Metal Engineering Division. „Die Reindustrialisierung der USA wirkt. Wir sehen intensive Investitionen im Frachtverkehr.“

Bilder: Weichenproduktion in den USA - ein Rundgang

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Alle zwei Kilometer eine Weiche

Geschuldet ist die wieder erstarkte Investitions-Bereitschaft nicht zuletzt einer Rückbesinnung auf die Schiene, die sich in den letzten Jahren in den USA vollzogen hat. Güterzüge werden in den USA ausschließlich von privaten Gesellschaften betrieben - sie sind für Bau, Betrieb und Instandhaltung des Schienennetzes verantwortlich, was teilweise mitunter dazu führt, dass vier Gleisstränge parallel in dieselbe Richtung verlaufen. 1830 wurde die erste Güterstrecke, knapp 20 Kilometer lang, von der Baltimore and Ohio Railroad eröffnet. Das Gleisnetz wuchs rapide, im Jahr 1917 schickten bereits 1.500 Betreiber Güter auf einem 400.000km langen Schienennetz - historisch betrachtet das längste jemals - quer durch die Vereinigten Staaten.

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Doch dann kam die große Depression, ab den 1950er und 1960er Jahren bremsten durch massiven Bau von Highways LKW-Frächter die Bahn aus, die Schifffahrt war billige Konkurrenz und zusätzlich wurden Schienentransporte von der Interstate Commerce Commission an den Rand des Abgrunds reguliert. Das mündete in einer Vielzahl an Konkursen in den 1970er Jahren. Betreiber hielten sich fortan mit Investitionen in die Schieneninfrastruktur zurück. Das Netz veraltete. Erst zunehmendes Umweltdenken, steigende Treibstoffpreise und ein Bekenntnis der Politik, den Ausbau der Schiene wieder vorantreiben zu wollen, sorgten wieder für ein Umdenken: 2012 und 2013 wurden laut der Association of American Railroads (AAR) über 25 Milliarden Dollar jährlich investiert - mehr als je zuvor. Und Instandhaltung stellt für die Nortrak Inc. einen bedeutenden Geschäftszweig dar: Denn von den 130.000 Weichen, die sich im aktuell rund 230.000 Kilometer langen US-Schienennetz finden, müssten jährlich in etwa drei Prozent getauscht werden, erklärt Fritz. Und diese drei Prozent würden 90 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachen.

Auch spielen die Öl- und Gaswirtschaft in den USA eine bedeutende Rolle in der Wiederbelebung der Schiene: Öl und Gas muss aus den großen Fracking-Regionen in die Verbrauchs- und Raffineriezentren transportiert werden. Frachtaufträge werden aufgrund fehlender Pipelinekapazitäten zusehends auf die Schiene verlagert. Positiv wirkte sich diesbezüglich aus, dass die Unfallrate auf Schiene zwischen 1980 und 2013 um 79 Prozent gesenkt werden konnte (42 Prozent ab 2000). Und auch sonst rechnet die AAR mit steigendem Auftragsvolumen und leitet dies aus Prognosen künftigen Frachtaufkommens ab: 2012 wurden 19,7 Milliarden Tonnen Güter verfrachtet, 2040 sollen es schon 28,5 Mrd. Tonnen sein.

Eder: "Die amerikanische Seele glaubt an ihr Land"

Die voestalpine-Gruppe ist mit rund 500 Konzerngesellschaften und Produktionsstandorten in mehr als 50 Ländern der Welt vertreten. 48.100 Mitarbeiter erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2013/2014 ein operatives Ergebnis (EBITDA) von rund 1,4 Milliarden Euro; der Umsatz lag bei rund 11,2 Milliarden Euro. Bis 2020 hat sich die voestalpine 20 Milliarden Euro als weltweites Umsatzziel gesteckt: Zahlen, die laut Konzernchef Wolfgang Eder nicht in Stein gemeisselt sind, wurde die Strategie 2020 schon Ende 2012 erstellt, unter anderen wirtschaftlichen Gegebenheiten. Wichtiger seien laut Eder ohnehin Profitabilität und eine Steigerung der EBIT-Marge auf neun Prozent, derzeit stehe man zwischen sieben und acht Prozent.

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Die Expansion steht unter dem Motto „Qualität statt Quantität“ sagte Eder vergangene Woche im Vorfeld eines Management-Meetings der voestalpine in Chicago. „Wir haben uns auf die Nischen spezialisiert, in denen wir jetzt bereits unter den Top-Drei der Welt sind.“ Das sei auch die Motivation gewesen, aus dem Kunststoffgeschäft auszusteigen. Anfang Oktober verkaufte die voest den Geschäftsbereich Plastics Solutions mit 700 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 120 Millionen Euro an den oberösterreichischen Autozulieferer Polytec.

Teil der Strategie 2020 ist, den Umsatz außerhalb Europas von derzeit 22 Prozent auf 40 Prozent zu steigern. Nordamerika spielt dabei eine wesentliche Rolle: Hier soll der Umsatz von momentan einer Milliarde auf drei Milliarden anwachsen. Für Eder ein „realistisches Ziel“: „Der Reindustrialisierungs-Aufschwung wird mittelfristig bleiben.“ Gefragt nach den großen Unterschieden zwischen Europa und die USA antwortet der voest-Chef: „Die amerikanische Seele glaubt an die Zukunft und glaubt an ihr Land.“ Das schaffe eine Stimmung, die der Wirtschaft Rückenwind gibt. „Hier gibt es Vertrauen und das fehlt Europa.“ Zudem würden unter der Landmasse noch große Mengen Öl und Gas schlummern, was den Amerikanern zu einem Standortvorteil verhelfe: Jetzt schon sei Nordamerika attraktiv, wenn es „um kostenoptimierte Produktion geht“: Strom kostet nur die Hälfte, Gas nur ein Drittel bis Viertel gegenüber Europa. Die Errichtung jener Direktreduktionsanlage (mehr dazu...) etwa, wie sie derzeit in Texas läuft (550 Millionen Euro Investitionsvolumen), hätte in Österreich alleine des höheren Gaspreises wegen Mehrkosten von etwa 80 Millionen Euro jährlich verursacht.

Was in den USA laut Eder noch fehlt, „ist die breite Masse an hochqualifizierten Fachkräften.“ Doch auch hier steuere man gegen. So werden derzeit nur 1.000 von weltweit 1.600 Lehrlingen von der voest in Österreich ausgebildet.

Stahl nicht aufgeben

„Wir werden den Stahl nicht aufgeben“, sagte Eder weiters und ließ damit durchblicken, die Standorte Linz und Donawitz weiterhin zu behalten: "In Linz und Donawitz werden Produkte erzeugt, die niemand anderer kann."

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