Voest schraubt Gewinnerwartungen zurück

Voest schraubt Gewinnerwartungen zurück
Der heimische Stahlriese voestalpine wird wegen der Konjunktur-Flaute heuer weniger verdienen. Statt eines Zuwachses gibt es einen Rückgang.

Die voestalpine bekommt den sich abzeichnenden Konjunktureinbruch 2012 deutlich zu spüren. Nach hohen Steigerungen bei Gewinn und Umsatz in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2011/'12 (per Ende März) muss Konzern-Chef Wolfgang Eder die Gewinnziele für das Gesamtjahr deutlich zurücknehmen.

"Wir werden beim operativen Ergebnis leicht unter dem Vorjahresergebnis von knapp einer Milliarde Euro liegen." Was in konkreten Zahlen einen Rückgang des Ebit um etwa zehn Prozent auf "um die 900 Millionen Euro" bedeutet. Noch bei der Hauptversammlung im Juli hatte Eder eine deutliche Verbesserung des Betriebsergebnisses - "also das Überschreiten der Milliarde" - angekündigt. Im Geschäftsjahr 2010/'11 hatte die der oberösterreichische Konzern das Betriebsergebnis auf 984,8 Millionen Euro fast verdreifacht.

Die Aktionäre reagierten prompt: Der Kurs der Voest-Aktie an der Wiener Börse stürzte bis zum frühen Nachmittag um mehr als acht Prozent ab.

Produktionsrücknahme

Wegen der schlechten Konjunkturaussichten drosselt der Konzern auch die Rohstahlproduktion: Sie wird bis Jahresende vorerst um zehn Prozent zurück gefahren. Mit welcher Auslastung Hochöfen und Stahlschmelzen im nächsten Jahr fahren, will die voestalpine im Jänner entscheiden. Im ersten Halbjahr war die Stahlproduktion noch um 5,4 Prozent auf 3,95 Millionen Tonnen gestiegen. im Geschäftsjahr 2010/'11 hatte sie mit 7,7 Millionen Tonnen einen Rekordwert erreicht.

Geringere Nachfrage

Eder begründete den Ergebnisrückgang und die Produktionsrücknahme am Donnerstag bei der Präsentation der Halbjahres-Zahlen mit der Konjunkturschwäche, ausgelöst durch die andauernde Schuldenkrise sowie der Finanzmarkt- und Bankenkrise. Kunden und Konsumenten würden zunehmend vorsichtiger, was sich bereits im Auftragseingang abzeichne. In der Öl- und Gasindustrie, im Maschinenbau und auch in Teilen der Autoindustrie sei die Nachfrage derzeit noch stabil. Dagegen seien in der Bauindustrie sowie in der Konsumgüter- und Hausgeräteindustrie die Aufträge bereits rückläufig.

Die Konjunkturabkühlung selbst sieht Eder allerdings noch nicht dramatisch: "Wir hatten zwölf Monate Aufschwung und sehen nun keinen Double-Dip wie ihn Nobelpreisträger prognostizieren." Die Wachstumsschwäche sei "eine normale zyklische Entwicklung."

Gutes Halbjahr

Im ersten Geschäftshalbjahr war die Stahlwelt noch in Ordnung. Der Umsatz stieg um 15,1 Prozent auf knapp sechs Milliarden Euro (siehe Grafik), das Betriebsergebnis kletterte um 28,3 Prozent auf 531 Millionen. Unterm Strich blieb ein um 38,6 Prozent höherer Nettogewinn von 346,1 Millionen Euro. Die Steigerungen wären ohne einen dreiwöchigen Stillstand wegen Erweiterungsinvestitionen in der Division Stahl (Linz) noch höher ausgefallen. Das wirkte sich in einem deutlichen Rückgang der Ergebnisse gegenüber dem unmittelbaren Vorquartal aus.

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