Wasser für die Deutschen
KURIER: Ärgert es Sie eigentlich, dass Österreich jährlich rund 24 Millionen Liter mehr Mineralwasser importiert, als es exportiert?
Alfred Hudler: Österreich importiert vor allem aus Italien Wasser, das dann unter Billigmarken im Handel verkauft wird. Wir haben uns im oberen Preissegment positioniert. Flapsig gesagt, ist Wasserverkaufen eine reine Marketingleistung. Zumindest in Europa, wo es genügend Wasser gibt.
Ihr Exportanteil verharrt seit Jahren relativ konstant bei sieben Prozent. Sind Sie damit zufrieden?
Klingt nach hohem Marketingaufwand ...
Große Marketingkampagnen können wir uns in Deutschland nicht leisten. Wir haben die Bekanntheit über die Gastronomie in Städten wie Berlin, Hamburg oder München aufgebaut. Das ist ein bisschen wie beim Wasserskifahren: Erst wenn man genügend Druck aufgebaut hat, kommt man in Fahrt. Die Anlaufkosten waren hoch. Jetzt arbeiten wir profitabel.
Wie unterscheidet sich der deutsche Markt vom österreichischen?
Sie bringen im Sommer eine neue Glasflasche auf den Markt, obwohl immer weniger Menschen Glasflaschen kaufen. Zuletzt waren es weniger als zehn Prozent ...
Unsere Umfragen haben ergeben, dass die Menschen das wollen. Deswegen haben wir 4,5 Millionen Euro in die Entwicklung der neuen Flasche gesteckt, die auch leichter sein wird als die herkömmlichen.
Ob sie ökologisch besser abschneidet als PET-Flaschen, ist aber umstritten.
Da kommt es immer darauf an, wen Sie fragen. Die Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Fakt ist, dass Glas rund 40-mal wiederbefüllt und dann wieder eingeschmolzen wird.
Wie stehen Sie zu den Wettbewerbshütern, die wollen, dass Händler und Produzenten ihre Aktionen nicht mehr absprechen dürfen?
Da muss man schon schauen, dass die Lösung auch praktikabel ist. Aktionen müssen für uns planbar sein, weil sie den Umsatz im besten Fall verdoppeln – etwa, wenn es gerade sehr heiß ist. Wenn zwei große Händler gleichzeitig mit uns Aktionen machen würden, kämen wir mit dem Liefern nicht mehr nach. Und das, obwohl wir 40 Liter die Sekunde aus der Quelle holen können. Das ist verhältnismäßig viel. International gibt es Quellen, die eine Schüttung von nur drei Liter pro Sekunde haben.
Durchschnittlich einen Viertelliter Mineralwasser am Tag trinken die Österreicher laut Statistik. Hochgerechnet kommen sie damit auf 91,5 Liter im Jahr, Tendenz steigend. Im Vorjahr stieg der Konsum wieder um fünf Prozent. Im internationalen Vergleich ist aber noch Luft nach oben. Die Deutschen kommen auf 140 Liter jährlich.
Der Markt ist hart umkämpft. Und weltweit fest in den Händen der internationalen Großkonzerne. Ganz oben auf der Liste der größten Verkäufer von abgefülltem Wasser steht das Schweizer Nestlé-Imperium. Zum größten Lebensmittelkonzern der Welt zählen Marken wie Pure Life, S. Pellegrino oder Vittel. In der Oberliga spielt auch ein französischer Joghurt-Riese mit: Danone verkauft abgefülltes Wasser unter den Marken Evian und Volvic.
Wasser statt LimoAuch Getränkeriesen bauen ihr reines Wasser-Segment aus. Oft auch durch den Zukauf von Quellen und Marken. Der größte Limonadenhersteller der Welt, der US-Konzern Coca-Cola, hat in den ersten Monaten des laufenden Jahres seinen Umsatz einmal mehr gesteigert, aber nicht dank seiner Limonaden. Verstärkt gefragt waren Säfte, Tees und stilles Wasser. Zum US-Konzern gehören unter anderem die Marken Apollinaris, Bonaqa, Valser und seit 2003 auch die burgenländische Römerquelle. Erzrivale Pepsi schickt seine Marke Aquafina ins Rennen.
Österreichische Quelle
Die burgenländische Waldquelle wurde Ende 2008 zur Gänze vom tschechischen Marktführer Carlsbader Mineralbrunnen übernommen. Damals gab die Raiffeisenlandesbank Burgenland die restlichen 24,9 Prozent ihrer Anteile ab. Carlsbader befindet sich wiederum im Eigentum der italienisch-schweizerischen Unternehmerfamilie Pasquale. Das Salzburger Mineralwasser Gasteiner ist zu 49 Prozent in Händen der Brau Union (Heineken). Die steirische Peterquelle gehört mehrheitlich Jürgen Riegel, Neffe des deutschen Haribo-Gründers Hans Riegel.
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