Versicherer in Europa müssen Lücken stopfen

Versicherer in Europa müssen Lücken stopfen
Niedrigzinsen bleiben Gefahr. Knapp ein Viertel der untersuchten Unternehmen könnten in Probleme geraten.

Nach dem Stresstest bei Europas Versicherern müssen viele Unternehmen der Branche 2015 ihre Kapitallücken stopfen. "Wir werden eine ganze Reihe von Maßnahmen sehen, von Kapitalerhöhungen bis hin zu Verschiebungen in der Bilanz", sagte der Chef der europäischen Versicherungsaufsicht Eiopa, Gabriel Bernardino, am Montag in Frankfurt.

Vor allem Versicherer in Deutschland, Österreich, Malta und Schweden machen die Niedrigzinsen zu schaffen, denn sie haben ihren Kunden in früheren Jahren hohe Garantiezinsen zugesagt.

Niedriges Zinsniveau als Problem

Bleibt das Zinsniveau über Jahre so niedrig, sieht die Eiopa Gefahren für etliche Unternehmen. "In acht bis elf Jahren könnten viele Versicherer Probleme haben, ihre Verpflichtungen gegenüber den Versicherungsnehmern zu erfüllen", warnte Bernardino.

Bei lang anhaltenden Niedrigzinsen könnte rund jedes vierte der 225 untersuchten Unternehmen die Kapitalanforderungen nach dem neuen Regelwerk "Solvency II" verfehlen. Schon im weniger harten Stress-Szenario fielen 35 Unternehmen durch - ein Anteil von knapp 16 Prozent. Ergebnisse zu einzelnen Versicherern nennt die Eiopa nicht.

"Solvency II" ab 2016

Das Regelwerk "Solvency II" tritt zum 1. Jänner 2016 in Kraft. Die Eiopa sieht ihren Stresstest daher nicht als Reparaturmaßnahme, sondern als vorbeugendes Instrument. Die betroffenen Unternehmen müssten nun ihre Bilanzen verändern. "Dabei geht es nicht nur um Kapitalerhöhungen", sagte Bernardino. Wenn die Renditen und die Laufzeiten der Kapitalanlagen eines Versicherers sich nicht mit den Verpflichtungen gegenüber den Versicherungsnehmern deckten, müssten die Unternehmen an dieser Stelle ansetzen. "Sonst wäre es so als ob man Holz ins Feuer wirft, aber das Feuer brennt weiter."

So könnten die Versicherer auf der einen Seite ihren Geschäftsmix verändern, wie es Anbieter wie Allianz, Ergo und Axa mit neuartigen Lebensversicherungsverträgen bereits tun. Auf der anderen Seite gehe es darum, zuverlässige Anlageziele wie Infrastrukturprojekte zu finden, mit denen sich die notwendigen Renditen langfristig erzielen ließen.

Mitte November hatte bereits die deutsche Finanzaufsicht BaFin die hiesigen Lebensversicherer vor drohenden Kapitallücken in Milliardenhöhe gewarnt. Würden die verschärften Anforderungen nach "Solvency II" auf einen Schlag statt schrittweise eingeführt, wäre der Bain zufolge ein Viertel der 87 untersuchten Unternehmen mit einem Marktanteil von insgesamt zehn Prozent durchgefallen. Weil die Zinsen am Kapitalmarkt inzwischen weiter gesunken sind, dürfte die Lücke ohne Anwendung der Übergangsregeln bei 15 Mrd. Euro liegen, schätzte die BaFin.

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