Verhinderte AMS-Chefin kämpft um ihre Reputation

Obwohl bestgereihte Kandidatin, verlor Ingeborg Friehs das Rennen um den Chefposten des AMS Wien.
Seltsam, wie die Bewertungskriterien für das AMS Wien geändert wurden. Sozialminister Hundstorfer beteuert, er habe nie interveniert.

Rudolf Hundstorfer hat Montagfrüh wenig Zeit. Er sollte bei den Regierungsverhandlungen sitzen. Trotzdem sagt der SP-Sozialminister im Wiener Landesgericht aus. Die langjährige Ex-Chefin des Arbeitsmarktservice (AMS) Wien, Ingeborg Friehs, klagte die Republik und das AMS auf 230.000 Euro Schadenersatz. Obwohl sie die bestqualifizierte Kandidatin war, verlor die ebenfalls der SPÖ nahestehende Friehs 2012 nach einer monatelangen Schlammschlacht das Rennen um die Führung des größten Landes-AMS.

Zeugen hatten in einer vorherigen Verhandlungsrunde von politischen Interventionen berichtet. Zwischen dem AMS und dem zur Stadt gehörenden WAFF (Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds) flogen im Streit um Fördergelder des Arbeitsmarktservice seit Jahren die Fetzen. Deswegen habe Friehs nicht AMS-Chefin werden dürfen.

„War kein Geheimnis“, sagt Hundstorfer, Debatten zwischen den Landes-AMS und den Landesregierungen über Förderungen kämen immer wieder vor. Interveniert habe er nie, beteuert er. Dass Wiens SP-Vizebürgermeisterin Renate Brauner mit ihm über die Posten-Bestellung gesprochen habe, sei ihm „nicht erinnerlich“. Brauner habe bei der Besetzung ja gar nicht mitreden können.

Heikel wird’s, als Hundstorfer mit einer Aussage von Herbert Buchinger (Vorstand des Bundes-AMS) konfrontiert wird. Der erklärte nämlich, Hundstorfer habe ihm gesagt, dass die Stadt Wien Friehs nicht wolle. Der Minister kann sich „nicht daran erinnern, dass ich das wörtlich so gesagt habe“.

Verhinderte AMS-Chefin kämpft um ihre Reputation
Weil sich der Verwaltungsrat des AMS nicht einigen konnte, entschied Hundstorfer über die Postenbesetzung. Obwohl vom Personalberater nur auf den dritten Platz gereiht, setzte er seine Abteilungsleiterin Petra Draxl an die Spitze. Die neue AMS-Chefin brachte das vermeintliche Wunder zustande, innerhalb weniger Monate die Riesen-Organisation zu verbessern. Das Wiener AMS stehe heute wesentlich besser da, obwohl die Arbeitslosigkeit in Wien nicht kleiner geworden sei, streut Hundstorfer seiner Kandidatin Rosen.

Richterin blockt ab

Friehs will sich vereidigen lassen, „damit meine Aussage mehr Gewicht bekommt“. Richterin Marianne Kodek lehnt ab. Als Friehs dem Minister vorwirft, die Unwahrheit zu sagen, blockt die Frau Rat sofort ab. Friehs darf dann doch einiges sagen. Etwa, dass die Leitung des Wiener AMS immer wieder zu Gesprächen ins Sozialministerium und sogar ins Büro des Ministers zitiert worden sei, „wenn die Stadt Wien ihre Wünsche nicht durchbringen konnte“. Der für den Arbeitsmarkt zuständige Sektionschef Roland Sauer „hat uns dann gesagt, wo’s langgeht“.

Sie berichtet auch Bemerkenswertes über die Ranking-Usancen innerhalb der AMS-Organisation. Die Bewertungsindikatoren seien am Tag, als Draxl bestellt wurde, geändert worden. Mit diesem Schema freilich hätte das Wiener AMS bereits in den Jahren zuvor deutlich positiver abgeschnitten.

Die Richterin versucht immer wieder einzubremsen. „Meine fachliche Reputation wird hier in den Dreck gezogen“, empört sich Friehs. Und muss sich von der Frau Rat sagen lassen: „Damit hätten Sie zu Beginn dieses Prozesses rechnen müssen.“ Das sei doch klar, „das hätte Ihnen der gesunde Menschenverstand sagen müssen“.

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