Verbund verabschiedet sich von der Kohle

Um das Kraftwerk Mellach tobt ein Rechtsstreit: Der Verbund will es stilllegen, muss es aber für die vertraglich vereinbarte Fernwärmeversorgung von Graz und UMgebung weiter betriebsbereit halten.
Die gesunkenen Strompreise haben im Vorjahr am Gewinn genagt, das Sparprogramm läuft weiter.

80 Prozent Gewinnrückgang im Vorjahr, zwei Drittel weniger Dividende für die Aktionäre, Personalabbau und Investitionskürzung: Das sind die Spuren, die der weitere Verfall der Strom-Großhandelspreise in der Bilanz 2014 des Verbund hinterlassen hat.

Der Strompreis lag durchschnittlich zehn Euro je Megawattstunde tiefer als 2013. „Das hat uns 280 Millionen Euro vom Gewinn genommen“, sagte Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber. Große Teile der konventionellen Stromerzeugung in Europa seien bei diesem Strompreis nicht mehr wirtschaftlich. Anzengruber erwartet, dass europaweit viele Kraftwerke schließen werden.

Der Verbund wird Ende April seinen Block im Kohlekraftwerk Dürnrohr zusperren. „Kohle zur Stromproduktion rechnet sich in Österreich nicht“, betont er. Der Transport sei zu teuer. Das Kohlekraftwerk in Mellach werde zur Fernwärmeversorgung von Graz bis 2020 weiter betrieben. Das Gaskraftwerk Mellach soll eingemottet werden. Bisher verhindert dies ein Rechtsstreit mit Graz. Die Stadt will Mellach als Absicherung zur Fernwärmeversorgung am Netz haben.

Strompreis fällt weiter

Anzengruber sieht den Strompreis auch heuer weiter fallen und mit ihm den Konzerngewinn des Verbund. Aktionäre reagierten enttäuscht, die Aktie fiel zeitweise um bis zu 2,8 Prozent.

Erst 2020 erwartet der Verbund-Chef eine Wende am Strommarkt. Dann könnten so viele Kraftwerke vom Netz genommen worden sein, dass die Preise kräftig steigen. In den Kraftwerksschließungen sieht Anzengruber aber auch Gefahren. „Die Versorgungssicherheit wird schlechter“, warnt er. Vor allem im Süden Deutschlands und damit auch in Österreich könnte es zu Engpässen kommen. Der schleppende Leitungsausbau verschärfe die Lage zusätzlich.

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