Verbund rechnet mit weiterem Rückgang beim Strompreis

Verbund rechnet mit weiterem Rückgang beim Strompreis
2018 werde laut Verbund die Talsohle erreicht, dann dürfte es wieder leicht aufwärts gehen.

Der Verbund geht für heuer von weiteren Rückgängen der Strom-Großhandelspreise aus und sieht erst 2018 die Talsohle erreicht. Mit dem dritten Restrukturierungsprogramm rüstete man sich dafür, um auch bei Notierungen von nur 20 Euro je MWh, wie sie voriges Jahr getestet wurden, noch Gewinne zu schreiben. Darauf verwies Generaldirektor Wolfgang Anzengruber am Mittwoch in der Hauptversammlung.

Nach dem Preisrutsch Anfang 2016 um ein Viertel bis ein Drittel "rechnen wir auch für heuer mit einem weiteren Rückgang", so Anzengruber: "Wir haben heute niedrigere Strompreise als vor 15 Jahren." Die leichte Erholung der Großhandelsnotierungen zu Ende 2016 sei lediglich mehreren Sonderfaktoren zuzuschreiben gewesen, betonte Finanzvorstand Peter F. Kollmann. Der vom Verbund im Schnitt erzielte Absatzpreis sei 2016 auf 31 (35) Euro/MWh gesunken, für 2017 erwarte man 30 Euro/MWh. Für 2018 werde die Talsohle erreicht, dann sollte es wieder leicht aufwärts gehen, so Kollmann.

Weniger Mitarbeiter

Neben einer Sachkosten-Reduktion habe der Verbund - schon länger - auch mit einer Senkung der Mitarbeiterzahl auf das schwierige Marktumfeld reagiert. Im Zeitraum 2013 bis 2021 wolle man die Beschäftigtenzahl um 850 senken, 600 davon werde man bereits Ende 2016 erreicht haben. Ziel sei eine Mitarbeiterzahl von 2.700, sagte Anzengruber - voriges Jahr waren es knapp über 2.900.

Außerdem habe der Verbund sein bis 2021 laufendes Investmentprogramm gekürzt, erinnerte Anzengruber - und für 2016 solle auch die Dividende zurückgenommen werden - von 35 auf 29 Cent je Aktie. Die Konzernverschuldung werde bis 2019 um eine Milliarde Euro verringert werden.

Auch CFO Kollmann verwies auf die weitere Senkung von Personal-, Zins- und sonstigen betrieblichen Aufwänden im Vorjahr. Der durchschnittliche Zinssatz sei von 4,2 Prozent 2013 auf 3,7 Prozent 2016 gesenkt worden und solle bis 2019 weiter auf 2,6 Prozent zurückgehen. Der Verbund sei heute finanziell gestärkt, dies sei die Basis für das Wachstum in den kommenden Jahren, so Kollmann.

Der Verbund wolle ein CO2-freier Low-Cost-Erzeuger sein, so Anzengruber. Der Verbund sei auf dem Weg Richtung 100 Prozent CO2-freie Produktion, 2016 sei man bei 96 Prozent gelegen. In diesem Sinn sei auch die erfolgte Bereinigung offener Fragen zum Kraftwerksstandort Mellach zu sehen. Das Kohlekraftwerk dort werde schon 2019 statt erst 2020 schließen können, das Gaskraftwerk halte man aber für die Versorgungssicherheit weiter betriebsbereit. Auch heuer im Jänner und Februar sei die heimische Stromversorgung auch auf den Schultern von Mellach gesichert worden.

Personelles

Heute soll bei der Hauptversammlung Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss neu in den Verbund-Aufsichtsrat gewählt werden - wie auch Wiener-Stadtwerke-Holding-Vorstand Peter Weinelt. Roiss soll in der Folge an der Spitze des Verbund-AR dem nach fast 17 Jahren Mitgliedschaft in dem Gremium ausscheidenden Gilbert Frizberg (61) nachfolgen, doch wird das vom Kontrollgremium in seiner konstituierenden Sitzung selbst entschieden. An die Spitze des Verbund-AR war Frizberg vor gut zehn Jahren gewählt worden - im März 2007 -, als Nachfolger von Erhard Schaschl.

Roiss (65) leitete von Frühjahr 2011 bis Sommer 2015 den teilstaatlichen Mineralölkonzern - als Nachfolger von Wolfgang Ruttenstorfer. Zur OMV kam der gebürtige Oberösterreicher 1990, in den Vorstand des größten heimischen Industrieriesen zog Roiss 1997 ein. Anfang 2002 wurde der Wirtschaftsabsolvent (Unis Wien, Linz und Stanford) Vize-Vorstandschef, neun Jahre später CEO. Sein vorzeitiger Abgang bei der OMV erfolgte nicht friktionsfrei, in der OMV folgte ihm Rainer Seele nach.

AR-Chef Frizberg betonte in der HV zu seinem seit Februar bekannten Rückzug aus dem Gremium mit dem heutigen Tag: "Es ist an der Zeit für eine Neuaufstellung im Aufsichtsrat." In einem Interview mit der "Wiener Zeitung" (Mittwoch-Ausgabe) plädierte er - wie kürzlich auch IVA-Anlegerschützer Wilhelm Rasinger im APA-Gespräch - für eine künftige Reduktion der Zahl der Vorstände im Verbund von derzeit vier auf zwei. "Ich halte zwei für angemessen - maximal einen Dreiervorstand, aber nur dann, wenn einer der drei die operative Führung des Hauptbetriebes, der Verbund Hydro Power, übernimmt." Die Verträge der vier Vorstandsmitglieder laufen aktuell bis Ende 2018.

2016 setzte der Verbund-Konzern fast 2,8 Mrd. Euro um. Die Erlöse sanken dabei wegen der weiter rückläufigen Strompreise um fast 6 Prozent, die Belegschaft schrumpfte um fünfeinhalb Prozent. Das operative EBITDA stieg um 17,5 Prozent auf 1,044 Mrd. Euro, bereinigt um Einmaleffekte wuchs es um 6,6 Prozent. Das Konzernergebnis verdoppelte sich auf 424 Mio. Euro. Für 2017 peilt der Verbund rund 800 Mio. Euro EBITDA und rund 280 Mio. Euro Konzernergebnis an.

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