Notenbanken verunsichern Börsianer in Europa

Die New Yorker Börse.
Anleihen verlieren an Attraktivität und bei Aktien steigt das Risiko. Experten raten abzuwarten.

In den vergangenen Jahren haben sich Anleihen als sicheres Investment mit soliden Erträgen erwiesen. Doch diese Zeit scheint zu Ende zu gehen. Die Zinsen stiegen im Mai auf Jahreshochs, die Kurse sinken. Dies hat zwei Gründe: Erstens hat sich die Angst eines Crashs der Finanzmärkte verflüchtigt. Investoren wollen sich daher nicht mehr mit bescheidenen Gewinnen zufriedengeben. Zum anderen leiden die Anleihen unter den Sorgen um ein Abbremsen der expansiven Geldpolitik der Notenbanken der USA und Japan. Sie kaufen seit geraumer Zeit um Milliarden Anleihen auf mit dem Ziel, die Konjunktur zu stützen.

Doch in den USA gibt es immer wieder Signale, dass dies nicht mehr lange nötig sein wird. „Das Ende des Kaufprogramms rückt näher“, sagt Commerzbank-Analyst Bernd Weidensteiner. Spätestens im Dezember werde es zurückgefahren. Christian Heger von der HSBC jedoch glaubt, dass „wegen der labilen Weltwirtschaft die Anleihenkäufe der US-Notenbank bis weit in das Jahr 2014 weitergehen.“

In Japan ist das Bild ein etwas anderes. Die Investoren zweifeln zusehends daran, dass die Bank of Japan das Land mit ihrem Kurs aus der wirtschaftlichen Dauermisere führen kann. Daher wird vermutet, dass die Anleihenkäufe bald schon wieder Geschichte sein könnten.

Starker Yen

Anders als in den USA leiden darunter auch Japans Aktien. Der Nikkei notiert schon mehr als 20 Prozent unter seinem Hoch von Mitte Mai. Mit ein Grund ist der Yen, der trotz Geldflut immer stärker wird. Das spüren die Exporttitel. Dennoch ist Fondsmanager Ernst Glatzmann von der Gesellschaft Swiss & Global für Japans Markt positiv gestimmt. „Bis 2015 werden sich die Unternehmensgewinne verdoppeln und damit schneller steigen als in allen anderen Industriestaaten.“

Experte Heger steigt hingegen fürs Erste generell auf die Bremse. „Die fehlenden Anlagealternativen werden Investoren zwar weiter in Aktien treiben. Die aktuelle Konsolidierungsphase dürfte aber noch nicht vorbei sein.“ Denn die schwächelnde Weltwirtschaft werde bei den Konzernergebnissen Spuren hinterlassen. Anleger sollten sich daher mit Investments zunächst Zeit lassen.

Fondstelefon

Expertenstunde Von Risiken und Chancen bis zum Aufbau einer privaten Zusatzpension: Über die weitere Entwicklung und Fragen zu Investmentfonds geben regelmäßig Experten am KURIER-Telefon Antwort. Die nächste Fragestunde findet morgen, Dienstag, 18. Juni zwischen 10 und 11 Uhr mit Hrn. Paul Severin von der Erste Sparinvest, der Investmentfondsgesellschaft der Erste Bank und der Sparkassen, statt. Rufen Sie an und lassen Sie sich kostenlos unter der Nummer 01/526 57 60 beraten.

Kommentare