USA

Autohändler profitieren von GM-Pannenserie

General Motors steckt in der Imagekrise - die Autohändler freut's.
29 Millionen Autos mussten bisher zurück in die Werkstätten. Die Kassen der Händler klingeln.

Des einen Leid, des anderen Freud: Während das Image von General Motors (GM) unter den millionenfachen Rückrufen wegen defekter Fahrzeuge leidet, erleben die Auto-Händler in den USA derzeit eine Sonderkonjunktur. Denn die Beseitigung der technischen Mängel - allein GM hat dieses Jahr rund 29 Millionen Fahrzeuge deshalb in die Werkstätten beordert - füllt die Kassen der Händler.

Wenn Kunden einen Mietwagen bekommen, bleibt ebenfalls Geld hängen, schließlich übernimmt GM auch hier die Rechnung. Und manchmal wird sogar gleich ein neues Auto gekauft.

Mehr Kundenkontakt

Autohändler profitieren von GM-Pannenserie
A man walks past a row of General Motors vehicles at a Chevrolet dealership on Woodward Avenue in Detroit, Michigan in this April 1, 2014 file photo. General Motors Co bucked Wall Street's low expectations and negative publicity over a flood of safety recalls, reporting a modest rise in U.S. sales in June. REUTERS/Rebecca Cook/Files (UNITED STATES - Tags: BUSINESS TRANSPORT)
Recherchen der Nachrichtenagentur Reuters zeigen, dass die Händler in vielen Fällen durch die Rückrufe erst wieder in Kontakt mit Kunden kommen, die sie lange nicht mehr gesehen haben. Die Brüder Ray und Mark Scarpelli betreiben beispielsweise Autohäuser im US-Bundesstaat Illinois. Und bis Anfang Juli zogen die Verkäufe bei Ray im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent an, bei Mark sogar um 20 Prozent. GM hat seinen Absatz im ersten Halbjahr aber nur um 2,5 Prozent ausweiten können - die Branche insgesamt um 4,3 Prozent.

Zusätzliche Reparaturen

Don Lee, Chef von 14 Autohäusern im Bundesstaat Maine, erklärt, es sei eine Chance, sich die Autos genauer anzuschauen, "ohne Kosten für die Kunden". Dies führe oft zu zusätzlichen Reparaturen oder sogar Käufen von Neuwagen. Lee vertreibt vor allem Chrysler und japanische Marken. Bei Chrysler - der US-Hersteller musste auch Millionen Wagen zurückrufen - kämen 15 Prozent seiner Neuabschlüsse aus der Abteilung, die mit den Service-Checks zu tun gehabt hätten.

Facharbeiter gesucht

Autohändler profitieren von GM-Pannenserie
Technician Bob Poe works on wiring under the drivers seat of a Chevy Traverse because of a recall at Raymond Chevrolet in Antioch, Illinois, July 17, 2014. The news about deadly crashes linked to a faulty ignition switch, followed by wave upon wave of recalls, did not bode well for General Motors dealers earlier this year. But according to Robbie Long, service director for the dealer and nearby Ray Chevrolet, what looked like "great adversity" has turned into an opportunity. To match Insight GM-RECALL/DEALERS Picture taken July 17, 2014. REUTERS/John Gress (UNITED STATES - Tags: TRANSPORT BUSINESS SOCIETY)
Bei AutoNation, dem größten Händlernetz der USA, läuft das Geschäft angesichts der guten Konjunktur seit längerem rund. Für die 273 Franchise-Häuser in 15 Bundesstaaten werden 400 neue Facharbeiter gesucht. Firmenchef Mike Jackson sagt, wegen der GM-Rückrufe werde es noch einmal Hunderte zusätzliche Einstellungen geben.

Bei GM geht es in den meisten Fällen um fehlerhafte Zündschlösser, die mit vielen Unfällen und mindestens 13 Todesfällen in Verbindung gebracht werden. Es besteht die Gefahr, dass der Zündschlüssel unbeabsichtigt in die Aus-Position springt. Dadurch kann während der Fahrt der Motor ausgehen und die Stromversorgung für Lenkvorrichtung, Bremsen sowie Airbags unterbrochen werden.

Arbeitsstunden: GM übernimmt Kosten

Autohändler profitieren von GM-Pannenserie
Technician Dan Lutka closes the door on a Chevy Traverse after working on a seat belt that was recalled at Raymond Chevrolet in Antioch, Illinois, July 17, 2014. The news about deadly crashes linked to a faulty ignition switch, followed by wave upon wave of recalls, did not bode well for General Motors dealers earlier this year. But according to Robbie Long, service director for the dealer and nearby Ray Chevrolet, what looked like "great adversity" has turned into an opportunity. To match Insight GM-RECALL/DEALERS Picture taken July 17, 2014. REUTERS/John Gress (UNITED STATES - Tags: TRANSPORT BUSINESS SOCIETY)
Beim GM-Modell Cobalt übernimmt der Konzern nach Angaben der befragten Autohändler eineinhalb Arbeitsstunden. Das entspreche in etwa 150 Dollar (111,60 Euro). Hinzu kämen rund 90 Dollar für Ersatzteile. Zwischen 1.000 und 2.500 Dollar müsse GM berappen, wenn Kunden ein Ersatzwagen gestellt werde.

GM wollte sich zu den einzelnen Kosten nicht äußern. Der US-Autobauer hat gerade einen Entschädigungsfonds für Opfer eingerichtet. 400 Mio. Dollar sollen hier eingezahlt werden. 200 Mio. Dollar könnten später noch einmal hinzukommen. Die Sonderlasten hatten auch im zweiten Quartal den Gewinn der Opel-Mutter zu weiten Teilen aufgezehrt.

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