29 Millionen Autos mussten bisher zurück in die Werkstätten. Die Kassen der Händler klingeln.
29.07.14, 09:51
Des einen Leid, des anderen Freud: Während das Image von General Motors (GM) unter den millionenfachen Rückrufen wegen defekter Fahrzeuge leidet, erleben die Auto-Händler in den USA derzeit eine Sonderkonjunktur. Denn die Beseitigung der technischen Mängel - allein
GM hat dieses Jahr rund 29 Millionen Fahrzeuge deshalb in die
Werkstätten beordert - füllt die Kassen der Händler.
Wenn Kunden einen Mietwagen bekommen, bleibt ebenfalls Geld hängen, schließlich übernimmt
GM auch hier die Rechnung. Und manchmal wird sogar gleich ein neues
Auto gekauft.
Mehr Kundenkontakt
Recherchen der NachrichtenagenturReuterszeigen, dass die Händler in vielen Fällen durch die
Rückrufe erst wieder in Kontakt mit Kunden kommen, die sie lange nicht mehr gesehen haben. Die Brüder Ray und
Mark Scarpelli betreiben beispielsweise Autohäuser im US-Bundesstaat
Illinois. Und bis Anfang Juli zogen die Verkäufe bei Ray im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent an, bei
Mark sogar um 20 Prozent.
GM hat seinen Absatz im ersten Halbjahr aber nur um 2,5 Prozent ausweiten können - die Branche insgesamt um 4,3 Prozent.
Zusätzliche Reparaturen
Don Lee, Chef von 14 Autohäusern im Bundesstaat Maine, erklärt, es sei eine Chance, sich die
Autos genauer anzuschauen, "ohne Kosten für die Kunden". Dies führe oft zu zusätzlichen Reparaturen oder sogar Käufen von Neuwagen. Lee vertreibt vor allem
Chrysler und japanische Marken. Bei Chrysler - der US-Hersteller musste auch Millionen Wagen zurückrufen - kämen 15 Prozent seiner Neuabschlüsse aus der Abteilung, die mit den Service-Checks zu tun gehabt hätten.
Facharbeiter gesucht
Bei
AutoNation, dem größten Händlernetz der
USA, läuft das Geschäft angesichts der guten Konjunktur seit längerem rund. Für die 273 Franchise-Häuser in 15 Bundesstaaten werden 400 neue Facharbeiter gesucht. Firmenchef
Mike Jackson sagt, wegen der GM-Rückrufe werde es noch einmal Hunderte zusätzliche Einstellungen geben.
Bei GM geht es in den meisten Fällen um fehlerhafte Zündschlösser, die mit vielen Unfällen und mindestens 13 Todesfällen in Verbindung gebracht werden. Es besteht die Gefahr, dass der Zündschlüssel unbeabsichtigt in die Aus-Position springt. Dadurch kann während der Fahrt der Motor ausgehen und die Stromversorgung für Lenkvorrichtung, Bremsen sowie Airbags unterbrochen werden.
Arbeitsstunden: GM übernimmt Kosten
Beim GM-Modell Cobalt übernimmt der Konzern nach Angaben der befragten Autohändler eineinhalb Arbeitsstunden. Das entspreche in etwa 150 Dollar (111,60 Euro). Hinzu kämen rund 90 Dollar für Ersatzteile. Zwischen 1.000 und 2.500 Dollar müsse
GM berappen, wenn Kunden ein Ersatzwagen gestellt werde.
GM wollte sich zu den einzelnen Kosten nicht äußern. Der US-Autobauer hat gerade einen Entschädigungsfonds für Opfer eingerichtet. 400 Mio. Dollar sollen hier eingezahlt werden. 200 Mio. Dollar könnten später noch einmal hinzukommen. Die Sonderlasten hatten auch im zweiten Quartal den Gewinn der Opel-Mutter zu weiten Teilen aufgezehrt.
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