US-Bürger holen ihr Geld aus Europas Banken

Schärfere Vorschriften, magere Zinsen und weitere Downratings: Amerikaner ziehen Milliarden ab. Fed-Chef Bernanke ist ob der Krise "sehr besorgt".

Verlieren die Amerikaner das Vertrauen in europäische Banken? Daten der US-Notenbank sprechen dafür: So sind die Einlagen der US-Bürger bei ausländischen Geldinstituten - vor allem europäischen Tochterbanken - im vergangenen halben Jahr von knapp 1,2 Billionen Dollar (Stand Ende Mai) um ein Viertel auf 879 Milliarden Dollar (Anfang Dezember) gesunken, wie die " Financial Times" berichtet.

Die wichtigsten Gründe: Zum einen müssen ausländische Banken in den USA den Finanzbehörden seit heuer sehr viel umfangreicher über die Wertpapiergeschäfte ihrer Kunden Auskunft erteilen als zuvor. Damit wollen die USA Steuerschlupflöcher schließen. Der bürokratische Aufwand für die Banken ist nun so hoch, dass immer mehr europäische Banken lieber auf ihre US-Kunden verzichten. Zum anderen bieten besonders die ausländischen Banken in den USA viele langfristige Sparanlagen mit mageren Zinsen an. Letztlich bereiten aber vor allem die Auswirkungen der Euro-Krise den Amerikanern zunehmend Sorgen.

Bernanke "sehr besorgt"

US-Bürger holen ihr Geld aus Europas Banken

So hat sich US-Notenbankchef Ben Bernanke bei einem Treffen mit US-Senatoren "sehr beunruhigt" über die Schuldenkrise in der EU geäußert. Zugleich soll Bernanke deutlich gemacht haben, dass die Euro-Schuldenkrise auch die USA hart treffen könnte. "Er ist sehr besorgt", sagte etwa Senator Orrin Hatch. "Er sagte, wenn sie ihre Sache nicht auf die Reihe bekommen, dann hätte das Auswirkungen auf uns. Ein Zusammenbruch da drüben wäre schädlich für uns." Die Frage, ob die Fed im schlimmsten Fall über Finanzhilfen für die EU nachdenke, habe Bernanke verneint, hieß es.

Fitch stufte fünf europäische Banken herab

US-Bürger holen ihr Geld aus Europas Banken
Die kleinere Nummer drei, Fitch, geht ebenfalls auf einen US-amerikanischen Gründer zurück, gehört heute aber zu 60 Prozent dem börsennotierten französischen Finanzinvestor Fimalac. Die restlichen Anteile hält der US-Medienkonzern Hearst ("Cosmopolitan", "Elle", ESPN). Hinter Fimalac steht der in Frankreich weit vernetzte Geschäftsmann und Unternehmer Marc Ladreit de Lacharriere. Fitch sitzt in New York und London.

Indes knöpfen sich die großen Ratingfirmen die nächsten Banken in Europa vor. Am späten Mittwoch stufte Fitch die Kreditwürdigkeit von insgesamt fünf Instituten ab: Credit Agricole und Banque Federative du Credit Mutuel aus Frankreich, Danske Bank aus Dänemark, OP Pohjola aus Finnland sowie die Rabobank Group aus den Niederlanden.

Alle Banken sackten um je eine Stufe auf der Ratingskala ab, sie haben allerdings weiterhin eine gute Bonität mit Noten zwischen " AA" und "A". Damit dürfte es für sie nun teurer und schwieriger werden, an frisches Geld zu gelangen. Denn je schlechter ein Rating ist, desto höhere Risikoaufschläge verlangen Investoren in der Regel.

Fitch begründete die Herabstufung mit dem Gegenwind, dem die Bankenwelt momentan ausgesetzt sei. Die Geschäfte zwischen den einzelnen Kreditinstituten auf dem sogenannten Interbanken-Markt würden nicht mehr reibungslos ablaufen, schrieb Fitch. Überdies schwäche sich die Wirtschaft wegen der Eurokrise ab.

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