"Unsinnige Vorschriften behindern die Börse"

Unter den Top 5 finden sich auch alle ATX-Finanztitel - und das trotz anhaltend schwieriger Rahmenbedingungen wie etwa das niedrige Zinsniveau und das Erfordernis eines höheren Eigenkapitals, wie die AK anmerkt, die die Studie am Donnerstag veröffentlichte.
Österreichs Privatunternehmen scheuen einen Börsegang. Zu teuer und aufwendig seien die Vorschriften, beklagt Wilhelm Rasinger.

Hunderte Seiten dicke Kapitalmarktprospekte, noch dazu auf englisch; 20 Seiten Bericht über die Vergütung der Vorstände und jede Menge Regeln für den Erwerb von Aktien des eigenen Unternehmens durch deren Chefs. "Die Wiener Börse leidet an vielen unsinnigen Vorschriften", lautet die Diagnose von Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger.

"Ich tue mir das gar nicht an", hört Rasinger denn auch häufig von Österreichs Klein- und Mittelbetrieben. Und auch von Vorständen börsenotierter Unternehmen. Sie wollten gar keine Aktien ihrer Firma mehr erwerben. Zu groß sei die Gefahr, dass sie mit der Finanzmarktaufsicht in Konflikt kämen, meint der Kleinanlegervertreter. "Wenn die Chefs aber keine Aktien kaufen und auch die Politiker nicht, warum sollten das dann die Kleinanleger machen?", fragt er.

Investitionen nötig

Einige Hoffnung setzt Rasinger auf den neuen Börsenvorstand Christoph Boschan, der von der Stuttgarter Börse nach Wien wechselte. "Er bringt Auslandserfahrung mit. Ich erwarte mir einige Impulse davon", sagt der Aktionärsvertreter.

Wichtig sei, dass in die Börse investiert werde. Denn derzeit gehe es den Aktionären – großteils Banken und Versicherungen – nur darum, möglichst gut damit zu verdienen. Das bedinge natürlich hohe Gebühren. Zudem müsse Boschan die Politik sowie die Gewerkschaft überzeugen, dass Aktien nichts Böses seien. Die Gewerkschaft müsse ihren Mitglieder irgendwann ja sagen, dass sie mit dem Sparbuch keine Erträge mehr lukrieren könnten.

Dritter Adressat der Änderungswünsche ist die Finanzmarktaufsicht. "Wenn sie so weitermacht, kann man sich ausrechnen, wann kein Unternehmen mehr in Wien notiert, die Aufsicht aber doppelt so viele Mitarbeiter hat wie jetzt", kritisiert Rasinger die Regulierungswut. Er fordert unter anderem eine Straffung des Kapitalmarktprospekts, einfache Regeln für ein Delisting und eine Begrenzung der Kursgewinnsteuer auf bis zu zehn Jahren. Die geförderte Zukunftsvorsorge würde er beenden. "Sie kostet Steuergeld, bringt aber keine Erträge", sagt Rasinger.

Kommentare