Umweltschützer im Clinch mit der Kleinwasserkraft

Kraftwerk Göriachbach in St. Andrä im Lungau produziert Strom für mehr als 400 Haushalte.
Die Förderung für den Neubau kleiner Wasserkraftwerke sollte gestoppt werden.

Irgendwann ist es genug: "Mit 3100 Kleinwasserkraftwerken seien Österreichs Bäche und Flüsse genug verbaut", sagt Franz Maier, Präsident des Umweltdachverbands im Gespräch mit dem KURIER. Er fordert einen Ausbau-Stopp.

"Drei Viertel aller Ausbaupläne der Kleinwasserkraft-Branche liegen in nationalen und Europaschutzgebieten", betont Maier. Seit Jahren würden neue Kleinwasserkraftwerke nur noch in "ökologisch sensiblen Gebieten" geplant. Um diesem Trend einen Riegel vorzuschieben, fordern die Umweltschützer, dass ein neues Ökostromgesetz keine Förderungen für Kleinwasserkraftwerks-Neubauten mehr vorsehe. Derzeit sind 1,5 Millionen im Jahr für neue Kleinwasserkraftanlagen vorgesehen. Insgesamt erhielten die bestehenden 3100 kleinen Wasserkraftwerke 86,2 Millionen Euro an Förderungen für ihren Strom. Der Grund: Der Marktpreis für elektrische Energie ist seit Jahren so niedrig, dass sich der Betrieb von kleinen Anlagen wirtschaftlich nicht rechnet.

Für Maier ist das ein weiterer Kritikpunkt: Wenn weiter Subventionen in neue Kleinkraftwerke gesteckt würden, komme man nie in die Wirtschaftlichkeit. Sein Vorschlag: Das Fördervolumen für Neuanlagen zur Gänze in die Revitalisierung der bestehenden Kleinwasserkraftwerke umlenken. Damit könnte die Stromproduktion dieser Anlagen deutlich erhöht werden, ohne dass ökologisch wertvolle Flussläufe zerstört würden. Für diese Effizienzsteigerung sollten aber auch ökologische Kriterien vorgeschrieben werden.

Verhinderungs-Taktik

Auch wenn es einiges an Ausbauplänen der Kleinwasserkraft gibt, verwirklich wird kaum etwas. Beispiel: das von der EVN geplante Kleinwasserkraftwerk Ferschnitz an der Ybbs. Seit fünf Jahren versucht der niederösterreichische Versorger die Genehmigungen dafür zu erhalten. Regionale Fischerei-Vertreter wehren sich bis zuletzt. Nun liegt der Fall beim EuGH.

Paul Ablinger, Geschäftsführer des Kleinwasserkraftwerks-Verbands, kann den Gegner-Argumenten wenig abgewinnen. Er führt ins Treffen, dass es an den heimischen Flüssen mehr als 30.000 "Querverbauungen", also etwa Wehranlagen, gebe, aber nur 3100 Kleinwasserkraftwerke. Diese Querverbauungen könnten für die Wasserkraft genützt werden", sagt er. Da gebe es großes Interesse.

Balkan als Alternative

Weil Kraftwerks-Neubauten in Österreich so gut wie unmöglich sind, weichen die Versorger ins Ausland aus. Etwa auf den Balkan. Wien Energie, Kelag, aber auch die EVN sind dort mit Kleinwasserkraftwerken präsent.

Aber auch am Balkan wird es schwieriger. Die NGO "RiverWatch" warnt bereits vor "Raubbau an Europas wertvollsten Flüssen". 1829 Kraftwerkspläne internationaler Versorger hat RiverWatch am Balkan untersucht. "Sie bedrohen einen wesentlichen Teil des europäischen Naturerbes", lautet das Fazit.

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