Ukraine: Geheimdienst drängt Investor Wolf aus dem Traktorengeschäft
Der österreichische Investor und Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf wirft in der Ukraine das Handtuch. Vor fünf Jahren ist er als Minderheitsaktionär (knapp 30 Prozent) beim Konzern Kharkiv Tractor Plant XTZ, dem weltweit größten Traktorenhersteller, eingestiegen und wollte den Betrieb auf europäisches Niveau bringen. Doch die Rechnung ging nicht auf. Im Frühjahr 2016 haben die ukrainischen Behörden, vor allem der Geheimdienst SBU und die Kartellbehörde, den Betrieb lahmgelegt. Das Vermögen des Unternehmens (2900 Mitarbeiter) und die Konten wurden eingefroren.
Unlautere Vorwürfe
"Diebstahl der Traktorfabrik durch Russland wurde verhindert", lauteten die Schlagzeilen der ukrainischen Medien. Die Vorwürfe waren heftig: Schädigung der staatlichen Interessen, illegale Ausfuhr von Traktoren und Konstruktionsplänen nach Russland und Nichtzahlung von Steuern. Doch Beweise für die Anschuldigungen wurden bis heute nicht vorgelegt. Wolf weist alle Vorwürfe zurück. "Seit März hat man die Mitarbeiter ausgesperrt, sie sitzen auf der Straße. Wir haben an die Arbeiter Unterstützungszahlungen geleistet, weil wir sie nicht verhungern lassen können", sagt Wolf zum KURIER. Der gebürtige Steirer musste alle Unterlagen über die Eigentümerverhältnisse offenlegen. Das Traktorenwerk könnte auch militärische Güter erzeugen, woran Wolf nicht einmal im Traum gedacht hatte. Detail am Rande: Die Beteiligung hält Wolf über Offshore-Gesellschaften. Das sei auch in der Ukraine üblich, sagt Wolf.
Keine Änderungen
Leere Worte
Indes setzte Wolf alle Hebel in Bewegung, um die Traktorenfabrik wieder in Gang zu bringen. "Ich habe mit dem ukrainischen Vize-Premier und dem Wirtschaftsminister gesprochen. Die wollten eine rasche Lösung anstreben", sagt der frühere Magna-Boss. Nun sind fünf Monate vergangen und nichts sei geschehen. "Ich weiß nicht mehr, welches politisches Ziel die verantwortlichen Herren verfolgen", sagt Wolf. "Das Traktorengeschäft ist ein Saisongeschäft. Wenn ich es jetzt nicht frei bekomme, kann ich erst wieder im Frühjahr starten, dann habe ich alle meine Kunden verloren. Ich habe unnötig Zeit vertan und die Leute verprellt." Nachsatz: "Es tut mir um die Mitarbeiter leid, aber ich kann nicht mehr weitermachen." Wolf will seine Anteile nun an Yaroslavsky abtreten. Wie viele Millionen Euro er bei diesem Engagement in den Wind schreiben muss, darüber wollte Wolf keine Auskunft geben.
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