Tyrolean und Gewerkschaft auf dem "Highway to Hell"

Tyrolean und Gewerkschaft auf dem "Highway to Hell"
Der Bruderzwist im Hause AUA um den KV geht weiter: Der Tyrolean-Betriebsrat demonstrierte am Dienstag vor der Gewerkschaftszentrale in Wien.

Die Veranstaltung vor der ÖGB-Zentrale in Wien hatte Seltenheitswert. Es kommt nicht alle Tage vor, dass Belegschaft und Betriebsräte eines Unternehmens gegen die eigene Gewerkschaft auf die Barrikaden gehen. Zu den Hardrock-Klängen von "Highway to Hell" rief Tyrolean-Betriebsratschef Thomas Blaska in die empörte Runde: "Habt ihr noch Vertrauen in den ÖGB?" Buhrufe und Pfiffe waren die Antwort.

Die Tyrolean-Belegschaft protestierte dagegen, dass die Gewerkschaft vida den Kollektivvertrag (KV) gegen ihren Willen gekündigt hatte. Um zu verhindern, dass der AUA-Vorstand den Flugbetrieb der Mutter auf jenen der Tyrolean überträgt. Und damit die Kosten für die 578 AUA-Piloten um rund 25 Prozent senkt. Im Februar hatte der Vorstand den AUA-KV aufgelöst.

Drei Klassen

In der AUA-Gruppe gibt es drei Klassen von Bord-Mitarbeitern: Die vor 1994 eingestellten Piloten und Flugbegleiter sind am teuersten. Dann kommen die jungen AUA-Crews und am Ende der Lohnskala stehen die rund 950 Tyrolean-Beschäftigten, die sich von der Gewerkschaft "verkauft" fühlen.

In der Nacht vor der Demo hatten die Betriebsratschef Karl Minhard (AUA) und Thomas Blaska allerdings gemeinsam mit vida-Chef Rudolf Kaske eine Vereinbarung unterschrieben: Man strebe einen Konzern-KV auf "einem bestimmten Niveau unter Wahrung der Interessen der Beschäftigten von AUA und Tyrolean an. Ziel ist, dass der Standort Wien aufrecht erhalten bleibt und Österreich weiterhin einen leistungsfähigen Home-Carrier hat". Am Mittwoch wollen die Herren gemeinsam Mittagessen.

ÖGB-Chef Erich Foglar will die Kündigung des Tyrolean-KV nicht zurück nehmen und pocht auf einen Konzern-KV. Viel Zeit ist nicht mehr. AUA-Vorstand Jaan Albrecht bereitet bereits den Betriebsübergang vor. Die AUA-Piloten haben bis dato Einsparungsvorschläge im Ausmaß von 47 Millionen Euro präsentiert. Das dürfte der AUA-Mutter Lufthansa offenbar immer noch zu wenig sein.

Die schwache gewerkschaftliche Organisierung bei Tyrolean dürfte mit ein Grund für die Turbulenzen sein. Während bei der AUA-Bordbelegschaft rund 600 Mitarbeiter bei der Gewerkschaft sind, gibt es bei Tyrolean nur 200 Gewerkschaftsmitglieder.

Worum geht es?

Die Lage wirkt auf den ersten Blick kompliziert: Das AUA-Management hat den AUA-Bord-Kollektivvertrag gekündigt, weil es die Personalkosten der Lufthansa-Tochter senken will. Das AUA-Management droht mit dem Transfer der AUA-Belegschaft in den billigeren KV der AUA-Tochter Tyrolean. Die Gewerkschaft vida hat daraufhin den Tyrolean-Bord-KV vergangene Woche gekündigt. Die Gewerkschaft vida sieht ihren Schritt als Reaktion, um die Pläne des Managements zu durchkreuzen. Der Tyrolean-Betriebsrat protestierte daraufhin scharf gegen die Gewerkschaft, der Tyrolean-KV sei gegen den Willen der Belegschaft von der vida gekündigt worden.

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